Klarna startet ein Drittel über Ausgabepreis
Aktienmärkte
KI und Rüstung gefragt
Dax gibt Gewinne wieder ab – Oracle-Zahlen beflügeln Tech-Werte – Inditex und Novo gefragt
tom Frankfurt
Der Aktienkurs von Klarna ist zum Börsendebut des schwedischen Bezahldienstes am Mittwoch in den USA nach oben geschnellt. Der erste Kurs von 52 US-Dollar lag rund ein Drittel über dem Ausgabepreis von 40 Dollar. In der Spitze ging es bis auf gut 57 Dollar nach oben, zuletzt lag der Kurs noch bei rund 50 Dollar.
Der deutsche Leitindex hat sich am Mittwoch mit einer klaren Richtungsfindung schwergetan. Rückenwind gaben starke Zahlen des Software-Konzerns Oracle und neue Hoffnungen auf Leitzinssenkungen in den USA. Belastend wirkten russische Drohnen, die über polnischem Staatsgebiet abgeschossen wurden. Zwischenzeitlich verbuchte der Dax ein Plus von 0,7%, konnte diese Gewinne aber nicht halten und ging bei 23.633 Zählern (-0,4%) aus dem Handel.
Ein Zinsschritt der US-Notenbank um 25 Basispunkte im September gilt als ausgemachte Sache. Schwache Daten vom US-Arbeitsmarkt hatten zuletzt die Zinssenkungsfantasien der Anleger weiter angetrieben und ließen an der Wall Street sowohl den S&P 500 als auch den technologielastigen Nasdaq auf frische Höchststände steigen.
Dass sich diese Hochstimmung nicht auf den deutschen Aktienmarkt übertrug, lag nicht zuletzt an über Polen abgeschossenen Drohnen. Diese stammen nach polnischen Regierungsangaben aus Russland. Die Regierung in Warschau hat Konsultationen nach Artikel 4 des Nato-Vertrags mit den Verbündeten beantragt. An der Warschauer Börse gerieten die Aktienkurse unter Druck. Auch die polnische Währung Zloty fiel zum Euro deutlich. Vor diesem Hintergrund waren Rüstungsaktien in Deutschland gesucht. Rheinmetall-Papiere zählten zu den Gewinnern im Dax, im MDax konnten Renk und Hensoldt zulegen.
KI-Aktien ziehen an
Rückenwind gab es auch für Aktien, die mit dem KI-Sektor assoziiert werden, nachdem der Software-Konzern Oracle überraschend starke Geschäftszahlen vorgelegt hat. Oracle-Papiere schossen im vorbörslichen Handel um 30% auf ein Rekordhoch nach oben. Die Lieferzusagen des Unternehmens an Kunden seien auf Quartalssicht um über 300 Mrd. Dollar gestiegen, lobte Analyst Brent Thill von der Bank Jefferies. Das schüre neue Fantasien rund um das Thema Künstliche Intelligenz und gab auch Siemens Energy Rückenwind. Die Aktie kletterte um über 4%. Das Unternehmen gilt als mittelbarer Profiteur von KI. Immer größere Rechenleistungen und Datencenter und der damit verbundene stark steigende Energiebedarf füllen zunehmend auch die Auftragsbücher des Energietechnikkonzerns.
Im MDax büßten Lufthansa kmapp 2% ein. Das laufende Jahr werde ein weiteres Jahr des Übergangs, sagte Chef Carsten Spohr. Daneben bewegten Analystenkommentare die Kurse. Eine Abstufung durch Morgan Stanley kostete die Hellofresh-Aktie über 5%. Eine Neubewertung mit „Overweight“ der Barclays Bank für Carl Zeiss Meditec sorgte dort für ein Kursplus von über 4%. Gut kam bei Anlegern im SDax ein Aktienrückkauf des IT-Dienstleisters Cancom an. Das Unternehmen will bis zu 10% des Grundkapitals am Markt kaufen. Der Kurs stieg um fast 7%.
Inditex und Novo im Aufwind
Kaufimpulse gab es auch In Madrid. Nach Monaten mit enttäuschender Nachfrage punktete der Zara-Mutterkonzern Inditex bei Anlegern mit einer Umsatzbelebung. Die Aktie des weltweit größten börsennotierten Fast-Fashion-Händlers kletterten zeitweise um mehr als 7%, nachdem der spanische Modekonzern zwischen dem 1. August und dem 8. September anziehende Umsätze gemeldet hat.
Angesichts des heftigen Konkurrenzkampfes auf dem Markt für Abnehmmedikamente greift Novo Nordisk unterdessen zu drastischen Maßnahmen und streicht 9.000 Stellen. Damit will der dänische Pharmakonzern jährlich rund 8 Mrd. dänische Kronen (1,08 Mrd. Euro) einsparen. Bei Anlegern kam das Sparprogramm gut an: die Aktie legte in der Spitze knapp 4% zu. Novo war im vergangenen Jahr dank des Booms der Abnehmspritze Wegovy zum wertvollsten börsennotierten Unternehmen Europas aufgestiegen, mit einem Börsenwert von rund 650 Mrd. Dollar. Seit Jahresbeginn haben die Papiere wegen der zunehmenden Konkurrenz rund 45% an Wert verloren.