Assetmanagement

Fidelity setzt in Europa auf aktive ETFs

Fidelity setzt in Europa auf aktive ETFs, die das Research der Fondsgesellschaft nutzen. Dabei stehen vor allem defensive Dividendenstrategien im Vordergrund.

Fidelity setzt in Europa auf aktive ETFs

Fidelity setzt in Europa auf aktive ETFs

Defensiv ausgerichtete Dividendenprodukte im Angebot

wrü Frankfurt

„Ich sehe ETFs als eine Möglichkeit, aktives Management an Kunden zu liefern“, erklärte Stefan Kuhn, Leiter ETF-Vertrieb Europa bei Fidelity International, vor der Presse in Frankfurt. „Denn Fidelity ist ein aktives Haus.“ Und aktive ETFs würden das gleiche Fundamental- und Nachhaltigkeitsresearch nutzen wie aktive Fonds. Fidelity bietet als aktive ETFs in Europa insbesondere auch Dividendenprodukte an. „Diese sind defensiv ausgerichtet“, erläuterte Kuhn. „So sind die Aktien der Magnificent Seven untergewichtet, der Technologiesektor insgesamt aber nicht.“ Denn von der Länder- und Sektorenauswahl her seien diese ETFs neutral gewichtet. Doch seien die Unternehmen natürlich unter Dividendengesichtspunkten gemäß einer regelbasierten Anlagestrategie ausgewählt. Anleger profitierten daher von einem „stetigen Strom von Einkünften“. Zudem wiesen diese ETFs eine Value-Tendenz auf.

Auf dem europäischen ETF-Markt ist Fidelity nur mit spezialisierten Produkten vertreten und bietet keine ETFs auf die großen marktbreiten Aktienindizes an. Als Vorteile dieser aktiven ETFs stellte Kuhn neben niedrigen Kosten, Transparenz und einfacher Handhabung die langfristig bessere Wertentwicklung dieser Produkte heraus, die ein guter Ersatz für breite Marktindizes seien. So hätten besonders ETFs mit Dividendenfokus eine Top-Performance erzielt.

Signifikanter Spieler am ETF-Markt

Aktuell hat Fidelity am europäischen ETF-Markt 6 Mrd. Dollar Assets under Management (AuM). „Wir haben keine AuM-Ziele“, erklärte Kuhn. „Doch wollen wir ein signifikanter Spieler am ETF-Markt sein.“ Im letzten Jahr sei Fidelity in Europa bei ETFs dreimal stärker gewachsen, als es dem Marktanteil der Gesellschaft bei ETFs entspreche. Mit rund 35 Mrd. Dollar verwalteten Geldern sind aktive ETFs laut Kuhn in Europa noch bei weitem nicht so verbreitet wie in den USA. „Doch das wird sich ändern“, zeigte er sich überzeugt.

In den USA seien ETFs eine steuerlich vorteilhafte Hülle für fast alles. In Europa gebe es keine steuerlichen Vorteile für ETFs im Vergleich zu anderen Fonds, doch könne eine Domizilierung in Irland hinsichtlich der US-Quellensteuer Vorteile bieten. Daher würden auch immer mehr Ucits-ETFs über Irland aufgelegt, während Luxemburg an Boden verliere. In Europa sichere die Ucits-Regulierung bei ETFs aber Diversifikation und tägliche Transparenz.

„Mini-Bubble“ im Gange

„Die geringe Marktbreite bietet Chancen für einen aktiven Investmentansatz“, erklärte Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity. Die US-Börsen befänden sich derzeit geradezu im Goldrausch, wobei die US-Wirtschaft auch von den enormen Fiskalprogrammen profitiere. Die Magnificent Seven seien nur noch Magnificent Five, zumindest sei die Spanne zwischen den Einzeltiteln groß, so hätten Apple und Tesla zuletzt an Wert eingebüßt.

Die Situation im Technologiesektor sei anders als im Jahr 2000, weil die Tech-Titel heute lieferten und hochprofitabel seien. „Trotzdem ist eine Mini-Bubble im Gange“, sagte Roemheld. Die Nvidia-Aktie stufte er als ein bisschen gefährlich ein. Zumindest habe in der Vergangenheit eine Marktenge, wie sie derzeit an den Aktienmärkten bestehe, nie langfristig angehalten. Gefährlich bei Nvidia sei zum einen auch die starke Abhängigkeit von wenigen großen Kunden sowie die Tatsache, dass der Großteil der Chipproduktion dann in Taiwan erfolge. Dies sei doch ein erhebliches politisches Risiko.

Angesichts des Booms der Tech-Werte und über die Jahre sehr niedriger Zinsen hätten zuletzt immer mehr Investoren passiv investiert. Doch dürfte sich nun aktives Management in einem Umfeld von wieder höheren Zinsen stärker auszahlen.

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