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Bei Lufthansa droht massiver Stellenabbau in der Verwaltung

Die Lufthansa kämpft mit zu schwerem Kostengepäck. Nun sollen Stellen in der Verwaltung gestrichen werden, um dem langfristigen Margenziel von 8% näher zu kommen.

Bei Lufthansa droht massiver Stellenabbau in der Verwaltung

Lufthansa plant
größeren Stellenabbau
in der Verwaltung

Reuters/hei Frankfurt

Die Lufthansa plant offenbar den Abbau einiger Tausend Stellen, um Kosten zu senken. Der Airline-Konzern wolle 20% der administrativen Arbeitsplätze in den kommenden Jahren abbauen, wie Reuters von einem Insider erfahren hat. „Das soll am Capital Markets Day am Montag angekündigt werden“, ließ die vertrauliche Quelle Reuters wissen. Die genaue Zahl stehe noch nicht endgültig fest. Es dürften jedoch einige Tausend Stellen sein, fügte die Person hinzu. Insgesamt zählte die Lufthansa Group zuletzt knapp 103.000 Mitarbeitende.

Die Lufthansa lehnte einen Kommentar zu den Angaben ab. Die Fluggesellschaft kämpft mit hohen Kosten und hat im Unterschied zu anderen großen europäischen Airlines noch nicht die angebotene Kapazität und Produktivität von 2019, dem Jahr vor der Corona-Krise, erreicht. Ihr vor der Krise ausgerufenes Ziel einer Umsatzrendite von 8% liegt weiter in der Ferne. Im vergangenen Jahr war der MDax-Konzern mit einer Marge von 4,4% weniger profitabel als die europäischen Rivalen IAG (13,8%) und Air France-KLM (5,1%). Die Kernmarkengruppe Lufthansa Airlines machte sogar Verlust. Deshalb wurde vor gut einem Jahr das Sanierungsprogramm „Turnaround“ gestartet.

Funkstille zwischen Lufthansa und Gewerkschaften

Die Lufthansa-Aktien bauten ihre Gewinne aus und lagen im Verlauf mehr als 2% im Plus. Die schwache Ertragslage hat die Papiere belastet, die in den letzten sechs Monaten nur 5% zugelegt haben. Die Aktien des britischen Rivalen IAG stiegen dagegen um 30%, die der Air France-KLM mehr als 20%. Mit dem Kapitalmarkttag am Montag in München, dem ersten seit der Corona-Krise, will Lufthansa-Chef Carsten Spohr die Investoren davon überzeugen, die Trendwende zu besseren Zahlen geschafft zu haben. Nach dem Turnaround-Plan soll das Betriebsergebnis bis 2028 um brutto 2,5 Mrd. Euro im Jahr verbessert werden, Zwischenziel für nächstes Jahr sind 1,5 Mrd. Euro. Zwei Drittel sollen durch niedrigere Kosten und mehr Produktivität, ein Drittel durch höhere Erlöse erreicht werden. Über die Senkung vor allem der Personalkosten sind die Gespräch mit den Gewerkschaften teilweise fest gefahren.

Bei den Kostensenkungen spielen die Personalkosten eine wichtige Rolle. Doch Gespräche mit den Gewerkschaften für die Piloten, das Kabinenpersonal und die Bodenbeschäftigten, Vereinigung Cockpit, UFO und Verdi, verliefen bisher ergebnislos, was Zugeständnisse in Tarifverträgen anbelangt.

Die Arbeitgeberseite sei mit hohen Forderungen auf sie zugekommen, aber zu keiner Gegenleistung wie Beschäftigungssicherung bereit gewesen, hieß es von den Gewerkschaften. Zu förmlichen Verhandlungen sei es deshalb erst gar nicht gekommen. Von dem Ansatz, Verzicht ohne Gegenleistung zu üben, habe sich die VC Ende März distanziert, erklärte die Gewerkschaft. „Seitdem herrscht in Bezug auf den Turnaround Funkstille.“

700 Effizienzmaßnahmen

Als Hebel zu steigender Produktivität wird die Lufthansa mehreren Insidern zufolge die kleineren Flugbetriebe City und Discover Airlines stärker ausbauen. Das hat Spohr schon mehrfach erklärt. Sie wurden eigens dazu gegründet, zu niedrigeren Personalkosten Zubringer- und Ferienflüge günstiger als die Premiummarke zu betreiben. Das sorgt zwar für viel Ärger mit den Gewerkschaften VC und UFO, kann aber über Neueinstellungen und die entsprechende Zuteilung neuer Flugzeuge mit der Zeit auch ohne die Tarifpartner umgesetzt werden. Maschinen könnten von der Lufthansa zu den anderen Betrieben wandern, indem altersbedingt ausscheidendes Flugpersonal nicht mehr ersetzt wird, erklärte ein Gewerkschafter. VC und UFO kritisieren, dass die Hauptmarke auf diese Weise immer mehr schrumpft und absichtlich mit alterndem Fluggerät zu geringen Margen verdammt wird. Das streitet die Lufthansa ab.

Effizienzen im Flugplan sollen auch durch bessere Koordination von Lufthansa Airlines mit den Töchtern Austrian und Brussels Airlines, Swiss und ITA Airways gehoben werden. Das wurde vor Kurzem schon bekanntgegeben. Schließlich soll die laufende Flottenmodernisierung Kosten senken durch den geringeren Treibstoffverbrauch neuer Jets. Die Erlöse sollen steigen durch die neue Kabinenausstattung Allegris und den Verkauf von mehr Zusatzprodukten an Bord.

Der Turnaround-Plan komme voran, hatten Spohr und Finanzchef Till Streichert in den vergangenen Monaten erklärt. Als Belege verweisen sie auf operative Stabilität mit pünktlicherem Flugbetrieb und weniger Flugstreichungen. Das hilft, die Kosten für die Entschädigung von Kunden zu drücken, die im vergangenen Jahr durch Streiks und interne Betriebsprobleme auf rekordhohe 525 Mill. Euro geschnellt waren. Eine neue Aussage wird am Montag erwartet, wie viele der gut 700 Effizienzmaßnahmen in der Umsetzung sind. Analysten wollen den finanziellen Entlastungseffekt erfahren - doch mit einer konkreten Zwischensumme ist den Insidern zufolge nicht zu rechnen.