Knorr-Bremse startet mit Kursgewinn

Ein Fünftel des Streubesitzes geht an deutsche Investoren - Privatanleger mit knapp einem Prozent dabei

Knorr-Bremse startet mit Kursgewinn

Der zweitgrößte Börsengang in Deutschland in diesem Jahr nach Siemens Healthineers ist geglückt: Seit Freitag ist die Knorr-Bremse AG, der Weltmarktführer für Schienen- und Nutzfahrzeugbremsen, im Prime Standard notiert. Am ersten Handelstag gab es einen kleinen Kursgewinn. jh Frankfurt – Knorr-Bremse hat einen guten Start an der Börse erwischt. Der erste Kurs lag 10 Cent über dem Emissionspreis von 80 Euro. In der Spitze stieg der Wert des Neulings am Freitag um 2,3 %, zum Handelsschluss blieb ein Plus von 2,1 % auf 81,64 Euro. Der Eigentümer Heinz Hermann Thiele sprach im Börsensaal von einem ungewöhnlichen Tag für ihn, einem großen und einem notwendigen Tag. Der 77-Jährige, der als Sachbearbeiter seine Karriere in dem Unternehmen begann, 1985 die Mehrheit erwarb, Vorstands- und später Aufsichtsratschef war, regelt mit dem Börsengang seine Nachfolge. “Heute beginnt ein neuer Abschnitt in unserer 113-jährigen Geschichte der Knorr-Bremse”, sagte er am Freitag.Knapp 48,4 Millionen Aktien wurden platziert. Das ergibt einen Streubesitz von 30 %. Der Emissionserlös von 3,9 Mrd. Euro geht abzüglich der Kosten für das Initial Public Offering (IPO) komplett an Thiele und dessen Tochter Julia Thiele Schürhoff. Mit diesem Volumen ist der Börsengang von Knorr-Bremse der zweitgrößte in diesem Jahr in Deutschland. Der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers hatte im März 4,2 Mrd. Euro erzielt. In der Rangliste der größten Börsengänge in Frankfurt überhaupt liegen nur vier Unternehmen vor Healthineers und Knorr: Deutsche Telekom (1996), Deutsche Post und Infineon (beide 2000) und Innogy (2016).”Trotz des volatilen Umfelds gab es eine ganz herausragende Nachfrage nach den Aktien”, sagte Ralph Heuwing, der Finanzvorstand von Knorr-Bremse, der Börsen-Zeitung. Das Angebot sei überzeichnet gewesen. Das Unternehmen gab aber nicht bekannt in welchem Ausmaß. Rund 20 % der Aktien seien deutschen Investoren zugeteilt worden, von den anderen ein großer Teil britischen, berichtete Heuwing. “Ein erheblicher Teil ging auch an institutionelle Investoren in den USA.” Knorr-Bremse habe vor allem langfristig orientierte Aktionäre gewonnen. “Das war uns sehr wichtig”, betonte Heuwing. Es sei ganz im Sinne der langfristig ausgerichteten Geschäftsstrategie. “Wir haben nicht nur das nächste Quartal im Blick.” Aktionär mit über 3 ProzentThiele formulierte es so: “Wir haben in den letzten Monaten eine große Zahl internationaler, bedeutender Investoren gefunden, mit denen wir auf der Basis gleich gerichteter Zielvorstellungen die Zukunft gestalten wollen.” Er fügte hinzu: “Zum Wohle des Unternehmens, aller Aktionäre und der Mitarbeiter.”Privatanleger halten nach den Worten von Finanzchef Heuwing 0,9 % des Streubesitzes. Ein einzelner institutioneller Investor sei mit mehr als 3 % beteiligt. Der Name wird in den nächsten Tagen in der Stimmrechtsmitteilung zu erfahren sein, Heuwing nannte ihn noch nicht. “Wenn man das Umfeld betrachtet, hat sich das Buch ganz gut entwickelt”, sagte er. Die Zeichnungsfrist um einen Tag zu verkürzen, stellte sich als geschickter Zug heraus. Sie endete am Mittwochmittag, kurz bevor der Dax abrutschte. Der Finanzchef begründete die Entscheidung auch mit der großen Nachfrage nach den Aktien: “Wir hätten sonst ein Problem mit der Zuteilung bekommen.” Mit Blick auf den Emissionspreis sagte Heuwing: “Wir sind sehr zufrieden.” Er macht jedoch keinen Hehl daraus, dass aus seiner Sicht ein höherer Wert als die 80 Euro zu erzielen gewesen wäre, “wenn wir fünf starke Tage vor dem IPO gehabt hätten”. Stattdessen gab der Dax in dieser Zeit 705 Punkte oder 5,8 % nach.Zum Schlusskurs vom Freitag ergab sich für Knorr-Bremse eine Marktkapitalisierung von 13,2 Mrd. Euro. Nach eigenen Angaben liegt der Unternehmenswert wegen Minderheitsbeteiligungen rund 1,5 Mrd. Euro höher. Die Nettoverschuldung beträgt etwa null.Der gelungene Börsengang regte die IG Metall an, für jeden der 4 500 Mitarbeiter von Knorr-Bremse eine Sonderausschüttung von 7 000 Euro zu verlangen. Das wäre angesichts der außerordentlich erfolgreichen Entwicklung des Unternehmens angemessen, argumentiert die Gewerkschaft. “Nicht marktüblich”Das Management ging jedoch nicht darauf ein. Zwar wird die Leistung der Belegschaft anerkannt. Doch “eine pauschale Erfolgsbeteiligung im direkten Zusammenhang mit einem Börsengang ist nicht marktüblich”, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens.—– Wertberichtigt Seite 6