GELD ODER BRIEF

Intesa Sanpaolo mit hoher Dividende

Von Thesy Kness-Bastaroli, Mailand Börsen-Zeitung, 23.3.2018 Die im Jahr 2007 aus dem Zusammengehen der Mailänder Banca Intesa mit dem Turiner Bankinstitut Sanpaolo IMI hervorgegangene Gruppe Banca Intesa Sanpaolo (ISP) avancierte in den letzten...

Intesa Sanpaolo mit hoher Dividende

Von Thesy Kness-Bastaroli, MailandDie im Jahr 2007 aus dem Zusammengehen der Mailänder Banca Intesa mit dem Turiner Bankinstitut Sanpaolo IMI hervorgegangene Gruppe Banca Intesa Sanpaolo (ISP) avancierte in den letzten Jahren zur größten inländischen Bank in Italien. In den nächsten vier Jahren will die Bank auch zur Numero Uno in Europa werden. Die Voraussetzungen dafür sind gegeben. Denn seit CEO Carlo Messina im Jahr 2013 die Führung der Mailänder Bankengruppe übernahm, geht es mit Intesa Sanpaolo aufwärts. Die Marktkapitalisierung hat sich in den letzten fünf Jahren auf 51 Mrd. Euro verdoppelt. Intesa Sanpaolo ist damit nicht nur Primus an der Mailänder Börse (vor Eni und Enel), sondern zählt auch zu den fünf Banken mit der höchsten Marktkapitalisierung in Europa, vor Unicredit und der Deutschen Bank. Weitere KostensenkungDie Bank hat in den letzten vier Jahren immer Gewinne geschrieben und ihre Kosten gesenkt. Im Geschäftsplan 2018 bis 2021 ist ein weiterer, beschleunigter Kostenabbau vorgesehen. Die Cost-Income-Ratio soll von 55,1 % Ende 2017 auf 45,5 % im Jahr 2021 reduziert werden. Die Dividende wurde in den letzten Jahren rein aus Gewinnen finanziert. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis beträgt laut dem Analyseunternehmen Morningstar 13 und das Kurs-Buchwert-Verhältnis 0,9. Die Eigenkapitalquote erreicht knapp 20 % und ist im Vergleich überdurchschnittlich hoch. Mit 10 Mrd. Euro Überschusskapital ist die Finanzkraft gut. Auch die Erwartungen für die Zukunft sind günstig. Sie stützen sich auf das erwartete positive Wirtschaftswachstum, potenziell steigende Zinsen und auf das Wealth Management. In diesem Bereich hat Bankchef Carlo Messina nicht nur organisches Wachstum angekündigt, sondern plant – wenn sich die Gelegenheit bietet – in den kommenden Jahren auch Zukäufe und industrielle Partnerschaften im Ausland. Wachstumspotenzial sieht er primär beim Private Banking und im Versicherungsbereich. Banca Intesa Sanpaolo beabsichtigt auch, einen Minderheitsanteil an der zu 100 % kontrollierten Assetmanagementtochter Eurizon an einen möglichen ausländischen Partner abzugeben. Intesa Sanpaolo ist eine der wenigen Banken Italiens, wo Bankstiftungen noch zu den Großaktionären zählen. Die Compagnia di Sanpaolo ist mit 8,25 % der größte Einzelaktionär, die Stiftung Cariplo mit 4,8 % der drittgrößte. Der US-Investor BlackRock avancierte im vergangenen Jahr mit 5 % zum zweitgrößten Aktionär. Mehrheit rät zum KaufDer Aktienkurs notiert derzeit mit 3,02 Euro unter dem Fünfjahreshoch von 3,51 Euro. Der Konsensus von 25 Analysten (Thomson Reuters) setzt das durchschnittliche Kursziel bei 3,47 Euro fest. Die Analysten von HSBC und Credit Suisse nennen ein Kursziel von 3,6 Euro, J.P. Morgan hat kürzlich das Ziel auf 3,7 und die Deutsche Bank auf 3,80 Euro erhöht. Wesentlich niedriger setzen Goldman Sachs (3,20) und UBS (3,35 Euro) die Kursziele. 14 Analysten raten zum Kauf, drei zu Overweight ( Barclays, Exane, Deutsche Bank) und sieben zum Halten der Aktien. Nur ein Analyst (Berenberg) rät zum Verkauf. Sämtliche Ratingagenturen, von DBRS, Moody’s über Fitch bis S & P Global Ratings, stufen den Ausblick von Intesa Sanpaolo als “stabil” ein. S & P hat kürzlich die kurzfristige Kreditwürdigkeit von “A-3” auf “A-2” hochgestuft.Das italienische Finanzinstitut hat in den vergangenen vier Jahren Dividenden von insgesamt 10 Mrd. Euro ausgeschüttet. 2017 wurden von dem gegenüber dem Vorjahr auf 7,32 Mrd. Euro mehr als verdoppelten Gewinn 3,4 Mrd. Euro an Dividenden ausgeschüttet. Das entspricht 20,3 Cent pro Aktie nach 17,8 Cent für 2016. Der Gewinnsprung entfiel zum Teil auf eine Finanzspritze von 3,5 Mrd. Euro, welche der Staat den Mailändern für die Übernahme der beiden konkursreifen Volksbanken aus Venetien – Veneto Banca und Banca Popolare di Vicenza – gewährt hat. Ohne staatlichen Zuschuss hätte der Gewinn um 26 % auf 3,8 Mrd. Euro zugenommen. Der im vergangenen Februar neu präsentierte Vierjahresplan (2018-2021) sieht eine jährliche Zunahme des Nettogewinns von 12,1 % pro Jahr vor.2018 sollen 85 % des Gewinns an Dividenden ausgeschüttet werden, 2019 und 2020 soll der Anteil auf 80 % beziehungsweise 75 % sinken. Dies bedeutet gemäß den Analysten von Mediobanca, dass die Dividende von 21 Cent pro Aktie 2017 im laufenden Jahr auf 19 Cent, 2019 auf 21 Cent und 2020 dann auf 23 Cent steigen dürfte. Damit würde die Dividendenrendite von derzeit rund 6,7 % dann stufenweise bis 2020 auf 7,5 % zunehmen. Die Analysten von BNP Paribas wiederum erwarten eine Dividendenrendite für 2019 von 7,1 %. Banca Intesa Sanpaolo ist nach Banca Farmafactoring und vor Azimut und Poste Italiane der Titel mit der höchsten Dividendenrendite am Mailänder Aktienmarkt. Abbau fauler KrediteUm die Kapitalstruktur zu vereinfachen, ist auch der Wandel von Vorzugs- in Stammaktien vorgesehen. Die Hauptversammlung am 27. April soll den Vorschlag absegnen, eine Vorzugsaktie in 1,04 Stammaktien zu wandeln. Neuralgischer Punkt der Bank sind die faulen Kredite. Diese machten 2017 noch 52,1 Mrd. Euro aus. Doch allein im Vorjahr konnten 13 Mrd. Euro an Non-Performing Loans (NPL) zu einem Preis von 45 % des Nennwerts abgegeben werden. Der Preis ist weit höher, als vergleichsweise beim Verkauf von NPL bei anderen Banken erzielt wurde. Der Bestand an faulen Krediten soll bis 2021 auf 26,4 Mrd. halbiert werden. Damit soll der Anteil der Non-Performing Loans an den gesamten Ausleihungen von derzeit 11,9 % auf 6 % brutto (nicht besichert) bzw. 3 % netto (besichert) sinken. Die Rückstellungen für faule Kredite werden 2021 nur mehr mit 1,8 Mrd. Euro die Bilanz belasten.