Aktienmärkte

Europas Aktien schlagen US-Titel

Europas Aktien übertreffen derzeit die US-Titel. Ein Grund dafür ist das bessere Verhältnis von Dividenden- und Anleiherendite.

Europas Aktien schlagen US-Titel

Europas Aktien übertreffen US-Pendants

Columbia Threadneedle sieht besseres Verhältnis von Dividenden- und Anleiherendite

kjo Frankfurt

Das Wachstum in Europa geht zurück, doch in den USA steht immer noch eine Rezession bevor. Aktien zeigten sich zuletzt robust, trotz der Turbulenzen im Bankensektor und steigender Zinsen. Grund dafür sind Erwartungen, dass die Zinsen noch vor dem Jahresende gesenkt werden. Ungeachtet einer technischen Rezession haben europäische Aktien nach zehnjähriger Underperformance die USA seit Herbst um 30% übertroffen. Ersparnisüberschüsse, solide Finanzen der privaten Haushalte und fallende Energiepreise sind Pluspunkte für Europa, so die Einschätzung des Assetmanagers Columbia Threadneedle Investments.

Sowohl Zinserhöhungen als auch Zinssenkungen würden mit großer Verzögerung wirken. Im Durchschnitt dauere es nach dem Ende eines Zinserhöhungszyklus der Fed 16 Monate und nach dem Beginn eines Zinssenkungszyklus zehn Monate, bis eine Rezession ende. “Selbst wenn die Fed also jetzt die Zinsen nicht weiter erhöht, wird sich das erst nach Monaten auswirken. Diese Zinserhöhungen dürften sich als Nächstes auf die Kreditvergabe, die Profitabilität der Unternehmen und die Beschäftigung auswirken. Letztere folgt dem Gewinnzyklus, da die Unternehmen Arbeitskräfte abbauen, um ihre Gewinne zu schützen; steigende Arbeitslosigkeit signalisiert eine Rezession. Noch ist es nicht so weit, auch wenn die Arbeitslosenquote seit dem Sommer 2022 bereits stagniert”, so Paul Doyle, Head of Large Cap European Equities bei Columbia.

Niedrige Risikoprämie

Im direkten Vergleich habe sich der europäische Markt in den vergangenen sechs Monaten besser entwickelt als der US-amerikanische, doch dieser sei mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 18 auf Basis prognostizierter Gewinne immer noch teuer. Ein risikoloser Zinssatz von 5% und eine Rendite zehnjähriger US-Anleihen oberhalb der US-Dividendenrendite seien nicht hilfreich. Europa biete ein besseres Verhältnis zwischen Dividendenrendite und Anleiherendite: Die Risikoprämie von Aktien sei so niedrig wie seit 15 Jahren nicht mehr, was wenig Raum für negative Schocks lasse; das Gewinnwachstum sei trotz robuster Margen nicht hoch. “Industrieaktien haussieren seit dem vorigen Herbst, da wir uns dem Ende des Zinserhöhungszyklus nähern. Einige glauben, dass wir vor einem neuen Zyklus stehen, aber wir bezweifeln das. Bei Aktien führen defensive Sektoren sowohl vor als auch nach einem Zykluswechsel das Feld an – das heißt anleiheähnliche Sektoren wie Technologie, Gesundheitswesen und Basiskonsumgüter”, so der Experte. Der Technologiesektor habe sich überdurchschnittlich entwickelt und den erwarteten Renditerückgang mehr als eingepreist.

Die relative Bewertung des Technologiesektors liegt auf einem Allzeithoch. In sektorneutraler Betrachtung erscheine Europa um über eine Standardabweichung billiger als die USA. “Diese sind also nicht ohne Grund zurückgeblieben. Das Vereinigte Königreich ist immer noch außerordentlich günstig bewertet: Es hat die höchste Dividendenrendite, eine Ausschüttungsquote von 40% und ein Beta von unter eins gegenüber dem MSCI World Index”, sagt Doyle. Substanzaktien schneiden bei fallenden Anleiherenditen laut Columbia in der Regel schlechter ab als Wachstumswerte. Wenn die Arbeitslosigkeit ihren Tiefstwert erreicht habe, dauere es normalerweise nicht länger als sechs Monate, bis die Rezession beginne.

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