AUSBLICK

Die Risiken bei Aktien nehmen zu

Strategen raten zur Vorsicht - Zerbrechen der Koalition möglich - Dax verliert 5 Prozent im Mai

Die Risiken bei Aktien nehmen zu

Von Werner Rüppel, FrankfurtAn den Aktienmärkten kommt es im Mai häufiger zu Kurskorrekturen, weshalb er als schwierig gilt. Dieses Bild hat der Mai in diesem Jahr bestätigt: Der Dax verlor 5 % auf 11 727 Punkte, und der US-Technologieindex Nasdaq Composite hat im Monatsvergleich 7,2 % auf rund 7 500 Zähler eingebüßt. Damit hat sich die Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten der ersten vier Monate dieses Jahres nicht fortgesetzt, und charttechnische Analysten stellen fest, dass der Trend nach unten dreht.Die Marktstrategen praktisch aller Häuser konstatieren, dass die politischen Risiken – weltweit als auch in Europa – zugenommen haben und sich Unsicherheit breitmacht. Vor diesem Hintergrund mahnen sie, an den Aktienmärkten vorsichtig zu agieren und eine ausgewogene oder defensive Depotstruktur zu wählen.Donald Trump ist zwar nicht Odysseus, doch gleicht sein Kurs nach Auffassung der Helaba derzeit einer Odyssee. Da Trump innenpolitisch unter Druck stehe, scheine “das Bedürfnis bei ihm ausgeprägt zu sein, auf der Handelsseite zu punkten”. Zudem ließen sich kleinere konjunkturelle Bremsspuren in China und in den USA erkennen.Doch nicht allein durch Trump nehmen die Risiken derzeit offensichtlich zu. “Europa fährt ebenso seine politische Odyssee”, stellt die Helaba fest. Nach den Wahlen zum Europäischen Parlament sei die politische Landschaft auf dem Alten Kontinent nun zersplitterter als zuvor. Auch Deutschland gilt nicht mehr als Hort der Stabilität. Dass die SPD die Regierungskoalition verlässt und diese somit zerbricht, ist inzwischen durchaus möglich und stellt für Kapitalmarktexperten ein zusätzliches Risiko dar. Stratege Daniel Schär von der Weberbank bringt die Gemengelage auf den Punkt: “Unsicherheit mögen Unternehmer und Investoren allerdings überhaupt nicht.”Analyst Manfred Bissinger von der DZ Bank konstatiert zwar, dass das Potenzial für Aktien in Europa und Deutschland nicht zuletzt aufgrund hoher Dividendenrenditen langfristig gut sei, doch könnten kurzfristig die Risiken stärker in den Vordergrund treten. Auch am US-Aktienmarkt werde die Luft kurzfristig für Investoren dünner. Und die Weberbank stellt fest: “Die allseits beliebten Technologieaktien zeigen auch aktuell eine hohe Anfälligkeit, wenn die Risikoaversion steigt.”Wie geht es im Handelsstreit und in der europäischen Politik weiter, das ist die wesentliche Frage in der kommenden Woche. Die zahlreichen Konjunkturdaten nebst US-Arbeitsmarktdaten rücken da etwas in den Hintergrund. Am Mittwoch, dem 5. Juni, lädt die im SDax notierte Deutsche-Bank-Tochter DWS zur Hauptversammlung ein. Am Donnerstag tagt der EZB-Rat in Litauen. Zinserhöhungen werden natürlich nicht erwartet. Aber vielleicht betont Mario Draghi wieder sein “Whatever it takes”.