Geld oder BriefLufthansa

Im Anflug auf den Dax

Die Lufthansa-Aktie unterliegt diversen externen Einflüssen. Unter anderem belasten Luftraum-Sperrungen wegen kriegerischer Auseinandersetzungen das Geschäft und zuweilen auch die Kursentwicklung.

Im Anflug auf den Dax

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Lufthansa-Aktie nimmt Kurs auf den Dax

lis Frankfurt
Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Zumindest CEO Carsten Spohr ist vom Potenzial der Lufthansa-Aktie überzeugt. Er hat zuletzt deutlich Papiere zugekauft. Gründe für seinen Optimismus gibt es seiner Ansicht nach mehrere. Zum einen kommen im Luftverkehr „Angebot und Nachfrage gerade in ein gesünderes Verhältnis“, das hilft den Fluggesellschaften auf der Preisseite. Flugreisen sind nach wie vor stark gefragt, die Airlines kommen vor allem wegen der Probleme bei den Flugzeugherstellern nicht hinterher damit, die Kapazitäten entsprechend auszuweiten. In der Nach-Corona-Zeit haben die Ticketpreise daher kräftig angezogen und sich mittlerweile auf hohem Niveau eingependelt. Wenn nach und nach die neuen Flugzeuge bei Lufthansa ankommen, dürfte das ein großer Hebel für die Kostenseite sein. Zudem setzt Spohr auf die Aufräumarbeiten im wichtigsten Geschäftsfeld Passagierverkehr, die gerade laufen. Die Lufthansa Airlines waren im vergangenen Geschäftsjahr in den roten Zahlen gelandet, aber der Transformationsprozess soll die gesamte Gruppe in eine höhere Profitabilität bringen. Schon 2026 soll ein positiver Ergebniseffekt von 1,5 Mrd. Euro geschafft werden, der sich bis 2028 auf 2,5 Mrd. Euro ausweiten soll.

Analysten skeptisch

Analysten bleiben skeptisch. Zuletzt hatte Bernstein die Aktien der Lufthansa bei unverändertem Kursziel von 7,50 Euro von „Outperform“ auf „Market-Perform“ abgestuft. Der Konzern befinde sich noch immer in der Kehrtwende seiner größten Fluggesellschaft, schrieb Alex Irving in seiner Neubewertung, der Weg zu deutlich höheren Margen scheine ein langer zu sein. J.P. Morgan sieht die Airline ähnlich kritisch und stufte das Papier auf „Underweight“ herab. Die US-Nachfrage bei der Lufthansa schwächele. Und ob die aktuell noch niedrigen Treibstoffkosten die operativen Herausforderungen kompensieren können, stehe in den Sternen. UBS hat Lufthansa mit einem Kursziel von 8,85 Euro zuletzt auf „Buy“ belassen. Die jüngste politische Eskalation im Nahen Osten dürften die europäischen Fluggesellschaften begrenzt über Flugrouten in die Region, eine mögliche Nachfrageschwäche wegen konjunktureller Folgen und den Einfluss der Ölpreise auf die Gewinne zu spüren bekommen, so die Schweizer Großbank.

Barclays hat die Einstufung für Lufthansa mit einem Kursziel von 5,20 Euro auf „Underweight“ belassen. Analyst Andrew Lobbenberg setzt weiter auf Billigflieger statt auf Netzwerk-Airlines. Denn im Tourismus und auf innereuropäischen Kurzstrecken laufe es gut, skeptisch ist er für die Nordatlantikrouten.

Auf Umwegen

Fluggesellschaften wie die Lufthansa sind besonders verletzlich, weil sie, egal wo in der Welt eine Krise gerade hoch kocht, fast immer betroffen sind. Die zahlreichen externen Faktoren, denen die Unternehmen ausgesetzt sind, lassen sich aber kaum beeinflussen. Die Folgen haben es oft in sich: So trifft die jüngste Eskalation zwischen Israel, den USA und dem Iran auch die Lufthansa. Nach den US-Luftschlägen gegen iranische Atomanlagen strich die Airline sämtliche Verbindungen nach Tel Aviv und Teheran bis Ende Juli. Wenn Konflikte wie der zwischen Indien und Pakistan wieder aufflammen und in Folge Teile des Luftraums geschlossen werden, sorgt das für Flugausfälle oder zumindest kostspielige Umwege. Winkt US-Präsident Donald Trump mit erschwerten Einreisebedingungen für Ausländer, kann das das Geschäft auf den Nordatlantikrouten belasten. Asienstrecken müssen aufgegeben werden, weil sich angesichts der Umwege um den geschlossenen russischen Luftraum herum das Geschäft nicht mehr lohnt.

Angesichts dieser Gemengelage wächst die Planungsunsicherheit. Verschärft wird das durch die Verzögerungen bei der Auslieferung neuer Flugzeuge. Die alten Maschinen, die länger in Betrieb bleiben müssen, sorgen für höhere Kosten – sie verbrauchen mehr Kerosin und benötigen mehr Wartung. An der Börse ist Lufthansa schon länger nicht mehr Anlegers Liebling. Seit der Pandemie und der damit einhergehenden Kapitalerhöhung hat der Kurs selten die 10-Euro-Marke überflogen. Im vergangenen Jahr verlor das Papier rund 30% an Wert, seit Jahresbeginn 2025 hat sich die Aktie wieder leicht voran gearbeitet und liegt aktuell bei einem Kurs von 7,43 Euro.

Im September wird sich entscheiden, ob es für die Lufthansa was wird mit der Rückkehr in den Dax.
picture alliance/dpa | Arne Dedert

Aus indextechnischer Sicht könnte das Papier trotz des schwierigen Umfeldes demnächst nach fünf Jahren Abwesenheit wieder im Dax landen. Der Wert sei beim Ranking nach Free-Float-Marktkapitalisierung im Bereich von 39 angekommen. Es bestehe hier aus kurzfristiger Sicht deshalb die Chance, dass es bei der Überprüfung der Dax-Zusammensetzung im September 2025 bis zu drei Anpassungen geben kann und die Lufthansa in Richtung Dax-Aufnahme „fliegt“, heißt es in einer Analyse von Matzke-Research.

Gegenüber Wettbewerbern steht Lufthansa gut da. Man ist breit aufgestellt, hat während der Pandemie stark vom florierenden Frachtgeschäft profitiert. Regional deckt Lufthansa alle wichtigen europäischen Märkte ab und hat mittlerweile ein starkes Standbein im wachsenden touristischen Geschäft. Achillesferse bleibt die Anfälligkeit gegenüber den Krisen weltweit, ein angesichts der geopolitischen Großwetterlage nicht zu vernachlässigender Faktor. Anleger brauchen auf alle Fälle einen langen Atem.

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