Nachhaltigkeit soll populär werden

BlackRock bietet für alle iShares-ETFs Zugang zu ESG-Daten an - Enormes Wachstum erwartet

Nachhaltigkeit soll populär werden

Der größte Vermögensverwalter der Welt hat in London und Frankfurt eine umfassende Nachhaltigkeitsoffensive verkündet. Als erste Fondsgesellschaft veröffentlicht BlackRock ESG-Daten aller ETFs auf der iShares-Website. Zudem hat der Assetmanager seine Palette von Nachhaltigkeitsfonds erweitert. wrü Frankfurt/London – BlackRock, der weltgrößte Vermögensverwalter hat eine umfassende Nachhaltigkeitsinitiative gestartet. Wie Vizepräsident Philipp Hildebrand in London, und per Videokonferenz zugeschaltet in Frankfurt, vor der internationalen Presse sagte, stelle sich für Investoren nicht mehr die Frage des nachhaltigen Investierens an sich, sondern es sei der “Why-not-Moment” erreicht. Denn im Vergleich zu herkömmlichen würden nachhaltige Geldanlagen keinerlei Performancenachteil aufweisen. Im Gegenteil, sie führten langfristig betrachtet sogar zu einem geringeren Risiko eines Investments.BlackRock will nachhaltige Geldanlage in Europa und weltweit jetzt populär machen. Dazu bietet der Assetmanager ab sofort für alle mehr als 300 iShares-ETFs auf der Website Zugang zu deren ESG-Daten an, sprich zu Informationen über umwelt- und gesellschaftsbezogene Daten sowie Informationen zur Unternehmensführung (Environmental, Social und Governance). Wie Carlo Funk vom BlackRock-Nachhaltigkeitsteam in Frankfurt sagte, ist BlackRock die erste Fondsgesellschaft, die solche Informationen für alle Fonds und für jedermann ersichtlich zur Verfügung stellt. Jedenfalls sei ihm keine andere Adresse bekannt, die in dieser Form für Transparenz in Sachen Nachhaltigkeit sorge. Bei den ESG-Daten arbeitet BlackRock mit dem Index- und Datenanbieter MSCI zusammen.Der unten dargestellte Screenshot des iShares-Core-Dax-ETFs veranschaulicht, welche Daten iShares zu jedem Fonds veröffentlicht (ausgenommen sind 65 Fonds, die nicht über entsprechende MSCI-Daten verfügen oder die Beschränkungen bei Veröffentlichungen unterliegen). So liegt zum Beispiel der von MSCI berechnete ESG Quality Score für den Dax bei 7,2 Punkten, wobei die Bandbreite von 0 bis 10 Punkten reicht. Und pro 1 Mill. Dollar Umsatz werden im Durchschnitt der Dax-Titel 277,6 Tonnen Kohlendioxid ausgeschieden (im Vergleich zu beispielsweise 129,5 Tonnen eines ETFs auf den MSCI Europe ESG Screened Index).Wer in den Dax investiert, legt nicht in Landminen und nicht in Nuklearwaffen an. Laut MSCI verstoßen Dax-Unternehmen aber gegen die Global-Compact-Prinzipien der Vereinten Nationen (UN), so dass diese aggregiert im Dax mit einem Anteil von knapp 10 % verletzt werden. Neue Produkte aufgelegtHildebrand stellt einen umfassenden Wandel in der europäischen Gesellschaft fest. Vor allem die junge Generation erkenne die Umweltproblematik, sie sei die letzte, die das “Global Warming” noch aufhalten könne, und investiere entsprechend. “Europa ist die Speerspitze der Bewegung hin zur nachhaltigen Geldanlage”, so der BlackRock-Vize. “In der gesamten Region herrscht die Überzeugung, dass nachhaltiges Investieren die Zukunft der Geldanlage ist.”Im Rahmen seiner umfassenden Nachhaltigkeitsinitiative hat BlackRock die über iShares aufgelegte Palette von Nachhaltigkeits-ETFs um sechs Aktienprodukte erweitert. Bereits 2018 habe der Assetmanager sechs ETFs mit ESG-Filtern aufgelegt. Die neuen iShares Enhanced ETFs richten sich laut BlackRock darauf aufbauend an Anleger, welche die ESG-Werte ihrer Portfolios aktiv verbessern sowie den Ausstoß von CO2 und anderen Treibhausgasen reduzieren wollen. Gleichzeitig bleibe der Tracking Error im Vergleich zu den MSCI-World-Indizes gleich.Der Assetmanager betonte in diesem Zusammenhang, dass er nachhaltige Investments über einfache und kosteneffiziente Produkte allen Investoren, auch Privatanlegern, zugänglich machen wolle. Die Gesamtkostenquote der sechs neuen nachhaltigen Aktien-ETFs liegt zwischen 10 und 23 Basispunkten im Jahr. Jedenfalls sieht sich der größte Vermögensverwalter der Welt in Europa mit 28 Nachhaltigkeits-ETFs, davon fünf Fixed-Income-Produkten, gut aufgestellt. “Mit diesen neuen Fonds verfügt iShares branchenweit über die umfassendste ESG-Fondsfamilie”, sagte Carolyn Weinberg, Leiterin Produkte bei der BlackRock-Tochter iShares. “Damit werden wir den unterschiedlichen Anlagezielen gerecht, die unseren Kunden zum Ausdruck gebracht haben.”Aus London via Videokonferenz gab sich Hildebrand überzeugt, dass nachhaltige Anlagen kein Nischen- oder Satellitenthema mehr sei, sondern Mainstream. Und zwar nicht nur für institutionelle, sondern auch für private Anleger. Entsprechend wird ein schnelles Wachstum erwartet. BlackRock geht davon aus, dass das verwaltete Vermögen in europäischen ESG-ETFs von heute 12 Mrd. Dollar sich bis 2028 auf 250 Mrd. Dollar verzwanzigfachen wird. Aktuell verwaltet die Gesellschaft 4,9 Mrd. Dollar in europäischen ESG-ETFs. 2018 hätten Anleger zusätzliches Kapital von 1,8 Mrd. Dollar in iShares-Nachhaltigkeits-ETFs investiert. Dies sei bisher der größte Zufluss in einem Jahr gewesen. Am Ende klare ErgebnisseAuf der Pressekonferenz erläuterte Remy Briand, Leiter ESG bei MSCI, die Arbeitsweise des Indexanbieters in Sachen Nachhaltigkeit. “Natürlich gibt es immer eine Menge von Greenwashing”, räumte Briand ein. Daher gelte es, die Unternehmen eingehend zu beobachten, deren Methodologie zu hinterfragen und viele Informationen zu verarbeiten. Es gehe nicht um einen Top-down-Ansatz, sondern um ein genaues Hinschauen bei jeder einzelnen Firma. Am Ende komme man so zu klaren Ergebnissen, welche Unternehmen nachhaltig arbeiteten und welche nicht.Zudem steige auch auf Seite der Firmen der Druck, sich nachhaltig aufzustellen und transparent zu informieren. Der Indexanbieter MSCI bewerte weltweit 6 400 Aktien und 400 000 Anleihen nach ESG-Kriterien. Damit decke man den Großteil der Anlagen eines herkömmlichen Investors ab. “Aus unseren Kontakten zu Vermögenseigentümern- und -managern nehmen wir mit, dass viele Anleger hohe ESG-Standards anpeilen”, sagte Briand. “Dazu gehören geringere Engagements in Bereichen wie CO2 oder umstrittene Geschäfte, während das Profil der Anlage ähnlich dem eines nach Marktkapitalisierung gewichteten Index sein soll.”