IPO von JDE Peet's glückt
Der Kaffeedurst der Anleger ist auch nach dem Börsendebüt der “Jacobs”-Holding JDE Peet’s ungestillt. Die Aktien des niederländischen Unternehmens schnellten an der Börse in Amsterdam um bis zu 17 % auf 36,78 Euro nach oben und trieben den Börsenwert von JDE Peet’s auf 18 Mrd. Euro.cru Frankfurt – Das überbordende Interesse der Investoren an JDE Peet’s erklärt sich aus dem operativen Geschäft: Der Kaffeekonsum hat sich während der Pandemie nicht verringert, sondern nur von den Büros und Cafés in die Wohnungen der Menschen verlagert. Die Übernahmen von Kaffeefirmen und Café-Ketten haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen, was zum großen Teil auf die JAB Holding der Reimanns zurückzuführen ist, die bekannte Marken wie Caribou Coffee und Keurig Green Mountain gekauft hat und so zum Rivalen von Starbucks und Nestlé geworden ist.Der JDE-Peet’s-Kurs schloss am Freitag – dem ersten Handelstag – in Amsterdam mit einem Gewinn von 15,9 % auf 36,50 Euro, nachdem er zuvor um bis zu 17 % zugelegt hatte. Das Unternehmen legte den IPO-Preis mit 31,50 Euro fest – und damit in der oberen Hälfte der vermarkteten Spanne, was einen Marktwert von 15,6 Mrd. Euro ergibt.JDE Peet’s machte 2019 knapp 7 Mrd. Euro Umsatz. Das Unternehmen besitzt auch Supermarktmarken wie Douwe Egberts, Jacobs und Kenco sowie die US-Einzelhändler Peet’s und Intelligentsia und hat damit Zugang zu Haushaltskunden. JDE Peet’s ist unter anderem deshalb für Investoren attraktiv, weil das Unternehmen schneller wachsen dürfte als die Weltwirtschaft und auch eine Dividende ausschüttet, die mindestens die Hälfte vom Gewinn beträgt.Der Heimkaffeemarkt gilt als stabiles Geschäft, das einen stetigen Übergang zu hochwertigen Kaffeemärkten mit höherer Marge vollzieht. Aus der großen, vor der Erstnotiz nur teilweise bedienten Nachfrage nach den neuen Aktien erklärt sich der starke Kursanstieg zu Handelsbeginn. Die Pandemie hat den traditionellen IPO-Prozess stark verändert – mit kürzeren Zeichnungsfristen, mehr Cornerstone-Investoren und rein virtuellen Treffen, um den Investoren das Angebot vorzustellen.Eckpfeiler-Investoren, darunter Fonds, die von der Firma des Milliardärs George Soros verwaltet werden, nahmen ein Drittel des Angebots von JDE Peet’s in Anspruch. Die Aktien wurden stark nachgefragt von Investoren in den USA, Großbritannien und Kontinentaleuropa. Angesichts des starken Interesses hätte ein längeres Offenhalten des Auftragsbuchs die Transaktion nur einem Abwärtsrisiko ausgesetzt. Hoffnung auf MarktöffnungDer Börsengang von JDE Peet’s hat die Hoffnung geweckt, dass sich der europäische IPO-Markt, von dem erwartet wurde, dass er inmitten der Pandemie für den größten Teil des Jahres austrocknet, früher als erwartet wieder öffnen könnte. Bislang waren Börsengänge in der Region auf eine kleine Gruppe von Unternehmen beschränkt, die entweder durch die von der Pandemie verursachten Lockdowns begünstigt wurden oder nur geringe Unterbrechungen erfuhren. Der Börsengang von JDE Peet’s ist die größte Notierung an einer europäischen Börse seit dem 3,9-Mrd.-Euro-IPO des Bremssystemherstellers Knorr-Bremse im Oktober 2018.JDE Peet’s verkaufte 22,2 Millionen neue Aktien und erzielte damit einen Bruttoerlös von 700 Mill. Euro. Die beiden Hauptaktionäre – der Snackhersteller Mondelez International und Acorn Holdings, ein Unternehmen im Besitz von JAB und anderen Investoren – verkauften bestehende Aktien für rund 1,55 Mrd. Euro.Firmen, die den virusbedingten Turbulenzen mit einem Börsengang getrotzt haben, wurden zuletzt von den Investoren belohnt. Der Kurs des Videokonferenzunternehmens Pexip schoss beim Debüt in Oslo in diesem Monat in die Höhe und notierte 37 % über dem IPO-Preis, während die Aktie des Datenmanagement-Dienstleisters Exasol aus Nürnberg seit der Erstnotierung in Frankfurt am Montag um 36 % gestiegen ist. Auch der 500 Mill. Euro schwere deutsche Arzneimittelhersteller Pharma SGP aus Gräfelfing bei München bereitet sich darauf vor, bald sein Glück zu versuchen – per virtueller Roadshow.