Gastbeitrag

Emerging-Market-Lokalwährungsanleihen treten in attraktive Zyklusphase ein

Die Bewertungen von festverzinslichen Wertpapieren sind jetzt in vielen Sektoren attraktiv. Besonders Schwellenländeranleihen (EMD) verdienen eine nähere Betrachtung.

Emerging-Market-Lokalwährungsanleihen treten in attraktive Zyklusphase ein

Gastbeitrag

EM-Lokalwährungsanleihen in attraktiver Zyklusphase

Investoren sind in diesem Jahr mit mehr Unsicherheit konfrontiert, es gibt aber auch Lichtblicke: Die Inflation beginnt sich abzuschwächen, die Zentralbanken verlangsamen das Tempo der Straffung und die Bewertungen von festverzinslichen Wertpapieren sind jetzt in vielen Sektoren attraktiv. Vor diesem Hintergrund verdienen Schwellenländeranleihen (EMD) eine nähere Betrachtung.

Investitionen in Schwellenländer sind zwar vielen Anlegern bekannt, doch sind sie in den Portfolios oft unterrepräsentiert. Ähnlich wie Aktien aus Schwellenländern ermöglichen EMD Anlegern den Zugang zu wachstums- und produktivitätsstärkeren Volkswirtschaften im Vergleich zu den Industrieländern. Gleichzeitig bieten sie attraktive Renditen bei geringerer Volatilität als Aktienanlagen.

In den letzten 20 Jahren haben Schwellenländeranleihen mehrere Zyklen durchlaufen. Der typische Zyklus ist durch vier Phasen gekennzeichnet: 1) die Phase, in der die US-Notenbank die Zinsschraube anzieht; 2) eine Abschwächung der lokalen Anleihen und Währungen der Schwellenländer; 3) die Zentralbanken der Schwellenländer beginnen, die Zinssätze zu erhöhen, um die Inflation zu stabilisieren; und 4) die Währungen der Schwellenländer stabilisieren sich, Inflationsrückgang und steigende Realrendite von Lokalwährungstiteln.

Beginn der vierten Phase

Mittlerweile haben wir drei solcher Zyklen der Schwellenländer erlebt: einen vor und zwei nach der globalen Finanzkrise. Der erste war die Straffung der US-Geldpolitik in der Mitte des Zyklus von 2004 bis 2006. Dann kam das Taper Tantrum von 2013 und anschließend die erneute Straffung der Geldpolitik im Jahr 2018.

Im aktuellen Zyklus treten wir bald in die vierte Phase ein, die in der Regel mit einer robusten Performance verbunden ist. Der Konjunkturzyklus in den Schwellenländern ist zu diesem Zeitpunkt größtenteils abgeschlossen, da eine Reihe von Zentralbanken in den Schwellenländern bereits die geldpolitische Pause-Taste gedrückt haben und die lokalen Märkte mit künftigen Zinssenkungen rechnen. Darüber hinaus könnte dem US-Dollar in nächster Zeit die Puste ausgehen, und die Inflation in den Schwellenländern zeigt Anzeichen einer Normalisierung. Auch das ist gut für Lokalwährungspapiere. Die Renditen lokaler EM-Schuldtitel sind attraktiv. Dies gilt insbesondere auf einer relativen Wertbasis gegenüber den entwickelten Märkten, wobei die Schwellenländer trotz der großen Zinskorrektur in den Industrieländern immer noch einen Aufschlag von etwa 3,25% bieten. Auch die Bewertung der Schwellenländerwährungen ist attraktiv. So notiert ein Korb aus Emerging-Market-Anleihen gegenüber US-Dollar und Euro real zurzeit fast auf einem Mehrjahrestief.

Ein solider Prozess der Länderauswahl ist jedoch unerlässlich. Investoren müssen den lokalen Verschuldungszyklus der Schwellenländer aus einer globalen Makroperspektive von oben nach unten verstehen. Der Anlageprozess sollte aber auch eine Analyse der Kreditwürdigkeit der Staaten umfassen. Dies liegt daran, dass die lokalen Schuldtitel der Schwellenländer in der Regel eine Anlageklasse mit hoher Volatilität sind, und es ist wichtig, sich auf lokale Märkte zu konzentrieren, die durch starke Fundamentaldaten unterstützt werden. Ein Verständnis der lokalen geldpolitischen Dynamik und der technischen Faktoren der lokalen Märkte, die das Durationsrisiko beeinflussen können, ist erforderlich.

Ein Hauptrisiko für diesen Ausblick ist die Gefahr einer weltweiten harten Landung. Dann dürfte der US-Dollar in der Regel aufgrund der Flucht in Sicherheit aufwerten. Die Währungen der Schwellenländer könnten geschwächt werden, und die Zentralbanken der Schwellenländer wären wahrscheinlich nicht mehr in der Lage, die Zinsen zu senken. Zwar wird sich das globale Wachstum in diesem Jahr verlangsamen, doch hat sich die Wahrscheinlichkeit einer harten Landung verringert. Institutionelle Anleger sollten also eine strategische Allokation in EMD in Betracht ziehen. So erhalten sie Zugang zu wachstumsstärkeren Volkswirtschaften – und das mit einer Anlageklasse, die inzwischen gereift ist: in Bezug auf Marktgröße, Liquidität und Kreditqualität.

Ward Brown

Portfoliomanager für festverzinsliche Wertpapiere bei MFS Investment Management

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