Technische AnalyseHealthcare-Aktien

Gesundheitswerte zeigen Frühjahrsmüdigkeit

Aus technischer Sicht spricht vieles dafür, dass die europäischen Healthcare-Aktien vor einer Korrektur stehen.

Gesundheitswerte zeigen Frühjahrsmüdigkeit

Technische Analyse

Gesundheitswerte zeigen Frühjahrsmüdigkeit

Von Frederik Altmann*)

Gesundheitswerten könnte nach der guten Entwicklung im April nun erst einmal wieder die Kraft ausgehen. Der Stoxx-Europe-600-Healthcare-Index droht in diesen Wochen eine Umkehrformation auszubilden. Der europäische Branchenindex bildet die Kursentwicklung von Großkonzernen aus dem Gesundheitssektor wie der dänischen Novo Nordisk oder den Schweizer Pharmariesen Roche und Novartis ab. Aus Deutschland kommen unter anderem Vertreter wie Merck KGaA, Bayer, Siemens Health und Fresenius. Seit Jahresbeginn stehen aktuell mehr als 8% Plus für den Index zu Buche. Vom Zwischentief Ende September kletterte er um fast 19% hoch.

Negative Umklammerung

Im Wochenchart zeigt sich nun aber eine Umkehrformation, die allerdings in dieser Woche mit einem tieferen Schlusskurs noch bestätigt werden sollte. Die negative Kerze der Vorwoche mit einem schwarzen Körper und ausgeglichenen Schatten verheißt erst einmal nichts Gutes. Denn ihr Körper und die Schatten umschließen die positive Kerze der Vorvorwoche komplett. Solch eine negative Umklammerung als zweiwöchige Umkehrformation kündigt in der Folge fallende Kurse an.

Nach einem besonders starken Kursverlauf in den Wochen zuvor läuft die Trendbewegung damit aus. Das Kursbarometer hat wohl erst einmal ein lokales Hoch ausgebildet. An solchen Extrempunkten im Chart verändert sich regelmäßig die Struktur von Angebot und Nachfrage. Deshalb kommt Hoch- und Tiefpunkten eine besondere Bedeutung zu. An dem jüngsten Hoch hat das Verkaufsinteresse letztlich die Überhand gewonnen gegenüber den Käufern. Auf dem erhöhten Preisniveau reichte das nachlassende Kaufinteresse schließlich nicht mehr aus, um die Kurse weiter anzutreiben.

Widerstand hat Bestand

Entsprechend stellen Hochpunkte im Anschluss Widerstände für den künftigen Kursverlauf dar, Tiefs bieten Unterstützung. Dies gilt so lange, bis solch ein Kursniveau nachhaltig durchbrochen wird – mit einem entsprechenden re­lativen Abstand oder einer zeitlichen Dauer als Filter. Dann wandelt sich ein nach oben durchbrochener Widerstand im Chartbild zu einer künftigen Unterstützung. Eine Unterstützung, die nachhaltig unterschritten wurde, wird für den weiteren Kursverlauf im Umkehrschluss zu einem Widerstand. Mit einem nachhaltigen Bruch hätte in dem Index ein generell höheres Kursniveau neu etabliert werden können. Das ist den Gesundheitswerten aber nicht gelungen und der Widerstand bei 1.088 Punkten aus dem Jahr 2021 hat weiter Bestand. Zudem war an dem jüngsten Hoch bei 1.105 Punkten recht präzise ein Kursziel aus der gesamten Aufwärtsbewegung seit dem September 2022 erreicht. Wenn man die Seitwärtsbewegung im ersten Quartal als Verschnaufpause wertet, konnte in einem sogenannten „Measured Move“ der komplette Anstieg vom Tief
im September bis zum Dezember-Hoch nochmals nach oben erreicht werden. Solch eine Regelmäßigkeit ist in Trendbewegungen oft zu beobachten. In
diesem Fall ist die Pause zwar etwas
verlängert im Vergleich zum Lehrbuchverlauf. Aber das technische Ziel wurde gut getroffen.


Hürde zu hoch

Der horizontale Widerstand aus den Hochs im Jahre 2021 bei 1.088 Punkten konnte in der aktuellen Aufwärtsbewegung letztlich nicht mehr nachhaltig überschritten werden. Die Kurse kletterten lediglich für einen relativ kurzen Zeitraum über diese Marke, was für einen zeitlichen Filteransatz nicht ausreichend
erscheint. Auch mit Blick auf den prozentualen Abstand von 1,6% kann der
Ausbruchsversuch nach oben nicht als nachhaltig bewertet werden. Entsprechend scheinen die Kurse erstmal von diesem Niveau nach unten abzuprallen. Die Hürde war zumindest erst einmal zu hoch.

Aus diesem Abpraller ergibt sich aber auch gleichzeitig das Gegenszenario für die Kurserwartungen an die europäischen Gesundheitswerte. Wenn die Kurse doch noch ein positives Momentum bekommen und über 1.105 Punkte steigen können, wird die skeptische Kurserwartung obsolet. Denn mit einem neuen Zwischenhoch würde sich wiederum ein frisches Kaufsignal ergeben, das neues Kurspotenzial mit sich bringt. In diesem Fall würde das Rekordhoch bei 1.141 Zählern und mehr zum neuen Kursziel. Somit sollten Verkäufer über 1.105 Punkten einen Stoppkurs beim Stoxx-Europe-600 Healthcare-Index setzen.

Aus technischer Sicht spricht aber
aktuell deutlich mehr für eine anstehende Korrektur. Ein weiteres negatives Argument ist auch der mittlerweile große Abstand der Kurse zu ihrer 40-
Wochen-Durchschnittslinie. Dieser mit der viel beachteten 200-Tage-Linie
vergleichbare Durchschnittspreis wirkt
oftmals wie ein Magnet auf die Kurse. Entfernen sich die Notierungen außergewöhnlich weit von dieser Linie,
dann spricht auch das für eine Rückbewegung in Richtung dieses Durchschnittsniveaus bei aktuell rund 1.000 Punkten. Dieser Mechanismus lässt sich auch in der Vergangenheit beim Index der europäischen Gesundheitswerte gut beobachten.




*) Frederik Altmann ist Investmentanalyst bei Alpha Wertpapierhandel.