DEVISEN

Euro gleichgültig gegenüber Lagarde

Gemeinschaftswährung handelt unverändert knapp unter 1,13 Dollar - Sinkende Inflationsrate stärkt Lira

Euro gleichgültig gegenüber Lagarde

sts Frankfurt – Während die weiter sinkenden Marktzinsen wie auch eher schwache US-Konjunkturdaten den Euro-Dollar-Kurs am Mittwoch kaum in Bewegung brachten, diskutierten die Marktakteure intensiv darüber, welche Bedeutung die Kandidatur von Christine Lagarde als EZB-Präsidentin für die Gemeinschaftswährung haben könnte. Der Euro notierte während der europäischen Sitzung um 1,13 Dollar und kostete im späten Geschäft quasi unverändert 1,1278 Dollar.Während die Erwartung von Leitzinssenkungen die Renditen an den Bond-Sekundärmärkten weiter drückte und zu steigenden Aktienkursen führte, richtete sich der Blick der Währungsmärkte stärker in die Zukunft, weshalb die Diskussion um die mögliche geldpolitische Ausrichtung der EZB unter Lagarde dominierte.Kurz- bis mittelfristig gebe es für den Markt keine Notwendigkeit, wegen ihrer Nominierung die Zinserwartungen zu verändern, betont Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. “Denn unter Lagarde würde die EZB vermutlich die lockere Geldpolitik von Draghi fortsetzen.” Zwar werde der Markt nun jegliche Äußerung Lagardes genau beäugen. “Aber erst wenn mit der Zeit wirklich klar würde, ob ein Richtungswechsel anstünde, wäre eine Reaktion im Euro angemessen”, so Praefcke.Nach Einschätzung der Deutschen Bank richtet sich nun der Blick des Marktes noch stärker auf EZB-Chefvolkswirt Philip Lane, zumal Vizepräsident Luis de Guindos ebenso wie Lagarde Jura studiert hat. “Eine Juristin könnte sich im aktuellen Umfeld als nützlich erweisen, wobei der Schwerpunkt auf den gesetzlichen Grenzen des Ankaufs von Vermögenswerten, dem Verzicht auf Stimmrechten bei Bonds, dem Risiko von Schuldenumstrukturierungen und dem Verbot der monetären Finanzierung von Regierungen liegt”, heißt es im Morgenkommentar der Bank. Allerdings, so warnt die Société Générale, habe die Berufung des Juristen Jerome Powell an die Spitze der Federal Reserve, “in einem schlechten Management der Kommunikation” resultiert.Da generell erwartet wird, dass Lagarde eher die etwas lockerere Linie von Amtsinhaber Mario Draghi fortsetzt, hätte Analysten zufolge die Berufung eines Falken wie Bundesbankpräsident Jens Weidmann eine deutliche Kursreaktion hervorgerufen.Mit Blick auf die Zukunft zeichnet sich ein 20. Mitglied der Eurozone ab. Sechs Jahre nach dem EU-Beitritt kündigte Kroatien an, die Teilnahme am europäischen Wechselkursmechanismus (ERM II) ab 2020 zu beantragen. Für die Euro-Einführung muss ein Land mindestens zwei Jahre Mitglied im ERM II sein. Sollten die EZB und die Euro-Staaten zustimmen, könnte das Balkanland frühestens 2023 der Währungsgemeinschaft beitreten. Kroatiens Notenbank lässt die Landeswährung Kuna derzeit in einer engen Spanne von 7,4 bis 7,7 Kuna zum Euro schwanken. Zuletzt stand die Kuna unter Aufwertungsdruck, worauf sie mit Interventionen reagierte.Unterdessen erhielt die Lira Rückenwind von einer sinkenden Inflationsrate in der Türkei. Für einen Dollar mussten mit 5,63 Lira 0,3 % weniger gezahlt werden. Die Inflationsrate betrug auf Jahressicht zuletzt 15,7 % und lag damit sowohl unter dem Vormonatswert von 18,7 % als auch unter dem Marktkonsens von 16,1 %. Bei unveränderter Geldpolitik bedeutet eine sinkende Inflationsrate steigende Realzinsen. Bloomberg-Daten zufolge rechnet der Markt noch für dieses Quartal mit einer Zinssenkung in der Türkei.