Ausblick

Dreh an der Zinsschraube

Sowohl die Europäische Zentralbank als auch die US-Notenbank Fed dürften in der kommenden Woche um 25 Basispunkte erhöhen. Die Anleihezinsen dürften gleichwohl tendenziell sinken.

Dreh an der Zinsschraube

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Dreh an der Zinsschraube

Analysten rechnen mit 25 Basispunkten sowohl bei der Fed als auch der EZB

ku Frankfurt

In der neuen Handelswoche werden die Notenbanken im Mittelpunkt des Interesses stehen. Analysten gehen dabei davon aus, dass sowohl die US-Notenbank Fed als auch die Europäische Zentralbank die Leitzinsen um jeweils 25 Basispunkte (BP) anheben werden. Die Märkte haben in der gerade zu Ende gehenden Woche bereits teilweise recht deutlich insbesondere auf die erwartete Zinsanhebung durch die Fed reagiert. So war beispielsweise der Ölpreis deutlich zurückgegangen.

Nach Einschätzung der Marktteilnehmer wird sich nicht nur die Fed mit 25 BP begnügen, auch die EZB werde dies tun, auch wenn laut Commerzbank einige EZB Ratsmitglieder versuchten, einen weiteren großen Zinsschritt um 50 BP im Spiel zu halten. Der Markt traue der EZB aber noch mehr Schritte zu als der Fed, schreiben Bernd Weidensteiner und Marco Wagner. Die Marktteilnehmer würden den Gipfel beim EZB-Einlagensatz im Sommer bei 3,8% sehen, damit von noch rund drei Schritten um jeweils 25 BP ausgehen. Bei der Fed solle die Zinserhöhung der kommenden Woche gemäß der vorherrschenden Marktmeinung bereits die letzte sein.

Die Experten der Commerzbank rechnen konkret damit, dass die EZB die Zinsen auf den kommenden beiden Sitzungen noch einmal um jeweils 25 BP anhebt und dann bei einem Einlagensatz von 3,5% eine längere Pause einlegt. Allerdings halten sie, wie sie betonen, die vom Markt für 2024 erwartete erste Zinssenkung für unwahrscheinlich, denn das Zinsniveau reiche kaum aus, um die Inflation wieder nachhaltig unter 2% zu drücken. Hinsichtlich der Fed rechnen die Experten der Commerzbank mit mehr Aktion als der Gesamtmarkt. Nach dem Zinsschritt der neuen Handelswoche sei mit einer weiteren Anhebung auf dann 5,50% zu rechnen, da die Fed im Kampf gegen Inflation noch keinen durchschlagenden Erfolg erzielt habe. Wegen des weiterhin hohen unterliegenden Inflationsdrucks werde die Fed wohl auch nicht wie vom Finanzmarkt erwartet bereits im zweiten Halbjahr mit raschen Zinssenkungen auf die prognostizierte Rezession reagieren. Dieses Kalkül werde sich wohl nur ändern, wenn es zu neuerlichen Problemen im Bankensektor kommen würde.

Trotz der erwarteten Zinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte in der neuen Woche rechnet man bei der Commerzbank mit weiter nachgebenden Renditen. Die zehnjährige Bundrendite habe zuletzt bei der Marke von 2,5% ihr Renditehoch markiert, höher würde die Zinsen kaum steigen. „Vielmehr dürften viele Investoren diese Renditeniveaus auch nächste Woche als Kaufgelegenheit nutzen, da im zweiten Halbjahr der konjunkturelle Gegenwind durch das restriktive Zinsniveau zunimmt und die Inflation weiter fallen dürfte“, erwartet Analyst Hauke Siemßen.