Märkte am Mittag

Dax nach Fed-Aussagen im Sinkflug

Fallen die fest einkalkulierten Leitzinssenkungen der Fed in diesem Jahr aus? Diese Sorge setzte die Märkte am Freitag gehörig unter Druck.

Dax nach Fed-Aussagen im Sinkflug

(dpa-afx/Reuters) - Verunsicherungen über möglicherweise ausbleibende Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed in diesem Jahr haben am Freitag den deutschen Aktienmarkt unter Druck gebracht und einen Kursrutsch ausgelöst. Umso mehr rückt nun der anstehende Arbeitsmarktbericht der US-Regierung in den Fokus.

Der Dax büßte zur Mittagszeit 1,6% auf 18.119 Punkte ein. Trotz aller Widrigkeiten bildet die 21-Tage-Linie damit weiterhin einen Widerstand. Sie signalisiert den kurzfristigen Trend und verläuft bei rund 18.100 Punkten. Der MDax gab am Freitagmittag um 1,3% auf 26.925 Zähler nach und auch europaweit zeigten sich die Börsen schwach. Der EuroStoxx50 gab 1,5% nach. In den USA deutet sich unterdessen eine leichte Erholung von den Kursverlusten am Vortag an.

Skeptische Fed-Aussagen

Aussagen des Präsidenten der regionalen US-Notenbank Minneapolis hatten am Donnerstag an der Wall Street Zinssorgen ausgelöst. Das derzeit nicht stimmberechtigte Fed-Mitglied Neel Kashkari hatte gesagt, dass es im laufenden Jahr womöglich keine Zinssenkung geben könnte, falls die Inflation hoch und das Wachstum robust bleibe.

Laut Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, machen angesichts dessen eher die Kurse die Nachrichten. Schließlich habe es „nicht viel Neues gegeben“, erklärte er. Dass die Fed Zinssenkungen von der Inflationsentwicklung und der Robustheit der Wirtschaft abhängig mache, betone diese immer wieder. Eine Korrektur an den Börsen habe sich indes „schon nach dem Osterwochenende angekündigt, nur wurde da noch nach den entsprechenden Nachrichten gesucht“.

Neue Hinweise auf das Vorgehen der Fed erhofften sich die Investoren nun von dem am Nachmittag anstehenden offiziellen US-Arbeitsmarktbericht. Volkswirte erwarten, dass der Stellenaufbau im März mit 198.000 nicht mehr ganz so kräftig ausfällt wie noch im Februar mit 275.000. Ein weiterhin robuster US-Arbeitsmarkt mit vor allem starken durchschnittlichen Stundenlöhnen dürfte Erwartungen an rasche Zinssenkungen dämpfen.

Korrektur „gesund“

Trotz des Rücksetzers bewegt sich das deutsche Börsenbarometer aber weiterhin auf hohem Niveau. Sein jüngstes Rekordhoch erreichte der Dax am Dienstag nach dem langen Osterwochenende bei 18.567 Zählern. Im bisher noch jungen Jahr 2024 steht ein Plus von knapp 9% auf dem Kurszettel. Seit dem Tief vom Oktober, auf das eine Trendwende am Markt gefolgt war, summieren sich die Gewinne sogar auf knapp 25%. Eine Korrektur, also ein auch deutlicherer Rückschlag im Aufwärtstrend, wäre nach Ansicht von Börsenexperten daher sogar „gesund“.

Im Dax gab es fast nur Verlierer, wobei als typisch defensiv eingeschätzte Aktien sich am besten hielten. Unter ihnen gewann die Aktie des Energieversorgers RWE als einziger Wert im Plus 0,1%. Analystin Wanda Serwinowska von der Schweizer Großbank UBS senkte zwar das Kursziel, sieht damit aber immer noch ausreichend Spielraum für eine Kaufempfehlung. RWE habe zu Jahresbeginn unter fallenden Energiepreisen gelitten sowie unter der Erwartung, dass die Leitzinsen wichtiger Notenbanken länger hoch bleiben könnten als zuvor gedacht, erklärte sie. Mittlerweile gebe es aber wieder positivere Signale mit Blick auf die Preise für Erneuerbare Energie.

Die Aktien des RWE-Konkurrenten Eon verloren unterdurchschnittliche 0,6%. Beiersdorf und Fresenius SE verloren jeweils etwa 0,3%. Als defensiv gelten Aktien, die weniger oder kaum unter einem Wirtschaftsabschwung zu leiden haben. Schlusslicht im Leitindex waren die Aktien des Agrarchemie- und Pharmakonzerns Bayer mit minus 3,2%.

Ölpreis belastet Airlines

Der jüngste Ölpreis-Anstieg, der auf die Furcht vor einer Eskalation des Konfliktes in Nahost zurückzuführen ist, machte vor allem den Airlines zu schaffen. Lufthansa, Easyjet, die British Airways-Mutter IAG und Ryanair gaben zwischen drei und 2,3% nach. Der europäische Branchenindex notierte in der Spitze 2,2% schwächer.

Die Preise für das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI kletterten auf Wochensicht um gut 4% in die Höhe. Am Freitag verteuerten sie sich um bis zu 0,6% auf 91,22 beziehungsweise 87,07 Dollar je Barrel. Die Preise lagen damit nur knapp unter den am Donnerstag erreichten Fünf-Monats-Hoch von 91,30 beziehungsweise 87,22 Dollar je Fass. Die Angst vor einer Ausweitung des Nahost-Konflikts nahm wieder zu, nachdem bei einem Luftangriff auf das Gebäude der iranischen Vertretung in Syrien iranischen Angaben zufolge Befehlshaber der Revolutionsgarden getötet wurden. Der Iran machte Israel verantwortlich und drohte Vergeltung an. Zusätzlich trieb die Erwartung einer stärkeren Nachfrage aus China und den USA die Preise.

Die Analysten Daniel Hynes und Soni Kumari von der ANZ Bank gehen davon aus, dass Versorgungsängste Öl kurzfristig weiter verteuern dürften. Die Bank hob ihr Drei-Monats-Preisziel für Brent auf 95 Dollar pro Barrel an. „Höhere Ölpreise schüren die Inflation und bekräftigen, was Fed-Mitglied Kashkari am Donnerstag als Besorgnis äußerte, nämlich dass die Inflation gar nicht weiter abnehmen könnte“, sagte Jochen Stanzl von CMC Markets.