Metzler setzt auf Aktien
Das Private Banking des Bankhauses Metzler setzt in seinen Portfolien weiterhin vor allem auf Aktien. Dabei werden Titel aus Europa und den Emerging Markets als attraktiv eingestuft. An den Anleihemärkten bleibt Metzler vorsichtig positioniert und bevorzugt Qualitätstitel sowie eine kurze Duration.wrü Frankfurt – Unabhängig seit 1674, so lautet der Leitspruch des Bankhaus Metzler. Kein Wunder, dass man vor diesem Hintergrund dort besonders auf langfristigen Kapitalerhalt schaut und jetzt Finanzkrisen einmal näher analysiert hat. “Die globale Konjunktur hat sich seit Mitte 2018 deutlich abgekühlt. Dennoch gehen wir nicht davon aus, dass eine größere Wirtschaftskrise bevorsteht”, erklärt Emmerich Müller, der für das Kerngeschäftsfeld Private Banking verantwortliche Partner bei Metzler vor der Presse. “Wir halten es sogar für wahrscheinlich, dass sich die Konjunktur in diesem Jahr wieder stabilisiert.” Keine Finanzkrise”Eine Rezession muss keine Krise sein”, stellt Carolin Schulze Palstring, seit April Leiterin der Kapitalmarktanalyse von Metzler Private Banking, fest. Vorboten für eine größere Krise seien in der Vergangenheit Immobilienexzesse zusammen mit einer Überschuldung des privaten Sektors gewesen. “Gegenwärtig liegen weder in den USA noch in der Eurozone die Voraussetzungen für eine Finanzkrise vor”, so die Analystin. Zwar habe China durchaus ein Verschuldungsproblem. Doch handle es sich dabei vor allem um inländische Verschuldung. Zudem funktioniere China mit seiner planwirtschaftlichen Steuerung anders als die westlichen Staaten. Aktuell zeigten die Konjunkturstimuli der chinesischen Regierung Wirkung. Dies dürfte auch Europas Exportwirtschaft positiv beeinflussen.Den Stimmungsumschwung am Aktienmarkt führt Schulze Palstring vor allem auf den Schwenk in der Notenbankpolitik sowie auf die Verringerung einiger politökonomischer Risiken zurück. “Ein Kurseinbruch wie Ende 2018 wäre nur durch einen deutlichen Einbruch der Unternehmensgewinne gerechtfertigt gewesen”, erklärt Frank Endres, der im Metzler Private Banking das Portfoliomanagement leitet. Eine solche Gewinnrezession habe aber nicht stattgefunden. Vielmehr habe sich die Kursentwicklung zum Jahreswechsel von den Gewinnerwartungen entkoppelt und sich somit eine deutliche Bewertungskontraktion ergeben (vergleiche Chart). Im laufenden Jahr habe sich das Bild zudem aufgehellt, die Unternehmensgewinne dürften für 2019 in den USA um rund 4 % und in Europa um 7 bis 8 % steigen. Allerdings hätten die Aktienmärkte in diesem Jahr auch deutlich zugelegt, so dass keine klare Kaufgelegenheit wie zu Jahresbeginn gegeben sei.Falls es zu einer Korrektur an den Aktienmärkten kommt, will man bei Metzler die Aktienquote noch etwas aufstocken, wozu nicht zuletzt die Liquiditätsquote dient. “Mittlerweile scheinen US-Aktien gemessen an den gängigen Bewertungsmethoden zwar wieder teuer, Dividendentitel aus Europa und den Emerging Markets haben aber weiterhin Kurspotenzial”, so Endres weiter. Denn neben der Bewertung spreche auch die erwartete Abschwächung des Dollars für Aktienengagements in den Schwellenländern. Nicht zuletzt aufgrund der deutlichen Ausweitung des US-Haushaltsdefizits, die bereits in ähnlichen Fällen in der Vergangenheit nach einer gewissen Zeit durchgeschlagen sei, geht man bei Metzler von einer schwachen US-Valuta aus. “Auch die Wachstumsperspektiven für die Schwellenländer sind vielversprechend”, ergänzt Schulze Palstring. “Die IWF-Schätzungen für die kommenden Jahre gehen von steigendem Wachstum aus, während in den entwickelten Volkswirtschaften mit einer nachlassenden Konjunkturdynamik zu rechnen ist.”Bei Metzler setzt man auf aktives Management und hält Aktien für die langfristige Kapitalanlage für essenziell. Diese Strategie war in den vergangenen Jahren erfolgreich. Ein Weltmandat mit einem Schwerpunkt von 50 bis 80 % in Aktien hat zwar 8,5 % in 2018 eingebüßt, liegt im laufenden Jahr aber 11 % vorne. Die Performance betrug 9,7 % in 2017 und 6 % in 2016.Im Beispielportfolio hat Metzler auf der Aktienseite seit Mitte 2017 den Anteil defensiver Sektoren deutlich von knapp 30 % auf mehr als 40 % erhöht. Die zyklischen Sektoren machen inzwischen nur noch knapp 40 % aus, während 20 % auf Liquidität entfällt. Mit 57 % entfällt der Großteil des Aktienportfolios auf europäische Titel wie Allianz, Deutsche Telekom, Fresenius, ING oder SAP (vergleiche die genaue Aufstellung in der Tabelle). Hier kommt auch Stock Picking in Form einer gezielten Auswahl der Einzelwerte zum Tragen. Hingegen werden Emerging-Markets-Aktien über zwei Fonds abgedeckt.Erhebliche Risiken sehen die Metzler-Strategen bei Unternehmensanleihen. Die Emissionen mit “BBB”-Rating seien stark gestiegen und in Europa sowie den USA betrage der Anteil dieser Ratingklasse am gesamten Investment-Grade-Markt bereits 50 %. Vor diesem Hintergrund rät Endres zur Vorsicht: “Die wieder höhere Risikobereitschaft sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Kreditqualität von Unternehmensanleihen verschlechtert hat.” Man bleibe daher der Strategie treu, auf der Anleihenseite keine hohen Risiken für nur marginale Zusatzerträge einzugehen. Hinzu kommen kurze Laufzeiten, so dass auch die Duration kurz bleibe.