US-Konflikt um Nachhaltigkeit eskaliert
ESG-Konflikt in den USA eskaliert
Republikanische Anleger ziehen Gelder von Blackrock und Rivalen ab
xaw New York
Im US-Konflikt um Nachhaltigkeitsinvestments verhärten sich die Fronten zunehmend. So ringen Vermögensverwalter mit einem Exodus großer institutioneller Anleger aus dem republikanischen Spektrum. Der bisher härteste Schlag trifft dabei Branchenführer Blackrock: Ende April will der Texas Permanent School Fund 8,5 Mrd. Dollar aus Blackrock-Vehikeln abziehen.
Bemühungen des Assetmanagers, die Effekte des Nachhaltigkeitsstreits über verstärkte Lobbyarbeit in Washington und einen Dialog mit ESG-Kritikern wie dem texanischen Vizegouverneur Dan Patrick zu dämpfen, bleiben damit weitgehend wirkungslos. Auch die Konkurrenz hat indes mit hartem Gegenwind für ihre ESG-Strategien zu kämpfen. Laut dem Analysedienst Morningstar haben Investoren 2023 per saldo 13 Mrd. Dollar aus US-Nachhaltigkeitsvehikeln abgezogen – ein historischer Negativwert.
Texas und Florida agitieren
Die Lage spitzt sich seit 2022 zu. Damals legte Texas eine Liste von nahezu 350 Fonds vor, die angeblich Energieunternehmen boykottieren. Der dortige Rechnungsprüfer forderte staatliche Pensionsfonds auf, ihre Beteiligungen an den Vehikeln abzubauen. Florida kündigte mit Verweis auf die Nachhaltigkeitspraktiken von Blackrock an, 2 Mrd. Dollar aus Produkten des Assetmanagers abzuziehen.
S&P Global sieht darin eine eng koordinierte Kampagne republikanischer Bundesstaaten, konservativer Thinktanks und rechtsgerichteter Interessengruppen. Diese zeigt durchaus Wirkung: Blackrock hat das Engagement in Initiativen wie „Climate Action 100+“ zurückgefahren, Konkurrenten wie State Street oder Invesco haben sich sogar ganz zurückgezogen. In den vergangenen beiden Quartalen haben Assetmanager in den USA laut Morningstar zudem deutlich mehr Nachhaltigkeitsfonds liquidiert als lanciert.
Kampf gegen „woke Indoktrinierung“
Der Ton zwischen den Vermögensverwaltern und republikanischen Investoren wird dabei rauer. Unternehmen, die „anti-texanische Praktiken“ und eine „woke Indoktrinierung“ vorantrieben, hätten in der öffentlichen Bildung keinen Platz, betonte Tom Maynard, der Vorsitzende des Texas Permanent School Fund.
Der für Kundenbeziehungen zuständige Blackrock-Manager Mark McCombe rief den zuständigen Bildungsausschuss auf, die Entscheidung zu überdenken. Eine „lange, erfolgreiche Partnerschaft auf solch leichtsinnige Weise aufzukündigen“ sei „verantwortungslos“. Das Ende der Fahnenstange im ESG-Konflikt dürfte laut Analysten indes noch nicht erreicht sein. So verblieben mehrere republikanische Pensionsfonds, die Positionen jenseits der 20 Mrd. Dollar bei Blackrock geparkt hätten und mit Abzug drohen könnten.