Grüne Bunds feiern Erfolg
Von Kai Johannsen, Frankfurt
Im September vorigen Jahres betrat der Bund am Anleihemarkt Neuland: Es gab die erste grüne Bundesanleihe, die auf eine enorme Nachfrage traf. In zweieinhalb Stunden kam seinerzeit ein Orderbuch von mehr als 30 Mrd. Euro zusammen. Gefühlt war es laut Marktteilnehmern die kürzeste Orderbuchöffnung für einen Green Bond in der Geschichte dieses im Jahr 2007 von der Europäischen Investitionsbank (EIB) in Luxemburg aus der Taufe gehobenen Marktes.
Der Erfolg, den das grüne Erstlingswerk der Deutschen am Primärmarkt feierte, hat sich in den folgenden fünf Monaten fortgesetzt. Abzulesen an der Renditeentwicklung der grünen Bundesanleihe, die als Zwilling zu einem nichtgrünen herkömmlichen Bundestitel konzipiert ist. Bei der zehnjährigen grünen Bundesanleihe lag die Rendite zwischen minus 0,47% (Maximum) und minus 0,66% (Minimum). Sie entwickelte sich im Einklang mit der Rendite des konventionellen Zwillings, mit einer leichten Tendenz zur Ausweitung des Spreads zu Gunsten der grünen Bundesanleihe seit ihrer Neuemission. Der Rendite-Spread war stets größer als 1 Basispunkt (BP) und liegt aktuell bei 4 BP. Bis heute liegt somit eine Outperformance des grünen Zwillings vor. Darauf hatten Marktteilnehmer immer gesetzt: Dass die neuen grünen Bundesanleihen niedrigere Renditen aufweisen als ihre herkömmlichen Pendants. Auch das zweite grüne Bundeswertpapier, das Anfang November kam, zeigte eine gute Performance. Es handelt sich um eine grüne Bundesobligation, also ein Wertpapier mit fünfjähriger Laufzeit.
„Angebot und Nachfrage am Markt entscheiden über die relative Rendite zwischen grünen und konventionellen Bundeswertpapieren und deren zeitliche Entwicklung. Unser Zwillingskonzept schafft Transparenz über diesen Preisunterschied. Diese Transparenz ist Teil unserer Rolle als Zins-Benchmark am europäischen Anleihemarkt“, sagt Tammo Diemer, Co-Geschäftsführer der Deutschen Finanzagentur. Die Finanzagentur ist für das Liquiditäts- und Schuldenmanagement des Bundes verantwortlich.
Reißender Absatz
In diesem Jahr wird der grüne Auftritt des Benchmarkemittenten der Eurozone am Anleiheprimärmarkt fortgesetzt. Green Bonds finden nach wie vor einen reißenden Absatz, über Platzierungsschwierigkeiten aufgrund von Investorenzurückhaltungen brauchen sich Emittenten keinerlei Sorgen zu machen. „Unsere bisherigen Erfahrungen mit dem Zwillingskonzept haben wir bei der Emissionsplanung für 2021 berücksichtigt. Wir werden eine neue zehnjährige grüne Bundesanleihe begeben, aufgeteilt auf zwei Auktionen. Die neue 30-jährige grüne Bundesanleihe werden wir wieder im Syndikat anbieten. Dadurch komplettieren wir die Kurve bis 30 Jahre und stellen dem Markt erneut eine zehnjährige grüne Benchmark zur Verfügung“, stellt Diemer in Aussicht.
Auch die generelle Umsatztätigkeit der grünen Bundesanleihe stimmt die Marktteilnehmer positiv. Die Umsätze im Sekundärmarkt seien bei der im Syndikat begebenen zehnjährigen grünen Bundesanleihe etwas geringer als bei den konventionellen zehnjährigen Bundesanleihen, die in Auktionen begeben werden. Dies hänge damit zusammen, dass bei Syndikaten regelmäßig ein größerer Teil der Emission direkt an langfristig orientierte Investoren verkauft werde, wird im Markt herumgereicht. Die konventionellen Bundesanleihen werden dagegen zunächst von den Bieterbanken erworben und fließen erst nach und nach an andere Investorengruppen ab. Zusätzlich stellen die Akteure fest, dass bei den grünen Bundeswertpapieren Buy-and-Hold-Investoren verstärkt vertreten seien. Mit der Entwicklung der Sekundärmarktaktivität bei der grünen Bundesanleihe zeigen sich Marktteilnehmer generell sehr zufrieden.
Enge Spreads
Die sehr positive Entwicklung, die die grüne Bundesanleihe insgesamt am Markt genommen hat, zeigt sich auch an den Geld-/Brief-Spannen. Ein zentrales Merkmal von Bundeswertpapieren ist die ausgezeichnete Handelbarkeit im Sekundärmarkt. Dies ist seit Jahren ein sehr wichtiger Aspekt der Bundesanleihen, insbesondere auch in Krisenzeiten. Diese Handelbarkeit drückt sich in einer geringen Spanne zwischen den von Marktteilnehmern – die sind in der Regel Banken – gestellten An- und Verkaufskursen für Bundeswertpapiere aus. Die beobachteten Geld-/Brief-Spannen bei den grünen Bundeswertpapieren sind bisher sehr eng und nur unwesentlich höher als bei den konventionellen Zwillingen, wird festgehalten. Die engen Geld-/Brief-Spannen bei der grünen Bundanleihe und der grünen Bundesobligation sind ein Hinweis auf eine gute Handelbarkeit.