Liquid Alternatives kämpfen mit Abflüssen
Lupus-alpha-Studie
Liquid Alternatives kämpfen mit Abflüssen
Positive Performance auch 2023 – Zinswende verändert Anlegerverhalten
Von Tobias Möllers, Frankfurt
Hedgefonds-Strategien im UCITS-Mantel haben im ersten Halbjahr 2023 mit erheblichen Geldabflüssen zu kämpfen, wie die aktuelle Absolute-Return-Studie von Lupus alpha, die der Börsen-Zeitung exklusiv vorliegt, zeigt. Dabei lagen Liquid Alternatives mit einer durchschnittlichen Performance von 1,96% vor unregulierten Hedgefonds.
Seit 2008 untersucht Lupus alpha im Halbjahrestakt das „Universum der Absolute-Return- und Liquid-Alternative-Fonds“ auf Basis von Daten des Analysehauses Refinitiv. Im turbulenten Börsenjahr 2022 schnitten Liquid Alternatives besser ab als Aktien und Anleihen. Der Börsen-Zeitung liegen nun exklusiv die Ergebnisse der Studie aus dem ersten Halbjahr 2023 vor.
Michael Lichter, Leiter Produkt Management bei Lupus alpha, sind bei der Auswertung der aktuellen Lupus-alpha-Studie drei Dinge besonders aufgefallen: „Das erste sind die Mittelabflüsse aus dem Segment – im ersten Halbjahr mehr als im gesamten vergangenen Jahr.“ Im Jahr 2022 waren 17,6 Mrd. Euro Kapital aus Liquid Alternatives abgezogen worden, im ersten Halbjahr 2023 waren es bereits 19,4 Mrd. Damit ist das Marktvolumen um 8% auf knapp 242 Mrd. Euro gesunken. Die Anzahl der Fonds sei dabei aber konstant geblieben, auch wenn sich das Volumen leider nach unten bewegt habe. „Ein Drittel aller Fonds konnte aber trotz eines Marktes, der gegen das Segment lief, auch Zuflüsse verzeichnen und das ist eine sehr positive Botschaft“, so Kapitalmarktexperte Lichter.
Deutlicher Mittelabfluss
Unterm Strich bleibt allerdings für das erste Halbjahr ein deutlicher Mittelabfluss, den Lupus alpha besonders auf die neue Zinswelt und konjunkturelle Unsicherheiten zurückführt. „Die gestiegenen Zinsen lassen Liquid Alternatives in den Augen vieler Investoren derzeit unattraktiver erscheinen“, konstatiert Ralf Lochmüller, Managing Partner und CEO bei Lupus alpha. Auch die Deutsche Bundesbank spricht in ihrer aktuellen Mitteilung zur Geldvermögensbildung von „historisch hohen Umschichtungen“ im ersten Quartal zugunsten von festverzinslichen Kapitalanlagen und Anleihen.
Als zweite Auffälligkeit bei der aktuellen Studie nennt Kapitalmarktexperte Lichter die außerordentliche Renditespreizung zwischen den unterschiedlichen Fonds und Strategien: „Der Unterschied zwischen dem schlechtesten und dem besten Fonds ist wirklich enorm.“ Das zeigt sich schon beim Blick auf einzelne Strategien wie Alternative Long/Short Exposure, deren Fonds eine erhebliche Renditespreizung aufweisen. Während die Strategie im ersten Halbjahr 2023 im Schnitt eine Rendite von 2,2% erzielte, erreichten die besten Fonds dieser Gruppe 20% Rendite.
Grundsätzlich dominieren große Fonds weiterhin den Markt der Liquid Alternatives. Die Top 5% der Fonds verwalten knapp doppelt so viel Kapital wie die unteren 80%.
Aktien 2023 Schlüssel zum Erfolg
Im ersten Halbjahr 2023 war laut der Studie auch bei den Liquid Alternatives ein Aktien-Exposure der Schlüssel zum Erfolg. So war die Strategie Equity Leveraged, die mit einem Hebel in den Aktienmarkt investiert, im bisherigen Jahresverlauf mit einer Performance von 26,9% am erfolgreichsten. Mittel- bis langfristig sei aber die Strategie Alternative Long/Short mit Durchschnittsrenditen von 4,21% pro Jahr über einen Zeitraum von drei Jahren bzw. 3,04% pro Jahr über einen Zeitraum von fünf Jahren überzeugender.
Hier sieht Lichter die dritte wichtige Erkenntnis der aktuellen Auflage der Studie „Im ersten Halbjahr war die Performance mit knapp 2% im Schnitt nicht besonders gut, aber wenn man sich eine längere Perspektive über drei oder fünf Jahre vor Augen führt, sieht man, dass sich das Segment der alternativen Strategien perfekt positioniert zwischen Aktien und Renten.“
Tatsächlich überzeugen die meisten Strategien der Anlageklasse der Liquid Alternatives mit einer im Vergleich zu Aktien niedrigen Volatilität zwischen 5 und 15%. Über fünf Jahre konnten beinahe drei Viertel der Fonds trotz Corona-Krise und Ukraine-Krieg ihren Maximalverlust auf 20% begrenzen.
Grundsätzlicher Vorteil
Mit Blick auf Risiken und Renditen sei dies der grundsätzliche Vorteil von Liquid Alternatives: „Ich habe zwar nicht das Performancepotenzial von Aktien, aber dafür habe ich die Volatilität von Renten und damit einen Baustein, der stabilisierend wirkt, aber trotzdem nicht zu viel Performance liegen lässt. Liquid Alternatives sind eine sehr sinnvolle Ergänzung für Investoren, die auf der einen Seite einen Ertrag suchen, auf der anderen Seite aber auch risikobewusst und diversifiziert investieren wollen.“
Trotz der zuletzt großen Mittelabflüsse sieht Lichter für die Zukunft von Liquid Alternatives nicht schwarz: „Es gibt positive Signale, die man nicht unterschätzen darf. Wir sehen bei institutionellen Investoren seit sechs bis acht Wochen ein positives Momentum, da sie aktiv auf der Suche nach Alternatives sind, um besser mit der Unsicherheit, die uns alle beschäftigt, umgehen zu können.“