Die Berichtssaison rückt in den Fokus
Von Christopher Kalbhenn, FrankfurtIn den kommenden Wochen steht den Aktienmärkten ein Lackmustest bevor. Nachdem sie einen der stärksten Jahresstarts der Geschichte hingelegt haben, rückt nun die Berichtssaison der Unternehmen zum ersten Quartal in den Fokus. Die Zahlen und die Ausblicke werden mit über das weitere Potenzial der Aktienmärkte entscheiden.Für den Dax wird die Berichtssaison wenig berauschend ausfallen. Derzeit geht der Konsens noch davon aus, dass sich der aggregierte Gewinn je Aktie seiner Komponenten im laufenden Jahr um rund 8 % erhöhen wird. Ein solches Wachstum passt nicht so recht zu den schlechten Nachrichten des ersten Quartals, etwa dem absackenden Autoabsatz in China und den schwachen Konjunkturdaten des Euroraums. Es ist davon auszugehen, dass sich die Konsensschätzung für das Wachstum des Dax-Gewinns unter dem Eindruck der Berichtssaison auf einem bescheideneren Niveau einpendelt.”Die internationalen Belastungen, insbesondere die Abschwächung des Geschäfts in China, wirken sich zu stark auf die Unternehmen aus”, so die DZ Bank, die damit rechnet, dass die Gewinnprognosen nach unten korrigiert werden. Dies gelte insbesondere für deutsche Unternehmen, aber auch für europäische Unternehmen. Die UBS erwartet, dass die Konsensprognose für das Gewinnwachstum der europäischen Unternehmen, die derzeit noch bei 5,1 % liegt, ein moderates Abwärtspotenzial auf eine Größenordnung von 4 % hat. Das Institut ist zuversichtlich, dass bei den Abwärtsrevisionen nun das Schlimmste überstanden ist und das erste Quartal zwar schwach, aber nicht so schlimm wie das vierte Quartal ausfallen wird. Der März habe bereits die beste Gewinnrevisionsentwicklung seit dem September gezeigt, und es gebe Anzeichen für eine Bodenbildung bei den Einkaufsmanagerindizes des Euroraums.Der Assetmanager Bluebay hält für möglich, dass von den Berichten positive Impulse ausgehen werden. Bei vielen Investoren herrsche weiterhin latente Rezessionsangst. Die anstehende Berichtssaison wird daher sehr aufschlussreich, denn sie gebe Auskunft über die tatsächliche Lage auf Unternehmensebene. “Zwar würden auch wir zugestehen, dass die Welle der Gewinnanstiege ihren Zenit überschritten hat. Angesichts der starken Anpassungen der Analystenschätzungen sehen wir aber klares Potenzial, dass die bereits deutlich gedämpften Erwartungen übertroffen werden könnten.” Zusammen mit wieder positiveren Aussagen zur Entwicklung in den nächsten Monaten werde das möglicherweise zu weiter steigenden Kursen an den Aktienmärkten führen. Die Helaba glaubt, dass in Bezug auf die S&P-500-Quartalsberichte die Erwartungen bereits sehr niedrig sind. Die Messlatte liege nicht besonders hoch. In den vergangenen Monaten seien die Gewinnschätzungen deutlich reduziert worden. Für das erste Quartal werde ein Rückgang der Nettoergebnisse um rund 4 % gegenüber dem Vorjahr unterstellt, für das zweite Quartal eine Gewinnstagnation.