Aktien

Das nächste große Ding

Baillie Gifford ist immer auf der Suche nach Firmen, die überdurchschnittliches Ergebniswachstum liefern werden. Nach Digitalisierung und Internetplattformen hat der schottische Vermögensverwalter neue Themen ausgemacht.

Das nächste große Ding

Das nächste große Ding

Der Vermögensverwalter Baillie Gifford findet neue Wachstumsthemen

hip Edinburgh

Baillie Gifford hat neue Wachstumsthemen ausgemacht. Der schottische Vermögensverwalter hatte schon früh in Unternehmen wie Amazon und Alibaba investiert. Doch Digitalisierung und Internetplattformen haben für Malcolm MacColl, Joint Managing Partner des Assetmanagers, das vergangene Jahrzehnt bestimmt. Nun komme es darauf an, was die kommenden zehn Jahre bestimmen werde. "In den USA tut sich etwas, vielleicht schon seit 12 bis 18 Monaten", sagte MacColl auf einer Presseveranstaltung in Edinburgh. Man wolle dort die vorhandene Infrastruktur, die jahrzehntelang vernachlässigt worden sei, reparieren und verbessern. Es gebe den Wunsch, Produktion zurück ins eigene Land zu holen. Zudem werde die Energiewende auch in den Vereinigten Staaten vorangetrieben. Die staatlichen Investitionspakete für Infrastrukturmaßnahmen, Klimaschutz und Förderung der Halbleiterindustrie summierten sich auf 2,4 Bill. Dollar. Nun komme es darauf an, was davon wirklich umgesetzt werde, sagte McColl, der die "Global Alpha"-Strategie von Baillie Gifford verantwortet. Allerdings stimme ihn hoffnungsvoll, dass am Ende sowohl Demokraten als auch Republikaner für die Infrastrukturmaßnahmen gestimmt hätten. Zudem zeige der Inflation Reduction Act derzeit mehr Wirkung in Bundesstaaten, die von den Republikanern dominiert werden. Man könne also annehmen, dass er nicht zum Wahlkampfthema werde. Er habe das Management von Baustoffunternehmen wie Martin Marietta oder CRH noch nie so optimistisch erlebt. "Das ist Wachstum, aber es ist eine andere Art von Wachstum", sagte MacColl.

Weitere Themen sind für ihn künstliche Intelligenz (KI) und Biotechnologie. "Was sich in der KI tut, könnte eine unglaubliche Kraft entfalten", sagte MacColl. Es sei eher mit der Erfindung der Elektrizität oder dem Aufkommen des Internets zu vergleichen. Bei den Life Sciences gebe es derzeit eine Menge ungelöster Probleme, was die Preisgestaltung in den USA angeht. Hinzu komme eine Antikorruptionskampagne in der Volksrepublik China, die dort zu großer Zurückhaltung geführt habe. Das habe dazu geführt, dass die Zulieferer der Branche wie Sartorius an der Börse unter die Räder gekommen seien.

"Wir befinden uns möglicherweise in einem Umfeld, in dem es größere Gewinner und Verlierer geben wird als jemals zuvor", sagte Stuart Dunbar, einer der Partner des Vermögensverwalters. Zu den "Dingen, die sich ändern müssen", zählt er die bestehenden Energie- und Gesundheitssysteme. Wie Menschen künftig bezahlen oder sich unterhalten lassen, gehört für ihn zu den "Dingen, die sich ändern könnten". Das Thema Energiewende ist allerdings schon ziemlich überlaufen. "Kaufen Sie nicht das Offensichtliche", riet Dunbar. "Es gibt schon eine Menge Themenfonds da draußen. Die aufregendsten Chancen befinden sich zunehmend in angrenzenden Segmenten." Dazu rechnet er Kabelhersteller, deren Kabel den Windstrom von Offshore-Parks an Land bringen, oder Solaredge, einen Zulieferer der Solarbranche. Baillie Gifford suche nach Asymmetrien. Dunbar zeigte sich wie stets optimistisch. Auf die Art und Weise, wie Baillie Gifford investiere, könne man viel mehr verdienen als verlieren – einen entsprechend langfristigen Zeithorizont vorausgesetzt. Er habe zudem den Eindruck, dass sich "die schlimmen Dinge" bereits ereignet hätten. Von Kryptowährungen hält Dunbar nichts. Sie seien "lediglich ein Spekulationsinstrument".

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.