Chinas Bondrenditen zeigen steil abwärts

Maue Konjunkturaussichten lassen China-Anleger verstärkt zu Staatspapieren greifen. Die Rendite auf zehnjährige Staatsanleihen lotet neue Tiefen aus. Analysten rechnen mit einem anhaltenden Abwärtstrend.

Chinas Bondrenditen zeigen steil abwärts

In einem von Konjunktursorgen und Immobilienmarktproblemen geprägten Finanzmarktklima favorisieren China-Anleger zusehends Staatsanleihen und sorgen für anhaltenden Abwärtsdruck bei den einschlägigen Bondrenditen. Am Dienstag ist die Verzinsung auf zehnjährige Benchmark-Anleihen der chinesischen Regierung weiter auf 2,47% zurückgekommen. Damit wurde der tiefste Stand seit 22 Jahren erreicht.

Chinas Bondrenditen zeigen steil abwärts

Niveau bei zehnjährigen Staatstiteln auf 22-Jahres-Tief – Zinsfantasie befördert den Trend

nh Schanghai

Rückzug aus Aktien

Der starke Drang in Richtung Staatstitel wird zum einen von Umschichtungsmotiven gefördert, die aus den laufenden Enttäuschungen beim Engagement in China-Aktien resultieren. Auch im neuen Jahr sind die Leitindizes in Hongkong und an den Festlandbörsen wieder auf Talfahrt und lassen sowohl entmutigte Privatanleger als auch ausländische Institutionelle auf sicherere Yuan-Anlagen umschwenken. Zum anderen entfaltet die Aussicht auf einen aggressiveren Lockerungskurs der chinesischen Zentralbank entsprechende Sogwirkung.

Im Zuge eines globalen Sell-off bei festverzinslichen Wertpapieren haben chinesische Staatstitel in diesem Jahr klare Performancevorteile zu US-Regierungsanleihen aufgewiesen. Während die Rendite auf chinesische Papiere seit Anfang Januar um weitere 8 Basispunkte einkürzen konnte, sieht man bei vergleichbaren US-Treasury-Anleihen einen Auftrieb von fast 20 Basispunkten.

Performance-Vorteil zu US-Treasuries

Bondanalysten sehen wenig Anlass für eine rasche Umkehr des Trends. Nachdem die People’s Bank of China (PBOC) im vergangenen Jahr nicht zuletzt mit Blick auf eine Schwächephase des chinesischen Yuan trotz nachlassender Konjunkturdynamik mit monetären Stimuli stark gegeizt hat, rechnen Marktteilnehmer nun mit verstärktem Handlungsbedarf.

Ein erster Akzent wurde kürzlich mit einer unerwartet kräftigen Senkung der Mindestreservesätze gesetzt. Allein damit erweitern sich Liquiditätsspielräume bei chinesischen Geschäftsbanken als wichtigsten Abnehmern im Staatsanleihenmarkt. Nun verdichten sich die Erwartungen, dass die Notenbank demnächst mit einer Leitzinssenkung auf die lethargische Kreditaktivität einwirkt.

Zentralbank legt los

Für einen direkten Zinsimpuls zur Entlastung der Unternehmenswirtschaft spricht auch die Deflationstendenz, die sich seit Herbst in China eingeschlichen hat. Sie wird aller Voraussicht nach in der ersten Jahreshälfte weiter anhalten und erfordert ein monetäres Gegensteuern, um die realen Zinsen für Unternehmens- und Hypothekenkredite in die gewünschte Richtung zu schleusen.

Zinsoptimisten rechnen bereits im Februar mit einem Senkungsschritt der PBOC, dem im Laufe des zweiten Quartals ein weiterer folgen könnte. Ein solches Szenario könnte die zehnjährige Bondrendite unter 2,3% und in Richtung der Marke von 2,2% manövrieren, urteilen Analysten bei BNP Paribas.

Potenzial bei Kurzläufern

Der Trend dürfte sich über das gesamte Laufzeitenspektrum manifestieren. Goldman Sachs empfiehlt Zukauf bei einjährigen Papieren, die gegenwärtig bei 2,02% liegen, und visiert als Zielmarke ein Niveau bei 1,9% an. Bei Langläufern wiederum spricht die sich abzeichnende Erosion des chinesischen Wachstumspotenzials in den kommenden Jahren für tendenziell sinkende Renditen.

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