ÖlmarktGeopolitische Risiken

Eskalation im Nahostkonflikt treibt Ölpreis auf fast 85 Dollar

Eskalationen an mehreren Fronten im Nahen Osten haben den Sorgen der Marktteilnehmer hinsichtlich der Ölversorgung neue Nahrung gegeben. Der Brent-Ölpreis kletterte bis fast 85 Dollar.

Eskalation im Nahostkonflikt treibt Ölpreis auf fast 85 Dollar

Nahostkonflikt treibt Ölpreis stark an

Brent klettert fast auf 85 Dollar – Analysten warnen vor Preisrally

ku Frankfurt

Die weiter zunehmenden geopolitischen Spannungen in der Region rund um den Persischen Golf haben zu Wochenbeginn die Akteure am Ölmarkt verunsichert. Die Notierung der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude erreichte in der Spitze 84,80 Dollar je Barrel und damit den höchsten Stand seit November vergangenen Jahres. Am Abend setzten jedoch Gewinnmitnahmen ein, und die Sorte wurde zuletzt zu 82,67 Dollar gehandelt, damit wieder auf dem Niveau vom Freitag, was am Markt auf Gewinnmitnahmen sowie Sorgen wegen der Konjunkturentwicklung in China zurückgeführt wurde. Die geopolitischen Risiken trieben auch den Goldpreis an. Das gelbe Metall notierte in der Spitze zu 2.036,90 Dollar je Feinunze, ein Anstieg von 0,9% gegenüber der vorherigen Sitzung.

Erstmals US-Opfer

Am Wochenende hatte es einen Drohnenangriff von mit dem Iran verbündeten Kräften auf eine amerikanische Militärbasis im syrisch-jordanischen Grenzgebiet gegeben. Dabei wurden drei amerikanische Soldaten getötet und 33 verletzt. Es handelt sich um die ersten Opfer der amerikanischen Armee seit dem Beginn des Krieges zwischen Israelis und Palästinensern. Inzwischen hat es mehr als 150 Angriffe auf amerikanische Basen im Irak und in Syrien gegeben. Das Weiße Haus kündigte eine „signifikante militärische Antwort“ an, während Politiker in den USA einen umfangreichen amerikanischen Angriff auf den Iran forderten.

Auch anderswo in der Region nahmen die Spannungen zu. So gab es einen weiteren israelischen Luftangriff auf die syrische Hauptstadt Damaskus, und zwar angeblich auf ein Hauptquartier des Korps der iranischen Revolutionsgarden. Zudem gibt es Berichte, dass die israelische Armee Truppen an der Nordgrenze zusammenzieht mit dem Ziel, den Libanon anzugreifen. Nach Einschätzung der meisten politischen Beobachter würde das einen Krieg mit der schiitisch-libanesischen Miliz Hisbollah auslösen.

Huthis greifen weiter an

Gleichzeitig hat Israel angekündigt, den sogenannten Philadelphi-Bereich und die Stadt Rafah im Gazastreifen einnehmen zu wollen, die sich unmittelbar an der Grenze zu Ägypten befinden. Unterdessen ist es den amerikanischen und britischen Seestreitkräften bislang nicht gelungen, durch ihre Bombenangriffe auf den Jemen die Huthi-Miliz von weiteren Angriffen auf Handelsschiffe abzubringen. Erst am Samstag war es den Huthis gelungen, einen Öltanker in Brand zu schießen.

Die Rohstoffanalysten der großen Banken sind sich derweil uneinig, wie ernst die geopolitischen Risiken für die Rohstoffmärkte zu nehmen sind. So betonen die Experten der britischen Großbank HSBC, die umfangreichen freien Produktionskapazitäten des Kartells Opec plus von 4,3 Mill. Barrel pro Tag (bpd) – das entspricht in etwa der Produktionsmenge des Iran – reichten aus, um die geopolitischen Risiken zu kompensieren und den Ölpreis in seiner aktuellen Bandbreite zwischen 75 und 85 Dollar je Barrel zu halten.

Demgegenüber warnen die Rohstoffexperten von Standard Chartered, am Ölmarkt würden die geopolitischen Risiken massiv unterschätzt. Denn zusätzlich zu der Eskalation am Persischen Golf gebe es ukrainische Angriffe auf russische Öl- und Gasterminals an der Ostsee sowie Risiken hinsichtlich der weiteren Außenpolitik des Iran. Zudem herrsche am Ölmarkt ein Irrtum vor hinsichtlich der Saisonalität. Fälschlicherweise werde das normale saisonale Überangebot im Januar als ein Hinweis auf eine längerfristig fundamentale Schwäche des Marktes interpretiert. Ab Ende Januar werde es eine zunehmende Knappheit am Ölmarkt geben, der sich von seinem saisonalen Tief erhole. So rechnet Standard Chartered damit, dass es im Februar zu einer Belebung der Nachfrage um 2,7 Mill. bpd auf 102,25 Mill. bpd komme.

Rekordhohe Nachfrage erwartet

Das amerikanische Energieministerium ist sogar noch optimistischer, es erwartet einen Anstieg der Nachfrage im Februar um 2,8 Mill. bpd auf einen Rekordwert von 103,62 Mill. bpd. Gab es im Januar laut Standard Chartered noch einen Aufbau der globalen Ölvorräte um 1,17 Mill. bpd, so sei für den Februar mit einer Reduzierung der Lagerbestände um weltweit 1,4 Mill. bpd zu rechnen. Dies werde die Sensibilität des Ölmarktes für geopolitische Krisen stark erhöhen und könne eine Rally des Ölpreises auslösen, befürchten die Analysten.

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