AUSBLICK

Der Draghi-Effekt lässt noch nicht nach

Hoffnung auf Maßnahmen der EZB könnte deutschen Aktienmarkt weiter antreiben

Der Draghi-Effekt lässt noch nicht nach

Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtFür die Anleger am deutschen Aktienmarkt ist die gerade beendete Börsenwoche äußerst erfreulich verlaufen. Der Dax hat in den fünf Handelstagen etwas mehr als 5 % hinzugewonnen. Besonders erfreulich ist der Freitag verlaufen: Der Index legte vor dem Wochenende 2,6 % auf 9 733 Punkte zu, womit er schon wieder Kurs auf das am 20. Juni erreichte Allzeithoch von 10 051 Punkten nimmt.Zu verdanken haben das die Anleger einem Mann: Mario Draghi. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) machte am Freitag auf dem European Banking Congress in Frankfurt noch einmal deutlich, dass die EZB unbedingt eine Deflation verhindern will. “Wir werden das tun, was wir tun müssen, um die Inflation und die Inflationserwartungen so schnell wie möglich zu erhöhen, wie es unser Auftrag verlangt”, betonte Europas oberster Notenbanker. Es handelt sich damit schon um den zweiten Schub, den Draghi dem Markt binnen weniger Tage verpasst hat. Ähnliches hatte er schon bei einem Auftritt vor dem Europäischen Parlament gesagt.In den kommenden Tagen dürfte der Markt weiter vom “Draghi-Effekt” profitieren. Positiv wirkt sich zudem aus, dass es dem Dax am Freitag gelungen ist, die 200-Tage-Durchschnittslinie deutlich hinter sich zu lassen. Dies gilt als ein wichtiges charttechnisches Kaufsignal. Keine Trendwende in SichtDie Unterstützung dürfte der Markt auch brauchen, denn die in der neuen Handelswoche auf dem Programm stehenden Konjunkturdaten dürften bestenfalls gemischt ausfallen. Am Montag steht der Ifo-Index auf dem Programm, der sich seit sechs Monaten in einem Abwärtstrend befindet. Nach Einschätzung der Ökonomen der Postbank ist auch für den November noch keine Trendwende in Sicht. Darauf deute der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe Deutschlands hin, der im November entgegen den Erwartungen deutlich abgefallen sei. Die Analysten sagen voraus, dass der Ifo-Index von 103,2 Zählern auf 102,5 Punkte nachgegeben hat. Damit weise er aber immerhin zarte Stabilisierungstendenzen auf.Am Dienstag werden dann die Daten zur Entwicklung des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im dritten Quartal veröffentlicht. Der Konsens geht von einen leichten Anstieg gegenüber Vorquartal um 0,1 % und auf Jahresbasis von 1,2 % aus. Als Stütze hat sich dabei, wie das Statistische Bundesamt bereits mitgeteilt hat, der private Konsum erwiesen, während die Ausrüstungsinvestitionen enttäuscht hätten. Dies könnte, wenn es so kommt, den Markt stützen, weil es als ein positives Vorzeichen auf das Weihnachtsgeschäft interpretiert werden könnte. Angst vor DeflationAuf dem Programm stehen auch Inflationsdaten aus der Eurozone, die mit Blick auf die Deflationsgefahr mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt werden. Am Donnerstag kommen die Zahlen zur deutschen Geldentwertung, einen Tag später diejenigen zur Inflation der gesamten Eurozone. Der Konsens erwartet, dass die Geldentwertung in den Euro-Mitgliedsländern weiter gefallen ist, und zwar von 0,4 % im Oktober auf jetzt 0,3 %. Das könnte den Markt insofern stützen, als ein weiterer Rückgang der Inflation die Sorgen in der EZB und damit deren Bereitschaft zum Eingreifen verstärken könnte.Am Donnerstag findet zudem das Ölministertreffen der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) statt. Ein Beibehalten der aktuellen Förderquoten wäre für den Aktienmarkt ebenfalls positiv.