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Draghi-Reflation löst Trumpflation ab

Euro steigt auf höchsten Stand seit August - EZB-Chef überrascht in Sintra mit Aussagen zu Inflation

Draghi-Reflation löst Trumpflation ab

sts Frankfurt – Spekulation auf eine baldige Wende in der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hat den Eurokurs am Dienstag auf den höchsten Stand seit dem 26. August 2016 steigen lassen. Für einen Euro wurden bis zu 1,1334 Dollar gezahlt, am Abend lag der Kurs 1,2 % höher bei 1,1320 Dollar. Zugleich verteuerte sich der Euro um 1,6 % auf 127,10 Yen. Nachdem das Thema Trumpflation – eine von US-Präsident Trump ausgelöste Inflation – am Markt zu Lasten des Dollar ausgepreist wurde, könnte nun zu Gunsten des Euro eine Draghi-Reflationierung folgen.Dem Kurssprung gingen überraschende Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi zu Inflationserwartungen zur Eröffnung der alljährlichen Notenbankkonferenz im portugiesischen Sintra voraus. Zuversichtlich äußerte sich Draghi vor allem zur konjunkturellen Lage. Diese falle kräftiger aus und stehe zunehmend auf einem breiten Fundament. Auch die Preisentwicklung bewertete er optimistischer. Deflationäre Kräfte, die die Teuerung belasten, seien durch reflationäre Kräfte, also preissteigernde Faktoren, ersetzt worden, sagte er. Darüber hinaus werde die Teuerung überwiegend durch lediglich temporäre Faktoren gedämpft, weshalb die Inflation früher oder später anziehen sollte. Beispielhaft nannte Draghi die niedrigen Rohöl- und Rohstoffpreise.Insbesondere diese Aussagen zur Inflation überraschten viele Marktakteure, da der EZB-Präsident sich noch zu Monatsbeginn bei der Pressekonferenz im Anschluss an die Ratssitzung sehr zurückhaltend zum Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik geäußert hatte. Die EZB strebt eine Inflation – gemessen an den Verbraucherpreisen – von knapp unter 2 % an. Verglichen mit früheren Aussagen zeigte sich Draghi optimistischer, dass die Notenbank ihr Inflationsziel wieder erreichen könne. Die lange Zeit schwache Inflation war ein Hauptgrund für die extrem lockere Geldpolitik der EZB. Nun gehen Volkswirte davon aus, dass die EZB im Spätsommer, vermutlich im September und damit noch vor der Bundestagswahl, die Weichen für eine weniger lockere Geldpolitik stellen wird. “Draghi hat weitere Signale für einen – allerdings vorsichtigen – Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik gegeben”, kommentierte Commerzbank-Volkswirt Michael Schubert. “Wir sehen unsere Prognose bestätigt, dass die EZB ab Anfang 2018 ihre Anleihenkäufe sehr langsam zurückfahren wird. Anzeichen für eine Zinserhöhung vor dem Ende der Käufe können wir unverändert nicht erkennen.”