Aktienmärkte

Dax trotzt Trumps neuester Zoll-Volte

US-Pläne setzen Lkw-Bauer unter Druck. Dagegen sorgen Zollpläne der EU für Rückenwind bei Stahlkonzernen.

Dax trotzt Trumps neuester Zoll-Volte

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Dax trotzt Trumps neuester Zoll-Volte

Lkw-Bauer unter Druck – Rückenwind für Stahlkonzerne – Lufthansa-Papiere legen zu

tom Frankfurt

Donald Trumps jüngste Zollkapriolen haben den Dax vor dem Wochenende weitgehend unbeeindruckt gelassen. Der deutsche Leitindex legte bis zum Abend um 0,9% auf 23.739 Zähler zu. Damit hob sich das Börsenbarometer positiv von den US-Börsen ab, die am Vorabend nach aktuellen Konjunkturdaten unter der nachlassenden Hoffnung auf weitere Zinssenkungen gelitten hatten.

Zudem hat der US-Präsident eine neue Runde von Strafzöllen angekündigt: Auf Markenmedikamente sollen ab dem 1. Oktober 100% fällig werden, auf schwere Lastwagen 25%. Zudem sollen Abgaben von 50% auf Küchenschränke und Badezimmerwaschtische sowie 30% auf Polstermöbel gelten. „Trump schwingt mal wieder den Zollhammer“, schrieb der Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. „Das Zollthema scheint bei Donald Trump eine Endlosschleife zu sein, und bei den meisten Marktteilnehmern hat ein gewisser Gewöhnungseffekt eingesetzt“, kommentierte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. „Allerdings kann sich das schnell wieder ändern. Zölle haben immer das Potenzial, zum Herbststurm für Wirtschaft und Börsen zu werden.“

Daimler Truck geben nach

Bisher allerdings schlagen die neuen Zoll-Pläne nur bei einzelnen betroffenen Unternehmen durch, nicht aber auf den breiten Markt. Die Anteile von Daimler Truck zählten zu den Verlierern im Dax, die Papiere der VW-Tochter Traton verloren im MDax über 2%. Die Anteilsscheine des schwedischen Konkurrenten Volvo verteuerten sich dagegen sogar. Der Grund für die unterschiedliche Kursentwicklung liegt Händlern zufolge in den Produktionsstandorten der Unternehmen. Während Volvo alle seine nordamerikanischen Werke in den USA betreibt, ist Daimler Truck wegen seiner ausgeprägten Präsenz in Mexiko von den Zöllen besonders betroffen.

Deutsche Pharma-Titel reagierten kaum auf Trumps jüngste Zoll-Volte. Die Aktie von Merck KGaA pendelte um ihr Vortagsniveau. Bayer verzeichneten leichte Gewinne. Auch die Kursreaktion bei europäischen Rivalen blieb verhalten. Dabei steht Trumps Ankündigung im Widerspruch zu den bisherigen Handelsabsprachen zwischen den USA und der EU, die eine Zollobergrenze von 15% vorsehen. Die US-Präsenz der meisten großen Pharmaunternehmen schütze sie vor den Auswirkungen der neuen Zölle, erläuterten die Experten des Schweizer Investmenthauses Vontobel.

BMW und Siemens gefragt

Unter den Gewinnern im Dax waren am Freitag Siemens. Händler verwiesen auf Aussagen in einem Briefing zu den im November erwarteten Zahlen. Aus diesem sei hervorgegangen, dass das vierte Geschäftsquartal besser ausfallen werde als das vergangene Jahresviertel. Außerdem hieß es, dass der Konzern weiterhin darauf hinarbeite, seine Mehrheitsbeteiligung an Siemens Healthineers zu veräußern oder abzuspalten. Daneben konnten auch BMW zulegen, obwohl der Autobauer den Rückruf von mehreren hunderttausend Autos wegen eines defekten Anlassers ankündigte.

Rheinmetall kletterten zeitweise auf ein Rekordhoch, fielen im Handelsverlauf aber wieder ab. Rückenwind gab hier die UBS, die mit 2.500 Euro ein Kursziel am oberen Ende der Analystenspanne nannte. Damit honoriert Experte Sven Weier eine bessere Berechenbarkeit für das Geschäft des Rüstungskonzerns nach dem Jahr 2030. Die deutschen Budgetpläne bestätigten wohl bis 2040 steigende Investitionen im Einklang mit den Nato-Zielen.

Stahlkonzerne legen zu

Rückenwind hatten am Freitag auch die Aktien von Stahlkonzernen, nachdem bekannt wurde, dass die EU einem Zeitungsbericht zufolge weitreichende Schutzzölle gegen chinesischen Stahl und daraus hergestellte Produkte verhängen will. Im SDax legten Salzgitter daraufhin um fast 5% zu, im MDax verbesserten sich Thyssenkrupp um über 3%. Daneben kletterte im MDax auch die Aktie der Lufthansa. Die Kranich-Linie will laut Reuters einige tausend Stellen streichen, um Kosten zu senken.