Investmentfonds

Dim-Sum-Anleihen als Renditeträger

Starkes Wirtschaftswachstum spricht für China-InvestmentsWährungsabsicherung reduziert die damit verbundenen Risiken

Dim-Sum-Anleihen als Renditeträger

Investmentfonds, die in chinesische Anleihen anlegen, weisen attraktive Erträge auf. Für Privatanleger sind sie als Beimischung interessant. Dabei sollten sie allerdings die Währungsabsicherung im Blick behalten. Von Christopher KalbhennMit dem chinesischen Anleihemarkt steht dem Anleger seit rund anderthalb Jahren eine neue Investmentalternative zur Verfügung. Reihenweise haben Fondsgesellschaften seitdem Produkte aufgelegt, die in festverzinsliche Wertpapiere investieren, die auf die chinesische Währung Renminbi (RMB) lauten. Möglich geworden ist dies durch die Öffnung des dortigen Marktes vor etwa zweieinhalb Jahren. Durch eine Kooperation der Aufsichtsbehörden China Securities Regulatory Commission und Hong Kong Monetary Authority wurde in der ehemaligen britischen Kronkolonie ein Offshore-Markt eingerichtet, der den RMB-Anleihemarkt für ausländische Investoren zugänglich gemacht hat. Nach den für Hongkong typischen Kleinspeisen werden die Bonds auch Dim-Sum-Anleihen genannt.China strebt mit der Marktöffnung eine Reduzierung seiner Abhängigkeit vom Dollar und eine stärkere Nutzung des Renminbi als Reservewährung an. Die Öffnung erschließt chinesischen Unternehmen neue Investorenkreise und verschafft ausländischen Firmen mit bedeutendem Geschäft im Reich der Mitte wie z.B. Volkswagen eine Möglichkeit, sich dafür Renminbi zu beschaffen. Für die nächsten Jahre ist mit einem starken Wachstum des Renminbi-Anleihemarktes zu rechnen, denn die chinesische Wirtschaft wird weiterhin überdurchschnittlich wachsen und damit ihre globale Bedeutung ausbauen. Ökonomen erwarten, dass das Land die USA in den kommenden Jahrzehnten als größte Volkswirtschaft der Welt ablösen wird. Dadurch werden auch die Bedeutung der Währung und die Nachfrage nach Renminbi-Anleihen bzw. nach Finanzierungsmöglichkeiten in der Valuta zunehmen.Aus Sicht langfristig ausgerichteter Privatanleger können Renminbi-Anleihen zur Beimischung interessant sein. So spricht derzeit das Niedrigzinsumfeld, in dem Bundesanleihen oder amerikanische Treasuries mit fünfjährigen Laufzeiten gerade noch Renditen von 0,66 % und 0,85 % bieten, für diese Assetklasse als Alternative bzw. Ergänzung. “Der Offshore-Renminbi-Markt ist ein Markt mit kurzen Laufzeiten”, sagt Angus Hui, Rentenfondsmanager bei Schroders in Singapur. Bei Investment-Grade-Anleihen liege die Duration (durchschnittliche Kapitalbindungsdauer bis zur Rückzahlung) bei lediglich rund 2,5 Jahren, was potenzielle negative Effekte abfedere, falls die Anleihenverzinsungen steigen. Gleichzeitig lägen die Renditen bei rund 3,5 %. Das sei im Vergleich zu Bundesanleihen, aber auch zu amerikanischen Unternehmensanleihen hoch. Im gesamten Markt liege die durchschnittliche Rendite bei 4 %. Bei entsprechender Risikodosierung sind noch höhere Erträge möglich. So weist das Portfolio des Fonds SOP Anleihen China Plus, der derzeit bei maximal zulässigen 30 % zu 21 % in Hochzinsanleihen investiert ist, eine laufende Rendite von 6,2 % auf, wie Stefan Molter, Leiter Angebotsmanagement von Sal. Oppenheim, erläutert. Starke FundamentaldatenWie andere Lokalwährungsanleihemärkte auch ist der Renminbi-Bondmarkt mit größeren Risiken verbunden als Top-Anleihen wie deutsche und amerikanische Staatstitel. Ein Blick auf die fundamentalen Daten relativiert den Unterschied und zeigt, dass sich das höhere Risiko im Wesentlichen auf vorübergehende Phasen erhöhter Verunsicherung der Marktteilnehmer beschränkt. In langfristiger Sicht hebt sich das Reich der Mitte in mancher Hinsicht positiv von den Industrienationen ab. Zu dem erwarteten höheren Wachstum gesellt sich eine im Vergleich sehr niedrige Staatsverschuldung. Die Citigroup schätzt die Staatsschuld Chinas in diesem und im nächsten Jahr auf 43 % und 41 % der Wirtschaftsleistung, während sie im Euroraum rund 95 % und in den USA rund 110 % beträgt. Das Reich der Mitte verfügt über riesige Währungsreserven und erwirtschaftet Leistungsbilanzüberschüsse, die sich laut der US-Bank in diesem und im nächsten Jahr auf 2 % und 1,5 % der Wirtschaftsleistung belaufen werden.Interessant ist aus Sicht der Anleger die Chance, zusätzlich zur höheren Bondrendite von einem Anstieg der chinesischen Währung gegen den Dollar zu profitieren. Der Renminbi ist nicht frei konvertierbar, sondern bewegt sich in einem täglich von der chinesischen Zentralbank festgelegten Band um den Dollar. Die Notenbank lässt nur eine allmähliche, moderate Aufwertung gegen den Dollar zu; im abgelaufenen Jahr um rund 2 %. Ähnliches wird auch für die kommenden Jahre erwartet. Langfristig ist das Aufwertungspotenzial aber beträchtlich. Der berühmte Big-Mac-Index, der die Preise des weltweit verbreiteten McDonald’s-Produkts vergleicht, kommt auf eine Unterbewertung des Renminbi zum Dollar von rund 40 %. Fondsmanager Hui verweist zudem auf eine weitere positive Eigenschaft der Währung: Zwar legt sie in guten Phasen nicht so stark zu wie andere asiatische Valuten wie etwa der südkoreanische Won. Ihre geringere Volatilität hat aber auch zur Folge, dass sie in Phasen zunehmender Risikoscheu der Marktteilnehmer deutlich stabiler ist. Hui glaubt, dass die Aufwertung des Renminbi in den kommenden Jahren langsamer vonstattengehen wird. Für dieses Jahr hält er aber immerhin einen Anstieg um 2 % als Basisszenario für möglich.Eine Aufwertung des Renminbi gegen den Dollar würde allerdings keinen Zusatzertrag einbringen, wenn die US-Währung gegen den Euro deutlich nachgeben würde. Für Anleger, die dieses Risiko nicht eingehen wollen, bieten sich Fonds an, die gegen Verluste des Dollar gegenüber dem Euro abgesichert sind. Sal. Oppenheim bietet deshalb für den SOP Anleihen China Plus eine Fondsklasse ohne und eine mit Dollar-Absicherung an. Darüber hinaus hat sich das Bankhaus für sein Produkt durch eine Kooperation mit der Bank of China Hongkong Asset Management lokale Expertise gesichert. Der Fonds, der seit seiner Auflegung im Juni 2012 um mehr als 8 % an Wert gewonnen hat, legt auch in Dollar-Anleihen chinesischer sowie anderer asiatischer Emittenten an. Allerdings werden die Dollar-Engagements in Renminbi abgesichert; dies brachte bislang einen Zusatzertrag von 1,5 % bis 2 %. Darüber hinaus kann der Fonds bei günstiger Gelegenheit in andere asiatische Währungen investieren. Derzeit ist er zu knapp 7 % in der indischen Rupie positioniert. Vor allem Investment-GradeBeim DWS China Bonds sind ebenfalls Dollar-abgesicherte Fondsklassen vorhanden. Das Produkt, das 2012 einen Wertzuwachs von 7,1 % erzielte, investiert in Anleihen chinesischer und nicht-chinesischer Emittenten vor allem im Investment-Grade-Bereich. Unterhalb davon sind derzeit rund 15 % der Mittel angelegt, knapp die Hälfte dieser Gelder entfällt auf das Anleihesegment mit einer “BBB”-Bonität. Ebenso wie Sal. Oppenheim kooperiert die DWS mit einem lokalen Partner. Dabei handelt es sich um die Hongkonger Harvest Global Investors, eine Tochter der Harvest Fund Management, bei der es sich um den zweitgrößten Asset Manager Chinas handelt. Der kürzlich in Deutschland zugelassene, von Angus Hui verwaltete Schroders ISF RMB Fixed Income legt seine Mittel vorrangig in Anleihen chinesischer und Hongkonger Unternehmen an. In Emissionen ausländischer Gesellschaften dürfen maximal 30 % investiert werden. Hochzinsanleihen werden nicht berücksichtigt. Der Fonds hat das Ziel, den Benchmark-Index HSBC Offshore RMB Investment Grade Total Return um 50 Basispunkte jährlich zu übertreffen.