In Aktien investieren – ja, aber mit Sicherheitspuffer
Aktien haben den Corona-Crash im Rekordtempo wettgemacht und neue Höchststände erreicht. Als Treiber erwiesen sich zum einen die Hoffnung auf eine rasche Konjunkturerholung und zum anderen der Mangel an Anlagealternativen. Mit Bonus-Zertifikaten haben Anleger die Chance, auch im Fall von Kursrückschlägen auf der Gewinnerseite zu stehen.
Aktien legen 2020 kräftig zu
Es mutet paradox an: Da brach die Weltwirtschaft nach Schätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) im vergangenen Jahr um rund 4,4% ein. Das stellt die mit Abstand schwerste globale Rezession dar, seitdem der IWF hierzu Zahlen erhebt (1980). Nichtsdestotrotz gehörten Aktien im gleichen Jahr zu den größten Gewinnern unter allen Assetklassen. So hat zum Beispiel der MSCI World bis Jahresende knapp 16% hinzugewonnen. Nur viermal in den vergangenen 15 Jahren gelang dem Weltleitindex eine bessere Performance. Noch beachtlicher fallen die Kursgewinne bei Technologiewerten aus. Der Nasdaq 100 Index etwa legte auf Jahressicht um fast 50% zu. Und auch der Start ins neue Jahr verlief für Aktien vielversprechend mit zahlreichen neuen Rekordhochs.
Mittlerweile ist vielen Anlegern der Höhenflug von Aktien nicht mehr geheuer. Und das nicht ganz zu Unrecht: Die Risiken von weiteren Konjunkturschäden infolge der neuerlichen Corona-Lockdowns haben deutlich zugenommen. Dazu ein Beispiel: Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) prognostiziert, dass allein die zweiwöchige Verlängerung des Lockdowns bis Mitte Februar der deutschen Wirtschaft rund einen Prozentpunkt des für das erste Quartal erwarteten Wirtschaftswachstums kosten könnte. An den Aktienmärkten werden die neuerlichen Gefahren für die Konjunktur noch weitgehend ausgeblendet. Das zeigen die Gewinnschätzungen der Analysten. Diese rechnen im Schnitt bei den S&P-500-Unternehmen in diesem Jahr mit einem Anstieg der Profite um 24%, nachdem sie 2020 um 15% fielen. De facto wird also ein Rekordhoch bei den Gewinnen erwartet. In Europa geht die Konsensschätzung bei den Stoxx-600-Europe-Unternehmen sogar von einem Plus von 34% aus. Allerdings verzeichneten europäische Unternehmen im vergangenen Jahr mit einem Minus von 36% den Datenbanken von Refinitiv zufolge auch stärkere Ergebniseinbrüche als US-Unternehmen.
Ambitionierte Bewertungen
Die Analysten gehen also aktuell davon aus, dass die Unternehmen sowohl in Europa als auch in den USA am Ende des Jahres (mindestens) genauso gut dastehen werden wie vor der Krise. Eine gewagte These. Gleichwohl wäre eine entsprechend starke Erholung dringend erforderlich, haben die Märkte ein Comeback doch bereits über die steigenden Kurse vorweggenommen. Das wiederum hat die Bewertungen in gefährliche Höhe getrieben. Am deutlichsten wird das am US-Markt, wo das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Leitindex S&P 500 mit knapp 39 besorgniserregende Höhen erklommen hat – auf Basis der gemeldeten Gewinne. Zum Vergleich: Das historische KGV des S&P500 liegt im Schnitt bei 16. Die hohen Bewertungen bergen Brisanz. Denn sollten die Unternehmensgewinne – aus welchen Gründen auch immer – weniger stark steigen als es die optimistischen Prognosen derzeit unterstellen, könnte das an den Börsen zu Enttäuschung und empfindlichen Kursrücksetzern führen.
Auf der anderen Seite: Welche Alternative gibt es zu Aktien? Die Antwort darauf lautet: „Tina“. Dabei handelt es sich hier um ein beliebtes Akronym der Wall Street, das für „There is no alternative“ steht. Die These dahinter: Anleger kaufen deshalb (weiterhin) Aktien, weil sie schlichtweg keine tragfähigen Alternativen dazu haben. Genau das trifft den Nagel auf den Kopf. Denn die Hauptalternative zu Aktien sind verzinsliche Anlagen wie Anleihen. Und die werfen schon seit einigen Jahren kaum noch oder gar keine Rendite mehr ab. Teilweise liegen die Erträge sogar im Minusbereich. Das ist bei einem Großteil der Euro-Staatsanleihen der Fall, wobei bei Bundesanleihen mittlerweile die komplette Zinsstrukturkurve (Anleihen sämtlicher Laufzeiten) im negativen Bereich angekommen ist.
Nullzins für immer?
An dem beschriebenen Zinsnotstand dürfte sich auf absehbare Zeit nichts ändern. Zuletzt haben sowohl die EZB als auch die US-Notenbank Fed ihren geldpolitischen Kurs sogar noch verschärft. Die EZB hat das Anleihekaufprogramm PEPP im Dezember um 500 Mrd. Euro auf 1850 Mrd. Euro aufgestockt und bis März 2022 verlängert. Die Fed wiederum kauft weiterhin monatlich Anleihen im Wert von 120 Mrd. US-Dollar an. Zudem hat sich die US-Notenbank einer neuen Strategie verschrieben. Demnach werden in Zukunft auch Inflationsraten toleriert, die eine längere Zeit über der eigentlichen Zielmarke von 2% liegen. Da derzeit kaum anhaltende inflationäre Tendenzen zu erkennen sind, wird eine Zinserhöhung der Fed also noch lange auf sich warten lassen. Analysten rechnen damit nicht vor Ende 2023. Die EZB wird sich aller Voraussicht nach dafür sogar noch deutlich mehr Zeit lassen. Angesichts der ultralockeren Geldpolitik dürften verzinsliche Anlagen noch sehr lange keine brauchbare Alternative zu Aktien darstellen – zumindest nicht für Anleger, die an guten Renditen interessiert sind. Das gilt erst recht für den Fall, dass die Inflation anzieht und die Realrenditen womöglich so richtig unter die Räder kommen. Die Realrendite ergibt sich dabei aus dem Nominalzins abzüglich der Inflationsrate. Negative Realrenditen bedeuten, dass das investierte Geld eine Rendite unterhalb der Inflationsrate erzielt und damit de facto weniger wert wird.
Mit Teilschutz investieren
Wer sein Geld also mit guten Renditechancen anlegen will, der kommt nicht umhin, gewisse Risiken ins Portfolio zu nehmen. Dazu gehören nun mal auch die Kursrisiken von Aktien. Gleichwohl bietet das moderne Anlageuniversum Möglichkeiten, sich gegen Kursrückschläge bis zu einem gewissen Grad abzusichern und selbst in schwächeren oder seitwärts verlaufenden Börsenphasen ansehnliche Erträge zu erzielen. Möglich ist das zum Beispiel mit Bonus-Zertifikaten beziehungsweise Bonus-Cap-Zertifikaten.
Was steckt dahinter? Jedem Bonus-Zertifikat liegt ein sogenannter Basiswert zugrunde. In den meisten Fällen sind das Einzelaktien oder Aktienindizes. Steigt der Basiswert, nimmt das Bonus-Zertifikat daran grundsätzlich unbegrenzt teil. Darüber hinaus besitzen Bonus-Zertifikate eine Barriere. Sie wird bei Ausgabe des Papiers unter dem zu diesem Zeitpunkt aktuellen Kurs des Basiswerts fixiert. Fällt der Basiswert während der Laufzeit des Zertifikates niemals auf oder unter die Barriere, erhält der Anleger bei Fälligkeit eine Rückzahlung eines Bonusbetrages. Dessen Höhe wird vorher festgelegt. Auf diese Weise lässt sich auch bei einer Seitwärtsbewegung oder gar bei moderat fallenden Kursen des Basiswerts ein positiver Ertrag erzielen. Ein Risiko entsteht allerdings im Falle einer Barriere-Verletzung. Denn dann verfällt der Bonusanspruch und das Zertifikat wird bei Fälligkeit entsprechend der tatsächlichen Wertentwicklung des Basiswerts zurückgezahlt. Ein Beispiel: Notiert der Basiswert zum Beispiel 30% unter seinem Startlevel, wären entsprechende Verluste auch beim Zertifikat der Fall. Von daher sollten Anleger bei der Auswahl eines Bonus-Zertifikats der Barriere besonderes Augenmerk schenken. Aus ihr ergibt sich die Höhe des Sicherheitspuffers – man sollte die Barriere also lieber etwas großzügiger als zu knapp bemessen.
Jedoch gibt es hierbei einen Haken. Bei großen Sicherheitspuffern fällt der Bonusbetrag in der Regel nicht so üppig aus, wie bei vergleichbaren Papieren mit geringerem Abstand zur Barriere. Der Zusammenhang von Chance und Risiko gilt also auch für Bonus-Zertifikate.
Eine spezielle Variante von Bonus-Zertifikaten sind Bonus-Cap-Zertifikate. Bei diesem Produkttyp liegt die Barriere zum Teil deutlich tiefer als bei (vergleichbaren) klassischen Bonus-Zertifikaten.
Sicherheitspuffer von 30, 40 oder noch mehr Prozent sind hier keine Seltenheit. Allerdings nehmen Bonus-Cap-Zertifikate nur bis zu einer vorab definierten oberen Kursgrenze, dem Cap, an Kursgewinnen des Basiswerts teil. Wer also eine sehr positive Meinung über die Kurschancen einer Aktie oder eines Aktienindex hat, sollte lieber auf klassische Bonus-Zertifikate zurückgreifen oder ein Direktinvestment vorziehen.
Wie bei allen strukturierten Wertpapieren besteht ein Totalverlustrisiko, sollte der Basiswert am Ende der Laufzeit bei null Euro notieren oder der Emittent des Wertpapiers zahlungsunfähig sein. Außerdem gilt es zu beachten, dass Dividendenzahlungen des Basiswerts dem Inhaber von Bonus-Zertifikaten nicht zustehen. Etwaige Ausschüttungen werden vom Emittenten zur Finanzierung des Bonus-Mechanismus verwendet.