IM INTERVIEW: FREDERIC BRODACH, SERIMUS

"Impact Investing spielt eine immer größere Rolle"

Luxemburger Investmentfonds setzt auf Wasserkraft - Projekte in Europa und Lateinamerika - Institutionelle Anleger im Visier

"Impact Investing spielt eine immer größere Rolle"

Investoren setzen verstärkt darauf, dass ihre Kapitalanlagen nicht nur eine auskömmliche Rendite erwirtschaften, sondern im Hinblick auf Klima- und Umweltaspekte auch einen positiven Einfluss zeigen. Impact Investing wird das genannt. Serimus ist ein Luxemburger Fonds, der auf Wasserkraft fokussiert. Angestrebt wird eine Rendite von 9 bis 11 % für die Anleger.- Herr Brodach, was macht Serimus und Ihr Partner IGW?Die Gründer von Serimus sind erfahren in der Verwaltung von nachhaltigen Sachwerten und im Management institutioneller Fonds. IGW verfügt über ausgewiesene Kompetenzen in der Planung, in der Entwicklung und im Bau von kleinen Wasserkraftwerken. Die beiden Gesellschaften haben in der gemeinsamen Projektarbeit in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht und haben sich nunmehr entschlossen, in Luxemburg eine gemeinsame Gesellschaft zu gründen. Die neue, gemeinsam gehaltene Gesellschaft Serimus Hydro wird den Wasserkraftfonds verwalten, den wir zurzeit lancieren.- Sie haben den Fokus auf Wasserkraft: Was ist das Ziel des Serimus Hydro Fund?Wasserkraft ist die sauberste und ausgereifteste Quelle erneuerbarer Energie. Und dennoch beobachten wir, dass die vielen Fonds, die auf den Bereich der Erneuerbaren Energien ausgerichtet sind, zwar in Wind- oder Solarprojekte investieren, Wasserkraft aber häufig immer noch stiefmütterlich behandelt wird. Das liegt daran, dass es sich für diese Fonds offenkundig als schwierig erweist, die entsprechenden Zugänge für Investments in Wasserkraftprojekte zu finden. Der Markt für Wasserkraftwerke ist fragmentiert, und es sind häufig nur kleinere Transaktionen möglich. Zudem erfordert es auch ein spezielles technisches Know-how, das vielfach bei den bislang vorhandenen Fonds nicht existent ist. Deshalb sehen wir hier die Opportunität für einen Nischenanbieter, der sich ausschließlich auf Wasserkraft konzentriert und dann auch in der Lage ist, inhouse eine komplette technische und kommerzielle Due Diligence durchzuführen. Das Ziel des Fonds besteht also darin, die Entwicklung, den Bau, den Betrieb und die Modernisierung von Wasserkraftwerken zu finanzieren sowohl hier in Europa als auch in ausgewählten Ländern Lateinamerikas. Das ist für Anleger interessant, die eine Wasserkraftbeimischung für ihr Portfolio wollen.- Wie ist der Fonds strukturiert?Es handelt sich um einen geschlossenen Fonds nach luxemburgischem Recht, einen reservierten alternativen Investmentfonds – kurz Raif -, mit externem Alternative Investment Fund Manager – kurz AIFM. Der Serimus Hydro wird eine zwölfjährige Laufzeit mit zwei Verlängerungsmöglichkeiten um jeweils ein Jahr haben. Es wird Investoren möglich sein, gewisse Geografien auszuschließen. Angesprochen werden ausschließlich institutionelle Investoren, die ein gesteigertes Interesse an derartigen Spezialthemen haben.- Welche Größenordnung stellen Sie sich bei dem Fonds hinsichtlich des Anlagevolumens vor?Ein erstes Closing wird es bei 50 Mill. Euro geben. Perspektivisch möchten wir aber bei der verwalteten Anlagesumme in die Region von 150 Mill. Euro kommen. Das ist groß genug, um für institutionelle Investoren attraktiv zu sein und professionell arbeiten zu können. Gleichzeitig ist es aber klein genug, um nicht einen Anlagedruck zu erzeugen, der uns zu falschen Investitionsentscheidungen verleiten würde.- Wie sieht Ihre Investitionsstrategie aus?Im Private-Equity-Universum würde man unsere Investitionsstrategie als Buy and Build bezeichnen. Wir sehen die Opportunität, dass wir durch unsere technische Kompetenz und unseren etablierten Marktzugang viele einzelne kleinere Transaktionen kaufen, umsetzen, optimieren und standardisieren können. Wir sind also in der Lage, diese Transaktionen auf das State-of-the-Art-Niveau bringen zu können, um sie dann später zu bündeln. Die Strategie lautet also, kleinere Transaktionen zu erkennen, zu finanzieren und dann auf ein gemeinschaftliches standardisiertes Niveau zu bringen, zu kritischer Größe zu bündeln und dann am Ende der Laufzeit des Fonds zu verkaufen. Die Rendite entsteht sowohl aus den laufenden Auszahlungen an die Investoren als auch aus dem Enderlös bei Abverkauf der Wasserkraftanlagen.- Was ist der Grund für die geografische Streuung zwischen Europa und Lateinamerika?Die Märkte in Europa und Lateinamerika sind unterschiedlich entwickelt. In Europa sind – vereinfachend ausgedrückt – die meisten profitablen Standorte schon ausgebaut und sehr lange Zeit in Betrieb. Hier in Europa wird es eher darum gehen, Standorte zu modernisieren, zu digitalisieren, zu automatisieren und sie wenn nötig in Konformität mit ökologischen Richtlinien zu bringen. Es handelt sich hierbei also eher um eine konservative Investitionstätigkeit, im Laufe derer also mehr modernisiert als neu gebaut wird. In Lateinamerika ist es umgekehrt. Dort gibt es renditeträchtige ungenutzte Potenziale, die man noch erschließen kann. Damit einher gehen andere Risiken als in Europa. Zu denken ist in diesem Zusammenhang an politische Risiken oder auch mal Preisrisiken, die wir hier in Europa kaum vorfinden.- Welche Investoren sprechen Sie an, und welche Bedeutung hat heute das Impact Investment?Wir sprechen vier Arten von Investoren an: Family Offices, Stiftungen Versicherungen und Pensionsfonds. Wir haben heute bereits ein sogenanntes Soft Commitment einer großen deutschen Stiftung. Das stimmt uns sehr zuversichtlich, dass wir weitere Investoren aus diesem Kreis gewinnen können. Wir sprechen vornehmlich europäische Anleger an und stellen hier fest, dass Impact Investing eine immer größere Rolle spielt. Neben dem regulatorischen Druck, in einigen Ländern Nachhaltigkeitskriterien bei der Kapitalallokation zu berücksichtigen, ist das auch auf einen Generationsaspekt zurückzuführen. Jüngere Generationen achten zunehmend bei ihrer Kapitalanlage auf nachhaltige Aspekte, sie schauen darauf, dass es messbare Impacts bei ihren Kapitalanlagen gibt.- Welche Bedeutung wird das Impact Investing in einigen – zum Beispiel fünf – Jahren haben?Wir können beobachten, dass das Impact Investing in anderen Ländern schon sehr viel etablierter ist, in den USA und Großbritannien etwa. In Deutschland hinkt man in dieser Hinsicht etwas hinterher. In Deutschland wird Impact Investing häufig nur mit sozialen Aspekten verbunden oder als philanthropisch abgestempelt. Das ist es keinesfalls. Ich hoffe sehr, dass sich das Verständnis entwickelt, dass Impact Investing marktübliche Renditen erwirtschaftet und zeitgleich messbare ökologische und soziale Kriterien erfüllt. Ich hoffe, dass wir in fünf Jahren dort angekommen sind und dieser Markt nicht mehr als eine Nische angesehen wird, sondern als “New Normal” etabliert ist.- Welche finanziellen und ökologischen Ziele verfolgen Sie?Wir streben eine Internal Rate of Return von 9 bis 11 % jährlich an, und zwar nach sämtlichen Kosten. Um im Impact-Investing-Jargon zu bleiben: Finance First. Darüber hinaus haben wir aber ökologische und soziale Investitionskriterien definiert. In ökologischer Hinsicht erzielen wir mit der Erzeugung erneuerbarer Energie eine CO2-Emissionsvermeidung. Indem wir beispielsweise in Lateinamerika saubere Wasserkraft ins Netz einspeisen, verdrängen wir schmutzigere Erzeugungsformen wie etwa Dieselgeneratoren. Wir reduzieren also die CO2-Intensität des lokalen Energiemixes. Zudem achten wir auch auf die Einhaltung ökologischer Kriterien, wie der Erhaltung der Fischpopulation, indem wir die Durchlässigkeit der Wasserläufe sicherstellen.- Wie sieht es hinsichtlich der Regulierung und sozialen Aspekte aus?Wir unterliegen bei den ökologischen Aspekten in Europa einer strengen Regulierung. Aber es gibt auch zunehmend stringente Kriterien in Lateinamerika bei dem Bau von neuen Wasserkraftwerken. Wichtig ist hierbei, dass wir uns auf kleine Wasserkraftwerke konzentrieren, das heißt, es werden keine Täler geflutet oder riesige Stauseen angelegt. Mit Wasserkraft produzieren wir zudem eine sogenannte Grundlastenergie, also Energie, die kontinuierlich verfügbar ist. Diese dezentral erzeugte Grundlastenergie stabilisiert Elektrizitätsnetze, verbessert damit die Bedingungen der lokalen wirtschaftlichen Entwicklung, auch in entlegenen Regionen. Die positiven sozialen Auswirkungen, wie zum Beispiel Neubeschäftigungen, wurden in vielen Studien belegt. Sie sind integraler Teil unserer Investitionsziele und werden somit auch gemessen.- Wie sieht Ihre Zeitachse aus? Steht schon fest, was Sie wann erreicht haben wollen?Wir sondieren zurzeit Investoren, und man signalisiert uns ein durchaus starkes Interesse an diesem Thema. Parallel prüfen und unterhalten wir unsere Projektpipeline von 150 Mill. Euro. Im dritten Quartal 2019 planen wir das erste Closing des Fonds. Das ist unsere aktuelle Zeitachse.—-Das Interview führte Kai Johannsen.