Investoren favorisieren Gold

Van Eck: Hohe Nachfrage nach Münzen - ETFs stärkste Kraft am Markt

Investoren favorisieren Gold

In der Krise setzen Investoren bekanntlich auf sichere Häfen. Dazu gehört neben Bundesanleihen und US-Staatsbonds vor allem auch Gold. So wurden laut einer Analyse des Vermögensverwalters Van Eck gerade Münzen stark nachgefragt. Aber auch die ETFs, die auf Gold setzen, beeinflussen den Markt stark.kjo Frankfurt – Der durch die Covid-19-Pandemie verursachte wirtschaftliche Schaden und die wachsenden finanziellen Risiken haben eine sehr starke Nachfrage nach Barren und Münzen geschaffen. Das stellt der Assetmanager Van Eck in einer Analyse des Goldmarktes fest. Kleinanleger dominierten derzeit den Münzmarkt. Globale Münzprägeanstalten hätten eine begrenzte Kapazität und seien nicht in der Lage, die hohe Nachfrage zu befriedigen. Somit könnten Münzen mit einem Aufschlag auf den Spotpreis für physisches Gold gehandelt werden. Die Aufschläge seien in diesem Jahr auf bis zu 135 Dollar je Unze gestiegen.Die ETFs für Goldbarren sind laut Van Eck wahrscheinlich die größte Kraft am Markt für Barren. Die meisten ETF-Inhaber seien institutionelle Anleger, während Kleinanleger einen geringeren Teil darstellen würden. Laut Bloomberg-Daten haben ETFs weltweit in diesem Jahr 622 Tonnen zu ihrem Bestand hinzugefügt – das sei bereits mehr als in jedem vollen Kalenderjahr seit Bestehen der Gold-ETFs. Weniger SchmuckDie Nachfrage nach Schmuck, der größten Komponente der physischen Nachfrage, gehe in der Regel zurück, wenn der Goldpreis steige. Rekordgoldpreise in vielen Landeswährungen in Verbindung mit Pandemie-Lockdowns hätten zu einem beispiellosen Rückgang der Schmucknachfrage geführt. Auch die Nachfrage der Zentralbanken habe in diesem Jahr nachgelassen. Daten des World Gold Council (WGC) zeigen, dass das physische Angebot die Nachfrage im Jahr 2019 überstieg, dennoch legte der Goldpreis um 18 % zu. Es sehe so aus, als ob 2020 ein weiteres Jahr des Überschusses für physisches Gold sein könnte. “Wenn die physische Nachfrage schwach ist, können die Preise steigen, sofern die Nachfrage an den Finanzmärkten stark ist. Die starke Nachfrage nach Goldbarren-ETFs und Münzen gibt uns einen Einblick in die Psychologie der Finanzmärkte, die den größten Einfluss auf den Goldpreis haben”, so Van Eck. Bestand wird gehaltenDer oberirdische Lagerbestand belaufe sich auf etwa 198 000 Tonnen, und die überwiegende Mehrheit der Eigentümer habe kein Problem damit, ihr Gold zu den aktuellen Preisen zu behalten. “In einem Bullenmarkt, wenn die Finanzmarktteilnehmer Gold kaufen, um sich gegen Risiken abzusichern, stellen die Differenzen zwischen Angebot und Nachfrage auf den physischen Märkten mit 4 400 Tonnen pro Jahr einen unbedeutenden Rundungsfehler dar”, so die Experten von Van Eck.Grundsätzlich stünden die Zentralbanken dem Edelmetall weiterhin positiv gegenüber, was darauf hindeute, dass viele ihre Kaufaktivitäten forcieren würden, sobald die Pandemie vorüber sei. Eine kürzlich durchgeführte WGC-Umfrage habe ergeben, dass 20 % der befragten Zentralbanken planen würden, in diesem Jahr ihre Goldbestände aufzustocken, verglichen mit nur 8 % in der Umfrage von 2019. 75 % erwarten, dass die globalen Zentralbankreserven in den nächsten zwölf Monaten ansteigen werden, im Vergleich zu lediglich 54 % im Jahr 2019.Die vorigen beiden Jahre gehörten laut Van Eck zu den stärksten, die jemals verzeichnet wurden, da Zentralbanken 2018 und 2019 Nettokäufe von 656 bzw. 648 Tonnen tätigten. Dem WGC zufolge entfielen rund 40 % der Nachfrage 2018 und 2019 auf Russland und China. Die Nachfrage im ersten Quartal blieb stark, da der WGC die Nettokäufe auf 145 Tonnen schätzt. “Als sich die Pandemie jedoch ausbreitete, wandten viele Zentralbanken ihre Aufmerksamkeit vom Gold ab.” Medienberichten zufolge haben die Schwellenländer im März ihre Devisenreserven im schnellsten Tempo seit der Finanzkrise aufgebraucht, um den Absturz ihrer Währungen einzudämmen.Die UBS schätzt, dass Zentralbanken im April 26 % weniger Gold gekauft haben als im Vorjahr. Standard Chartered sieht einen Rückgang der Nettokäufe auf 360 Tonnen in diesem Jahr. Dies sei großteils auf China zurückzuführen, das seine offiziellen Goldreserven seit Oktober nicht mehr erhöht habe. Ebenfalls trage die Entscheidung Russlands, die Goldkäufe im April auszusetzen, zu der Entwicklung bei. Dem WGC zufolge belief sich die weltweite physische Goldnachfrage 2019 auf insgesamt 4 384 Tonnen. Davon entfielen 49 % auf Schmuck, 20 % auf Barren und Münzen, 15 % auf Zentralbanken, 9 % auf Goldbarren-ETFs und 7 % auf industrielle Verwendungen.