Euro während EZB-Pressekonferenz unter Druck
sts Frankfurt – Die Erwartung einer länger anhaltenden Niedrigzinsphase in der Eurozone hat die Gemeinschaftswährung am Mittwoch zeitweilig belastet. Noch während der Pressekonferenz mit EZB-Präsident Mario Draghi sackte der Euro auf sein Tagestief von 1,1229 Dollar. Im späten europäischen Handel erholte sich der Kurs, so dass der Euro unverändert mit 1,1265 Dollar notierte.Draghi unterstrich, dass bei den Konjunkturaussichten die Abwärtsrisiken überwiegen. Die EZB stehe bereit, notfalls alle Instrumente anzupassen. Die Zinswende will die EZB frühestens 2020 einleiten. “Die Anleger stellen sich auf eine längere Phase niedriger Zinsen ein”, sagte Commerzbank-Analystin Thu-Lan Nguyen. Die Gemeinschaftswährung sei zuletzt von der Erwartung an eine Normalisierung der Geldpolitik gestützt worden. “Das rückt nun weiter in die Zukunft.”Weiter sinkende Zinsen könnten Volkswirten zufolge bei einer Staffelung des Einlagensatzes realisiert werden. Dieser liegt aktuell bei -0,4 %, könnte künftig jedoch je nach Einlagenhöhe variieren, so dass auch der Zins auf einen angekündigten neuen Langfristtender (TLTRO) niedriger ausfallen könnte. “An den Märkten wurde die heutige Pressekonferenz daher dovish wahrgenommen”, kommentierte BayernLB-Volkswirt Stefan Kipar. Als taubenhaft (dovish) wird eine lockere Geldpolitik bezeichnet. “Entscheidend ist nun, wie die Datenentwicklung bis zur Juni-Sitzung sein wird. Wir werden zudem genau darauf hören, wie EZB-Vertreter in den nächsten Wochen die Entwicklung im Bankenkanal einschätzen. In jedem Fall bleibt es spannend, und die Juni-Sitzung könnte ereignisreich werden.”Unterdessen zeigte sich das britische Pfund etwas erholt und verteuerte sich um 0,3 % auf 1,3094 Dollar. Der Euro kostete mit 86,05 Pence 0,3 % weniger. Sterling profitierte von der Erwartung, dass der am Freitag anstehende britische EU-Austritt verschoben und damit weniger dramatisch ausfallen könnte. Ein ungeregelter Brexit wird allgemein als großes Risiko für die Konjunktur und damit auch für die Kapitalmärkte gewertet. “Ein Pfund-negatives No-Deal-Szenario wäre nur als ,Unfall` in einem Prozess wahrscheinlich, der extremen Zeitdruck entstehen lässt. Erst einmal dürfte – wenn der EU-Gipfel wie erwartet abläuft – solch eine riskante Situation vom Tisch sein”, erklärte ein Marktteilnehmer.