MarktplatzGaspreis

Kurs auf die Nullmarke

Der Preis für Erdgas am europäischen Spotmarkt könnte im Sommer konjunkturbedingt zeitweilig unter null rutschen. Zum Winter hin wird er aber wieder deutlich steigen.

Kurs auf die Nullmarke

Marktplatz

Kurs auf die Nullmarke

Von Dieter Kuckelkorn

Der Gaspreis könnte über den Sommer kurzzeitig unter null rutschen.

Der Preis für Erdgas in Europa befindet sich derzeit auf einem sehr niedrigen Niveau. Der Monatskontrakt gab jetzt bis knapp unter 23 Euro je Megawattstunde nach. Damit ist fast wieder das vor der Krise bis 2021 übliche Niveau erreicht. Mit einer solchen Entwicklung hat sicher im Sommer vergangenen Jahres niemand gerechnet, als der Gaspreis bis deutlich über 300 Euro kletterte.

Nach Einschätzung von Händlern könnte der Preisrückgang sogar noch deutlich dramatischere Formen annehmen. Der Gaspreis könnte im Sommer kurzzeitig in einigen europäischen Regionen sogar unter die Marke von null fallen, sodass Produzenten die Kunden dafür bezahlen würden, dass sie ihnen das Gas abnehmen. Damit rechnet der norwegische Energiekonzern Equinox vor allem für den Fall, dass es genügend Energie aus erneuerbaren Quellen wie Solar und Wind geben sollte.

Zurückzuführen ist das dann offensichtliche Überangebot vor allem darauf, dass die Nachfrage konjunkturbedingt schwächer ausfällt als bislang gedacht. Gemäß den neuesten Daten aus China läuft die Erholung im Reich der Mitte schleppender als erwartet. Und auch in Europa und den USA läuft die Konjunktur alles andere als rund, Deutschland beispielsweise befindet sich in der Rezession.

Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass die Gaspreise auf dem niedrigen Niveau verharren. Sie dürften zum Winter hin wieder deutlich zulegen und sich damit vom Niveau von vor der Krise wieder entfernen. Da keine Besserung der Konjunktur in Europa absehbar ist, darf allerdings davon ausgegangen werden, dass der Gaspreis in Europa über den Winter wohl nicht auf neue Rekordniveaus klettern wird.

Es sollte aber der Politik klar sein, dass trotz der Niedrigpreisphase nicht damit zu rechnen ist, dass der Gaspreis dauerhaft auf das Vor-Krisen-Niveau zurückkehrt. LNG-Flüssiggas, das nun nach dem Ausfall des russischen Pipeline-Gases den Löwenanteil des in Deutschland verbrauchten Erdgases stellt, ist nun mal ein mit höheren Kosten für Produktion und Transport verbundener Energieträger als Pipeline-Gas. Damit bleiben die Zukunftsperspektiven für Konsumenten und Industrie düster.