Dax vor EZB-Entscheid auf Erholungskurs
Aktienmärkte
Dax vor EZB-Entscheid auf Erholungskurs
Pharma-Titel legen zu – Rückenwind für Inditex – Erholung in Indien
tom Frankfurt
Der deutsche Leitindex hat am Mittwoch seine Verluste vom Vortag fast wieder wettgemacht. Am Tag vor der Entscheidung der EZB über eine Leitzinssenkung legte das Börsenbarometer 0,9% auf 18.576 Zähler zu. Noch stärker präsentierte sich der Euro Stoxx 50, der um 1,6% auf 5.033 Punkte anzog. Der MDax gewann 0,7% auf 26.955 Zähler.
Angetrieben wurde der Dax von steigenden Kursen an der Wall Street. Zudem dürften Anleger den jüngsten Rücksetzer genutzt haben, um einzusteigen. Die US-Börsen erhielten zusätzliche Unterstützung vom Anleihemarkt, wo die Rendite zehnjähriger US-Papiere den vierten Handelstag in Folge gefallen war.
EZB vor Zinswende
Vor der EZB-Sitzung am Donnerstag rechnen Analysten fest mit einer Zinswende. Die Wahrscheinlichkeit einer geldpolitischen Lockerung der Währungshüter um Chefin Christine Lagarde wird an den Terminmärkten auf knapp 95% geschätzt. Unklar ist allerdings, wie es danach weitergeht. Falls die EZB die Tür für weitere Lockerungen nicht völlig verschließt, dürfte das Umfeld für Aktien günstig bleiben.
Weiteren Rückenwind gaben den Aktienmärkten die jüngsten Konjunkturdaten jenseits des Atlantiks. Die Zahl der offenen Stellen in den USA fiel im April auf das tiefste Niveau seit drei Jahren. Das nährte die Hoffnung der Anleger, dass auch die US-Notenbank Fed im Herbst die Zinsen senkt, was angesichts der anhaltend hohen Inflation bei gleichzeitig weiterhin robuster Wirtschaft aber mit vielen Unsicherheiten behaftet bleibt.
Bei den Einzeltiteln gehörten im Dax drei Werte aus der Pharmabranche zu den größten Gewinnern. Fresenius ist mit Blick auf das Geschäft mit Krankenhäusern in diesem Jahr etwas optimistischer geworden, was Anleger mit einem Aufschlag von 1,5% auf 29,64 Euro honorierten. Daneben konnten auch Merck (+2,7% auf 170,75 Euro) und Sartorius-Vz. (+4,3% auf 246,30 Euro) zulegen.
Gute Nachrichten gab es bei SAP. Europas größter Softwarekonzern will mit der Übernahme des israelischen Anbieters Walk Me sein Angebot zur Analyse von Geschäftsprozessen ausbauen. Die Aktie zog darauf 1,7% auf 171,52 Euro an.
Strohfeuer bei Bayer
Daneben verbuchten auch Bayer-Aktien ein Plus von 0,9% auf 28,60 Euro. Nachdem ein Gericht im US-Bundesstaat Pennsylvania eine milliardenschwere Strafzahlung im Zusammenhang mit dem Unkrautvernichter Roundup drastisch von 2,25 Mrd. Dollar auf 400 Mill. Dollar reduziert hatte, hatte der Kurs zunächst sogar noch deutlich stärker angezogen. Am Markt herrschte allerdings Uneinigkeit darüber, ob dies nun ein Befreiungsschlag ist und die Leverkusener das Schlimmste hinter sich haben.
In der zweiten und dritten Reihe gab es größere Ausschläge bei Evonik (−5,3% auf 18,69 Euro) und Mutares (−4,5% auf 39,30 Euro), die ex Dividende gehandelt wurden. Aufschläge verzeichneten die Titel von Hypoport (+4,4% auf 292 Euro), die zuletzt allerdings um über 20% korrigiert hatten. Seit Jahresbeginn bleibt unter dem Strich dennoch ein Plus von 65%.
Bewegung herrschte außerdem bei den potenziellen MDax-Aufsteigern. Nach Handelsschluss wollte die Deutsche Börse turnusgemäß über die Zusammensetzung der Aktienindizes entscheiden. Laut Experten könnten der Reisekonzern Tui, der Lkw-Hersteller Traton und der Großküchenausrüster Rational in den MDax aufrücken. Tui-Aktien legten um 5,6% auf 7,29 Euro zu, Rational um 1,1% auf 817 Euro und Traton um 2,4% auf 34,75 Euro.
An der Börse in Madrid deckten sich Anleger mit Inditex ein. Die Papiere des spanischen Modekonzerns verteuerten auch um 3,7% auf 45,57 Euro. Das Unternehmen startete ins neue Geschäftsjahr mit einem Umsatz- und Gewinnplus und meldete eine Belebung bei den Umsätzen aus der Frühjahr/Sommer-Kollektion.
Erholung in Indien
In Indien haben die Börsen ihre Kursverluste nach der Parlamentswahl zum Teil wieder wettgemacht. Die Leitindizes Nifty 50 und BSE rückten um jeweils gut 3% auf 22.620 bzw. 74.382 Punkte vor. Am Dienstag waren sie noch um je knapp 6% abgerutscht. Ministerpräsident Narendra Modi ist künftig auf Koalitionspartner angewiesen, was kurzfristig an den Börsen für Unsicherheit sorgte. Bis zu einer Regierungsbildung könnte die Volatilität auf dem Subkontinent anhalten.