Märkte am Mittag

Rüstungsrally geht weiter

Nach einem weiteren Rekordhoch geht dem deutschen Leitindex etwas die Puste aus. Munter weiter aufwärts ging es hingegen für eine Branche.

Rüstungsrally geht weiter

Der Dax hat seinen Rekordlauf nach dem langen Osterwochenende zunächst fortgesetzt. Bis zur Mittagszeit bröckelten die Gewinne bei insgesamt dünnen Umsätzen allerdings ab. Ein etwas schwächer erwarteter Börsenstart an der Wall Street drückte auf die Stimmung. Nicht zuletzt dürfte der Grund im gestiegenen Rendite-Niveau am Markt für US-Staatsanleihen zu suchen sein. Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets deutet den Rendite-Anstieg als Vorsichtssignal bezüglich der Zinssenkungserwartungen an die US-Notenbank Fed.

Der deutsche Leitindex, der am Donnerstag mit einem Plus von gut 10% das erste Quartal sehr stark abgeschlossen hatte, stieg am Morgen zeitweise bis auf gut 18.567 Punkte. Zur Mittagszeit zeigte er sich dann prozentual unverändert bei 18.492,93 Punkten. Der MDax verlor zuletzt 0,2% auf 26.988 Zähler.

Zwiespältige Signale

Erfreuliche Wirtschaftssignale aus den USA sowie aus China über das verlängerte Osterwochenende hatten am Morgen noch für gute Laune unter den Anlegern gesorgt. In China blickt das verarbeitende Gewerbe nach trüben Monaten wieder optimistischer auf die Geschäftslage. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) stieg im März erstmals wieder nach sechs Monaten über 50 Punkte. Dies ist eine wichtige Schwelle, deren Überschreiten eine Ausweitung der Geschäftsaktivität signalisiert.

Zudem kamen Einkommens- und Inflationsdaten aus den USA gut an. Die positiven Daten aus der US-Industrie dagegen bringen laut Analyst Stephen Innes von SPI Asset Management auch unschöne Inflationssignale mit sich. Es brauche wohl aber noch weitere solche Überraschungen, um Investoren davon zu überzeugen, dass sich die Fed für Zinssenkungen noch länger Zeit nehmen könnte als erwartet, schreibt er.

Die Inflation in Deutschland ist im März nach den ersten Daten aus den Bundesländern weiter gefallen. Die Verbraucherpreise stiegen in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen um 1,6 bis 2,8% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im Februar lag die bundesweite Teuerungsrate noch bei 2,5%. Dies schürte Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB).

Auftrag für Rheinmetall

Unter den Aktien hierzulande erreichten Rüstungspapiere neue Höchststände. Im Dax kletterten die Papiere des Rüstungsunternehmens Rheinmetall als Spitzenwert zuletzt um 2,6%. Das Düsseldorfer Unternehmen hat einen Auftrag für Kernkomponenten von 22 Panzerhaubitzen der Bundeswehr erhalten. Im MDax gewannen Hensoldt 0,6%. Außerhalb der Dax-Familie stiegen zudem Renk 6,5%. Auftrieb gaben Aussagen von Finanzminister Christian Lindner (FDP). Dieser sieht im Bundeshaushalt ab 2028 einen Spielraum von bis zu 9 Mrd. Euro zur Aufstockung des Verteidigungsetats.

Schlusslicht im Leitindex waren die Papiere des Wohnimmobilienkonzerns Vonovia mit minus 3,1%. Sie litten darunter, dass die US-Investmentbank Goldman Sachs sie von der „Conviction List“ für besonders aussichtsreiche Aktien gestrichen hat. Zinssorgen lasteten auch auf anderen Branchenunternehmen. LEG Immobilien und TAG Immobilien verloren zwischen gut 2 und knapp 4%.

Im MDax ging es nach einer positiven Analystenstudie der Privatbank Berenberg für Krones um 6,8% nach oben. Berenberg-Analyst Benjamin Thielmann stufte das Papier des Abfüllanlagenherstellers auf „Buy“ hoch und verwies dafür auf den hohen Auftragsbestand. Er erwartet zudem, dass sich der freie Barmittelfluss in diesem Jahr erholen und Krones sich in einem schwierigen konjunkturellen Umfeld gut behaupten wird.

Ionos legen zweistellig zu

Der Webhoster und Cloud-Anbieter Ionos hat von der Bundesverwaltung einen Großauftrag mit einer Laufzeit von fünf Jahren erhalten. Das Papier des im Februar 2023 von United Internet an die Börse gebrachten Unternehmens legte als Favorit im SDax um 14% zu und erklomm ein Rekordhoch.

Die Ölpreise setzten indes ihre Rally fort. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI verteuerten sich um jeweils gut 1% auf 88,29 und 84,63 Dollar pro Barrel (159 Liter). Damit kosteten sie so viel wie seit Ende Oktober nicht mehr. „Einerseits deutet die unerwartet gute Konjunktur in China und den USA auf eine künftig steigende Nachfrage hin“, sagte Stratege Yeap Jun Rong vom Broker IG. „Andererseits schürt die Beteiligung des wichtigen Produzenten Iran an den Spannungen in Nahost neue Versorgungsängste.“ Der iranische Präsident Ebrahim Raisi hat Israel nach dem Angriff auf den iranischen Botschaftskomplex in Syrien mit Vergeltung gedroht.