EU erwägt Blockade für russische Öltankschiffe
Rohstoffe
EU erwägt Blockade russischen Öls
Dänemark soll Ostsee-Durchfahrt für Tankschiffe sperren – Ölmarkt reagiert gelassen
ku Frankfurt
Die Europäische Union erwägt eine Blockade russischer Öltanker in der Ostsee. Dies meldet die "Financial Times". Danach soll Dänemark beauftragt werden, sämtliche Tankschiffe, die durch dänische Gewässer fahren, zu inspizieren und die Durchfahrt für diejenigen Schiffe zu sperren, die nicht über eine westliche Schiffsversicherung verfügen. Damit versucht die EU, die von den westlichen Ländern verhängte Preisobergrenze für russisches Öl, die bislang gescheitert ist, doch noch durchzusetzen. Die G7-Staaten und die EU hatten beschlossen, dass kein russisches Öl transportiert werden darf, das zu Preisen oberhalb der festgelegten Preisgrenze verkauft worden ist. Derzeit verkauft Russland praktisch sein gesamtes per Tankschiff transportiertes Öl zu Preisen oberhalb dieser Grenze von 60 Dollar je Barrel.
Sollte diese Initiative erfolgreich in die Praxis umgesetzt werden, würde dem Markt etwa ein Drittel des gesamten Öls entzogen, das Russland durch Tanker transportieren lässt. Dies wären etwa 1,5% des gesamten weltweiten Angebots an Rohöl. Eine solche Initiative würde ohne Zweifel für einen deutlichen Anstieg des Ölpreises sorgen. Allerdings liefe ein solcher Schritt nach Einschätzung vieler Beobachter auf eine direkte militärische Konfrontation zwischen EU und Nato auf der einen Seite und Russland auf der anderen Seite hinaus. Die russische Regierung hatte bereits deutlich gemacht, dass sie eine Sperrung der Ostsee keinesfalls hinnehmen werde. Außerdem würde ein solcher Schritt der EU gegen die UN-Seerechtskonvention verstoßen. Daher gilt es in der Branche als fraglich, dass die EU diesen weitreichenden Schritt letztlich wagt. "Dänemark hat noch nie etwas Ähnliches getan. Eine Blockade des Schiffsverkehrs in dänischen Gewässern käme einer Kriegserklärung nahe", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters den dänischen Militärexperten Hans Peter Michaelsen.
Am Markt wird die Wahrscheinlichkeit einer solchen Konfrontation derzeit als niedrig eingestuft. Dafür spricht, dass der Preis der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude am Mittwoch um 1% auf 81,66 Dollar je Barrel nachgab. Händler verwiesen dazu auch auf die Erwartung, dass die amerikanische Ölproduktion aktuell ein hohes Niveau erreicht.
Die internationale Energieagentur IEA hatte am Vortag ihre Prognose für den Anstieg des Ölverbrauchs im kommenden Jahr angehoben. Sie geht jetzt von einem Plus von 930.000 Barrel pro Tag (bpd) aus, nach bisher 880.000 bpd. Die Opec rechnet allerdings mit einem Anstieg um 2,25 Mill. bpd. Die Differenz zwischen beiden Schätzungen ist beachtlich, sie entspricht der Fördermenge Libyens.