AUSBLICK

Lagarde und Powell sind gefordert

Im Corona-Crash warten die Märkte auf das Eingreifen der Notenbanken

Lagarde und Powell sind gefordert

Von Werner Rüppel, FrankfurtIn der abgelaufenen Woche hat eine schlechte Nachricht die andere gejagt: Das Coronavirus hat Italien und Europa erreicht, die wirtschaftliche Aktivität geht weltweit deutlich zurück, und immer mehr Unternehmen aktivieren ihre Pandemiepläne. Nachdem darüber hinaus die Aktienmärkte massiv eingebrochen sind – der Dax verzeichnete am Freitagnachmittag einen Wochenverlust von rund 13 % -, sind jetzt nach Ansicht vieler Ökonomen die Notenbanken gefordert. “Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung hat sich spürbar erhöht, zumal sich die Konjunktur bereits vor der jüngsten Zuspitzung in einem labilen Zustand befunden hat”, schreibt zum Beispiel die Helaba zur Europäischen Zentralbank (EZB). Andere Volkswirte verweisen darauf, dass die Notenbanken auch nach den Crashs 1987 und 2008 massiv gelockert hätten. Insofern sei es nur eine Frage der Zeit, bis die EZB unter ihrer Präsidentin Christine Lagarde und die Fed unter ihrem Chef Jerome Powell tätig würden. Wahrscheinlich werde bereits in den kommenden Tagen etwas passieren. Die Notenbanken hätten trotz bereits niedriger Zinsen jedenfalls reichlich Munition bis hin zu Aktienkäufen und dem Verteilen von Helikoptergeld wie in Hongkong.Natürlich sind alle Augen in der kommenden Woche darauf gerichtet, wie schnell sich Corona weiter verbreitet und welche Länder und Regionen von der Seuche getroffen werden. Davon dürfte nicht zuletzt abhängen, ob sich der Absturz der Aktienmärkte ungebremst fortsetzt oder ob es zu einer Bodenbildung kommt. Staaten könnten tätig werdenDie Märkte schauen aber nicht nur auf EZB und Fed. Auch von der Bank of Japan und der Bank of China werden weitere Lockerungen erwartet. Des Weiteren dürften die Notenbanker auch mit Reden und Interviews versuchen, die abstürzende Weltwirtschaft zu retten – zumal Beobachter auch von den Staaten weltweit Maßnahmen erwarten, um die Seuche einzudämmen und die Wirtschaft zu stützen. Dies könnten zum Beispiel zusätzliche Staatsausgaben oder Steuererleichterungen sein. Angesichts des grassierenden Virus treten die volkswirtschaftlichen Daten, die in der kommenden Woche anstehen, weitgehend in den Hintergrund. Interessanter für die Märkte sind breit angelegte Investorenumfragen wie die von Sentix, die bereits zu Wochenbeginn zur Verfügung steht und Auskunft darüber gibt, ob die ausgeprägte Abgabeneigung und Reserviertheit der Anleger gegenüber Aktien anhält.Auf der Unternehmensseite schauen die Investoren mit Spannung auf Continental, die am Donnerstag ihre Jahresbilanz nebst Dividendenvorschlag und Ausblick veröffentlicht. Nach zuletzt 4,75 Euro je Aktie erwarten Analysten eine Kürzung der Dividende auf rund 4 Euro. Darüber hinaus präsentieren am Donnerstag auch Henkel, Merck und Vonovia ihre Zahlen und veröffentlichen ihren Dividendenvorschlag. Bei Vonovia gehen Analysten von einer Erhöhung der Ausschüttung von zuletzt 1,44 Euro je Aktie auf 1,57 Euro aus.