Erholung nach dem Preissturz bei Öl
Nach dem dramatischen Einbruch des Ölpreises vom Dienstag von zeitweise 8 % hat es am Mittwoch zwar wieder eine spürbare Erholung gegeben. Dennoch zeigt sich der Ölmarkt angeschlagen. Ein neuer Anlauf der Opec auf eine Förderkürzung wurde mit einer gewissen Skepsis aufgenommen.Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtNach dem starken Preisrutsch vom Vortag hat sich der Ölpreis auch am Mittwoch angeschlagen präsentiert. Die Nordsee-Sorte Brent Crude, die sich am Dienstagabend um rund 8 % verbilligte, erholte sich zwar um 1,6 % auf 66,51 Dollar je Barrel. Am Dienstagmorgen stand der Brent-Preis aber noch bei 69 Dollar und Mitte Oktober gar bei 85 Dollar.Ausgelöst wurde der bemerkenswerte Preissturz am Dienstag durch mehrere Entwicklungen. So forderte US-Präsident Donald Trump die Opec und insbesondere Saudi-Arabien per Twitter auf, die Produktion nicht zu kürzen. Der Druck aus Washington ist für das saudische Königshaus ein Faktor, dem es sich auf längere Sicht nicht entziehen kann. Trump hatte Anfang Oktober zu Recht angemerkt, dass sich das Königshaus ohne militärische Unterstützung aus den USA nur schätzungsweise zwei Wochen an der Macht halten könnte.Zwar hat der saudi-arabische Ölminister Khalid al-Falih die Idee einer Förderkürzung der Opec und der mit ihr verbündeten Staaten wie Russland ins Spiel gebracht. Aktuell aber hält sich Riad noch an die Vorgaben aus Washington. Nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg produziert das Königreich derzeit auf hohem Niveau. Mit aktuell 10,63 Mill. Barrel pro Tag (bpd) hält sich Saudi-Arabien nicht einmal mehr an die Vereinbarungen der Opec-Staaten und der verbündeten Länder wie Russland vom Dezember 2016. Damals hatte Saudi-Arabien ausgehend von einer damaligen Produktion von 10,54 Mill. bpd versprochen, die Förderung um 486 000 bpd zu senken. Nun produziert man mehr als vor dem Beginn der Preisabsprachen – ein Umstand, der am Markt am Dienstag durchaus Eindruck machte. Überschuss erwartetHinzu kommt, dass die Opec gemäß dem am Dienstag vorgelegten Monatsbericht der Organisation gut daran täte, die Förderung zu reduzieren. Die Ökonomen des Kartells haben ihre Schätzung für den Bedarf an Opec-Öl im kommenden Jahr nochmals deutlich nach unten korrigiert. Sie gehen jetzt davon aus, dass es bei einer Opec-Produktion auf aktuellem Niveau 2019 eine Überversorgung des Marktes um 1,3 bis 1,4 Mill. bpd geben würde.Jan Edelmann, Rohstoffanalyst der HSH Nordbank, macht noch einen weiteren Faktor für den Preisrutsch verantwortlich. So seien dafür auch Momentum- und Hedging-Strategien von Finanzinvestoren und Produzenten verantwortlich, mit denen diese sich angesichts der jüngsten Preisrückgänge absichern wollten.Am Mittwoch gab es dann einen aus Anbietersicht enttäuschenden Ölmarktbericht der Internationalen Energieagentur IEA. Die Agentur schreibt, dass es mit Blick auf die von ihnen angenommene Entwicklung der Nachfrage und einer unveränderten Opec-Produktion im ersten Halbjahr 2019 zu einem Lageraufbau von 2 Mill. bpd kommen würde. Die IEA hat zwar ihre Prognose für den Anstieg der weltweiten Ölnachfrage mit 1,3 Mill. bpd für 2018 und 1,4 Mill. bpd für 2019 unverändert gelassen. Sie hat allerdings die Teilprognose für den Anstieg des Ölverbrauchs in den Nicht-OECD-Ländern für das kommende Jahr um 165 000 bpd gekürzt. Die Opec hat nach IEA-Zahlen derweil ihre Produktion im Oktober um 200 000 bpd auf 32,99 Mill. bpd angehoben. Rückgänge im Iran um 400 000 bpd und in Venezuela um 600 000 bpd seien durch die Produktionsausweitung anderer Mitglieder mehr als ausgeglichen worden. Demgegenüber schätzt die Energieagentur die Nachfrage nach Opec-Öl im kommenden Jahr auf 31,3 Mill. bpd.Mit Blick auf die Drohungen aus Washington hat auf die Marktteilnehmer am Mittwoch die Reuters-Meldung wenig Eindruck gemacht, dass die Opec und die mit ihr verbündeten Länder aktuell über eine Drosselung der Produktion im kommenden Jahr um bis zu 1,4 Mill. bpd diskutieren. Das Ausmaß der Produktionskürzung, über die verhandelt wird, würde damit größer ausfallen als bisher erwartet. Das Treffen, an dem die Energieminister Saudi-Arabiens, Russlands und weiterer Länder teilnahmen, fand am Sonntag in Abu Dhabi statt. Eine Einigung auf eine bestimmte Menge, um die gekürzt werden soll, hat es aber wohl noch nicht gegeben. Es soll jedoch im Minimum um 1 Mill. bpd reduziert werden. Bislang hat sich insbesondere Moskau noch nicht zu einer Kürzung durchgerungen. Der russische Ölminister Alexander Nowak sagte noch am Mittwoch, es seien keine Notfallmaßnahmen erforderlich, um sich dem Rückgang des Ölpreises entgegenzustellen.