Edelmetalle

Goldpreis klettert auf Rekordhoch

Der Goldpreis ist auf ein Rekordhoch geklettert. Händler sehen die veränderten Leitzinserwartungen der Marktteilnehmer als einen wesentlichen Treiber der Rally bei Gold an. Allerdings gibt es auch verstärktes Interesse an Gold aus China. Dahinter könnte die Notenbank stehen, mit dem Ziel der Dedollarisierung.

Goldpreis klettert auf Rekordhoch

Goldpreis auf Rekordhoch

Marktteilnehmer rechnen mit baldigen Leitzinssenkungen – Umfangreiche Goldkäufe in China

Der Goldpreis ist auf ein Rekordhoch geklettert. Händler sehen die veränderten Leitzinserwartungen der Marktteilnehmer als einen wesentlichen Treiber der Rally bei Gold an. Allerdings gibt es auch verstärktes Interesse an Gold aus China. Dahinter könnte die Notenbank stehen, mit dem Ziel der Dedollarisierung.

ku Frankfurt

Nach dem starken Anstieg der vergangenen Tage ist der Goldpreis am Montagmorgen auf ein Allzeithoch geklettert. Er erreichte in der Spitze 2.135,40 Dollar je Feinunze. Gegenüber dem Niveau vom Freitag ist dies ein Anstieg um mehr als 2%. Später setzten dann Gewinnmitnahmen ein, und das gelbe Metall wurde am Abend zu 2.046,89 Dollar gehandelt, ein Rückgang gegenüber dem Stand vom Freitagabend von 1,2%.

Am Markt wurde auf die Perspektive verwiesen, dass die großen Notenbanken bald mit den Zinssenkungen beginnen würden. Insbesondere am Freitag war es nach Hinweisen des Chairman der amerikanischen Notenbank Federal Reserve, Jerome Powell, bereits zu einem kräftigen Anstieg des Goldpreises gekommen. Powell hatte sich deutlich ausgewogener zu den Perspektiven der Geldpolitik geäußert als bisher und auf die Risiken einer Politik unzureichender Zinsanhebungen, aber auch einer überzogenen Politik hingewiesen. Am Markt wurde das als eine deutliche Veränderung des Tonfalls der Fed gewertet. Daher wird nun mit baldigen Zinssenkungen gerechnet. Gemäß dem Fed Watch Tool der Chicagoer Terminbörse CME, in das Positionierungen von Marktteilnehmern an den Terminmärkten eingehen, wird inzwischen mit einer Wahrscheinlichkeit von 70% damit gerechnet, dass es bis März zu einer ersten Zinssenkung der US-Notenbank kommt. Sinkende Zinsen machen die Anlage in Gold attraktiver, da die Opportunitätskosten der Haltung von Gold als nicht verzinslichem Asset sinken. Die Erwartung baldiger Zinssenkungen in den USA hat auch den Dollar unter Druck gesetzt. Da Gold überwiegend in Dollar gehandelt wird, sorgt eine Dollarschwäche für einen Anstieg des Goldpreises.

Long-Positionen nehmen zu

Derweil positionieren sich Marktteilnehmer für einen weiteren Anstieg des Goldpreises. Gemäß den Daten der amerikanischen Terminbörsenaufsicht Commodity Futures Trading Commission (CFTC) sind die Netto-Long-Positionen, mit denen Marktteilnehmer auf einen weiteren Anstieg setzen, in der Woche per 28. November um 29.517 Kontrakte auf 144.410 Kontrakte gestiegen.

Alexander Zumpfe, Händler beim Edelmetallspezialisten Heraeus, sprach von fast schon euphorischen Zinserwartungssenkungen für das kommende Jahr, die den Goldpreis auf den Rekord getrieben hätten. Die Märkte gingen für das kommende Jahr gleich von mehreren Leitzinssenkungen aus, und zwar nicht nur in den USA, sondern auch in Europa. Für die weitere Entwicklung des Goldpreises ist Zumpfe optimistisch: "Sollten sich die Anzeichen für niedrige Zinsen verdichten, dürfte das Gold auch im kommenden Jahr beflügeln", ist er überzeugt. Dennoch werde sich der Preis für das Edelmetall nicht in einer Einbahnstraße nach oben bewegen. Nach der jüngsten sehr steilen Rally mehrten sich die technischen Anzeichen, dass der Markt überhitzt sei. Auch wenn einige Nachzügler den Goldpreis durch ihre Käufe weiterhin unterstützen dürften, schließt er kurzfristige Gewinnmitnahmen nicht aus. Das ändere aber nichts daran, dass die Stimmung für Gold positiv sei. Hinter dem Goldpreisanstieg stecken aber nicht nur die veränderten Leitzinserwartungen. So vermuten Händler, dass die chinesische Notenbank ihre Goldkäufe, mit denen sie im November 2022 nach einer Pause von drei Jahren wieder begonnen hatte, aktuell hochgefahren haben könnte. So sprechen die Analysten von TD Securities von einem regelrechten Kaufrausch bei Gold in China an der Edelmetallbörse in Schanghai. So hätten die größten Edelmetallhändler in China binnen einer Woche mehr als 17,5 Tonnen Gold erworben.

Die schweizerische Großbank UBS weist in ihrem Research auf die Dedollarisierung als einen Treiber für eine weitergehende Reallokation von Mitteln aus US-Treasuries zu Gold hin. Die UBS weist auch darauf hin, dass der Goldpreis in China früher einen Rekordstand markiert habe als in London. Dies könnte als ein Hinweis darauf gewertet werden, dass der Goldpreis von China aus angetrieben ist, zumal sich die Investoren von Gold-ETFs im Westen noch deutlich zurückhalten.

Flucht in sichere Häfen

Hinter den chinesischen Goldkäufen muss aber nicht nur die Notenbank stehen. So hat sich im September die Kapitalflucht aus China beschleunigt. Neben den Käufen von Immobilien im Ausland sind Goldbarren eine beliebte Methode von chinesischen Bürgern, Mittel ins Ausland zu schaffen. Dahinter wird angesichts der zunehmenden geopolitischen Spannungen das Bedürfnis vermutet, Geld in sicheren Häfen zu parken.

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