GastbeitragAnlagethema im Brennpunkt (315)

Ein guter Zeitpunkt, um auf Qualität zu setzen

In einem Umfeld schwächeren Wachstums dürften unserer Meinung nach Qualitätsunternehmen mit starken Bilanzen und hoher Rentabilität am besten positioniert sein.

Ein guter Zeitpunkt, um auf Qualität zu setzen

Gastbeitrag: Anlagethema im Brennpunkt (315)

Ein guter Zeitpunkt, um auf Qualität zu setzen

Was können wir für das kommende Finanzjahr vorhersagen, nachdem sich kurz vor Jahresschluss die Stimmung an den Märkten verbessert hat? Erstens gehen wir davon aus, dass sich das globale Wachstum verlangsamen wird. In den USA ist die Geldpolitik inzwischen restriktiv, die Fiskalpolitik wird weniger expansiv sein und die Verbraucher könnten ihre Ausgaben reduzieren. Wir gehen davon aus, dass das Wachstum in Europa gedämpft bleibt. Und in Chinas Wachstum sollte eine "neue Normalität" mit geringerem Wachstum eintreten.

Zweitens nehmen wir an, dass die Zentralbanken mit Zinssenkungen beginnen werden. In unserem Basisszenario erwarten wir, dass die Kerninflation der Verbraucherpreise in den USA und der Eurozone aufgrund der schwächeren Verbrauchernachfrage und des langsameren Lohnwachstums Ende 2024 im Bereich von 2 bis 2,5% liegen wird. Das sollte den Zentralbanken genügend Vertrauen geben, um die Zinsen ab Mitte des Jahres graduell zu senken.

Drittens erwarten wir, dass die Politik eine wichtige Rolle spielen wird. Die US-Präsidentschaftswahlen, die Kriege zwischen Israel und der Hamas sowie zwischen Russland und der Ukraine oder auch die Rivalität zwischen den USA und China haben das Potenzial, die Märkte im Jahr 2024 zu beeinflussen. Vor diesem Hintergrund sollten sich Anlegerinnen und Anleger mit einigen Kernstrategien für das kommende Jahr positionieren.

Liquidität steuern

Krieg und geopolitische Risiken können die wahrgenommene Sicherheit von Bargeld erhöhen. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Zinssätze in 2024 und darüber hinaus sinken werden, was die Rendite von Barmitteln verringern und die Reinvestitionsrisiken erhöhen wird. Anleger sollten auf absehbare Zeit nicht benötigte Barmittel daher frühzeitig hinterfragen. Zusätzlich können sie eine Kombination aus Festgeldanlagen, Anleihenleitern und strukturierten Lösungen nutzen, um erwartete Portfolioentnahmen in den nächsten fünf Jahren abzusichern.

Auf Qualität setzen

Bei festverzinslichen Wertpapieren halten wir es für einen guten Zeitpunkt, um Qualitätsanleihen zu kaufen, die attraktive Renditen, das Potenzial für Kapitalzuwachs und eine Portfolioabsicherung gegen Abwärtsszenarien kombinieren. Wir halten die Markterwartungen, dass die Fed die Zinsen in den nächsten fünf Jahren nicht unter 4% senken wird, für zu restriktiv. Zusätzlich bieten die aktuellen Renditen einen erheblichen Puffer. Die Renditen fünfjähriger US-Staatsanleihen müssten bei aktuellen Niveaus bis Ende 2024 über 5,5% liegen, damit Anleger eine negative Gesamtrendite erzielen.

Der Fokus auf Qualität erstreckt sich auch auf Aktien. In einem Umfeld schwächeren Wachstums dürften unserer Meinung nach Qualitätsunternehmen mit starken Bilanzen und hoher Rentabilität am besten positioniert sein, um ein robustes Gewinnwachstum zu erzielen. In der Vergangenheit haben wir festgestellt, dass Unternehmen mit der höchsten Kapitalrendite im Laufe der Zeit tendenziell besser abschneiden als diejenigen mit den niedrigsten Renditen. Und ein Großteil ihrer Überschussrendite konzentriert sich auf Zeiten der Konjunkturabschwächung oder Rezession. Solche Qualitätsaktien sind unter anderem in Bereichen wie Technologie, Basiskonsumgüter und Energie zu finden.

Marktrisiken absichern

Vor dem Hintergrund von Krieg und geopolitischer Unsicherheit zu investieren kann eine Herausforderung sein. Eine ausgewogene Diversifikation und ein Fokus auf Qualität sollten die primäre Verteidigung der Anleger bleiben. Aber es können auch zusätzliche spezifische Maßnahmen zum Schutz der Portfolios ergriffen werden.

Vor allem Öl und Gold bieten sich als geopolitische Absicherungsmöglichkeit an. Eine Ausweitung des Krieges zwischen Israel und der Hamas, einschließlich einer Unterbrechung der iranischen Ölexporte, könnte zu einem Anstieg in Richtung oder über 120 US-Dollar pro Barrel führen. Und wir glauben, dass Gold bis zum Jahresende 2.150 US-Dollar pro Unze erreichen könnte. Auch sehen wir Makro-Hedgefonds als potenziell effektiven Portfoliodiversifikator, um Risiken zu mindern. In der Vergangenheit waren Makro-Fonds nicht selten in der Lage, in Zeiten von Aktienmarktrückgängen eine positive Performance zu erzielen.

Maximilian Kunkel

Chefanlagestratege für Deutschland bei UBS Global Wealth Management