KommentarKlimarisiken

EZB-Aufsicht verschärft den Ton

Die europäische Bankenaufsicht dringt verstärkt darauf, Klimarisiken angemessen zu berücksichtigen. Banken, die ihren Erwartungen nicht in ihrem Sinne nachkommen, droht sie mit täglichen Zwangsgeldern und mit Kapitalaufschlägen.

EZB-Aufsicht verschärft den Ton

Klimarisiken

EZB-Aufsicht verschärft den Ton

fir Frankfurt
Von Tobias Fischer

Die EZB-Bankenaufsicht verschärft den Ton, wenn es um Klimarisiken geht. Sie lässt keinen Zweifel aufkommen, wie ernst es ihr ist. Zwar hat sie schon des Öfteren das Ende der Geduld ausgerufen. Seit sie sich 2020 mit einem Leitfaden an die von ihr kontrollierten Institute richtete, wie diese Klima- und Umweltrisiken in Strategie, Governance und Risikomanagement zu berücksichtigen haben, wurden immer wieder neue entsprechende Erwartungen formuliert. Und die Aufseher haben Fristen gesetzt und mit aufsichtlichen Maßregelungen gedroht, sollten diese Erwartungen nicht erfüllt werden.

Tägliche Zwangsgelder drohen

Nun hat der Vizechef der EZB-Bankenaufsicht, Frank Elderson, noch mal nachgelegt. In einem Blogeintrag erinnert er sicherheitshalber daran, dass 23 der 112 direkt beaufsichtigten Banken in Europa abgestraft werden dürften, weil sie Vorgaben nicht im erwünschten Sinne nachgekommen sind. Die Rede ist von sogenannten Wesentlichkeitsbewertungen, in denen Banken potenzielle Klimaauswirkungen auf sich wie ihre Stakeholder erfassen und bewerten. 18 Instituten drohen Elderson zufolge Zwangsgelder für jeden Tag, an dem sie gegen die Vorschriften verstoßen.

Details nennt er keine. Früheren Angaben zufolge handelt es sich bei den Strafsätzen um bis zu 5% der durchschnittlichen täglichen Erträge.

Er erwarte, dass bis Jahresende die Banken alle aufsichtlichen Erwartungen an das Management von Klima- und Umweltrisiken erfüllt werden, bekräftigt Elderson frühere Aussagen und bringt neben Zwangsgeldern auch individuelle Kapitalaufschläge im Rahmen des jährlichen aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (SREP) ins Spiel. Die Aufsicht werde sich ihres gesamten „Werkzeugkastens“ bedienen.

Des Ernstes der Lage gewahr

An Einsicht zum Ernst der Lage und am Willen dürfte es kaum einer Bank mangeln. 90% der von der EZB beaufsichtigten Institute stufen ihr zufolge mittlerweile Klima- und Umweltrisiken als wesentliche Gefahr ein – deutlich mehr als in den Vorjahren. Viele Banken kämpfen vielmehr noch immer mit einem Defizit an validen Daten und damit, es einer Phalanx von Aufsehern und Regulierern recht machen zu müssen, die ungeachtet aller Harmonisierungs- und Abstimmungsbemühungen nicht immer kongruente Anforderungen stellen.

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