Network International lässt's klingeln
Aktien von Zahlungsabwicklungsdienstleistern bleiben rege gesucht. Am ersten Handelstag legten die Titel der in Dubai beheimateten Network International um über 20 % zu. Damit wird das Unternehmen mit umgerechnet rund 3 Mrd. Euro bewertet. Es ist der größte Börsengang nach Lyft in diesem Jahr. dm Frankfurt – Der in Dubai beheimatete Zahlungsverkehrsdienstleister Network International hat am ersten Handelstag an der London Stock Exchange (LSE) einen fulminanten Start hingelegt. Ausgehend vom Ausgabepreis von 435 Pence zog der Kurs bis auf über 549,6 Pence an. Schließlich gingen die Titel im Premium-Listing-Segment des Main Market bei 522 Pence um 20 % höher aus dem Handel. Damit wird das Unternehmen mit 2,6 Mrd. Pfund (3 Mrd. Euro) bewertet. Der Börsengang sei sehr stark überzeichnet gewesen, hieß es.Es ist der erste größere Börsengang in London in diesem Jahr. Der dortige Markt ist wegen der mit dem Brexit verbundenen Unwägbarkeiten namentlich für europäische Unternehmen bisher so gut wie geschlossen. Mit einem Emissionserlös von 1,1 Mrd. Pfund (umgerechnet 1,3 Mrd. Euro) handelt es sich zudem um das größte Initial Public Offering (IPO) in diesem Jahr nach Lyft (umgerechnet 2 Mrd. Euro, vgl. BZ vom 30. März).Der bisherige Hauptaktionär von Network International, Emirates NBD Capital, hält nun noch 25,5 % der Aktien und die beiden Finanzinvestoren Warburg und General Atlantic noch 24,5 %. Neu im Boot ist der Kreditkartenriese Mastercard, der sich im Rahmen des Börsengangs als “Ankeraktionär” mit 49,95 Millionen Aktien oder knapp 10 % an Network International beteiligt hat. Stolze BewertungLaut LSE handelt es sich um “das größte Listing im Technologiebereich” eines Unternehmens aus der Region Naher und Mittlerer Osten und Afrika (MEA) an einer Börse überhaupt und um den größten Börsengang eines Tech-Unternehmens an der Londoner Börse seit Worldpay im Jahr 2015 (umgerechnet 2,5 Mrd. Euro). Es ist zudem der größte Börsengang aus der Region MEA seit dem Listing der Saudi National Commercial Bank im Jahr 2014 (umgerechnet 4,4 Mrd. Dollar).Ausgehend vom Emissionspreis wird Network International mit dem 11,8-fachen Umsatz des Jahres 2018 und dem rund 60-fachen Gewinn des fortgeführten Geschäfts bewertet. Im Jahr 2018 setzte Network International 298 Mill. Dollar (264 Mill. Euro) um und erzielte einen Gewinn von 23,4 Mill. Dollar (20,8 Mill. Euro), wobei der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft mit 46,7 Mill. Euro (41,4 Mill. Euro) deutlich höher lag, aber unter den 80,6 Mill. Dollar (71,5 Mill. Euro) im Jahr 2017.Das Geschäft der Zahlungsabwicklungsdienstleister hat sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt. Dementsprechend hoch sind die Bewertungen (vgl. Tabelle). Zu den Wettbewerbern zählt unter anderem auch Wirecard, deren Aktien nach Vorwürfen wegen Bilanzfälschung in größerem Stil unter Abgabedruck standen. Eine von Wirecard in Auftrag gegebene externe Untersuchung hat zwar Unregelmäßigkeiten im Asien-Geschäft (Singapur), jedoch keine Hinweise auf weiterreichende Verfehlungen gegeben. Auf dem derzeitigen Kursniveau sind die Wirecard-Titel vergleichsweise niedrig bewertet. Weitere BörsengängeAls ein Grund für die hohe Bewertung wird die Konsolidierungswelle in der Branche angeführt. So hat der US-Zahlungsabwickler FIS (Fidelity National Information Services) Mitte März erklärt, für 35 Mrd. Dollar (31 Mrd. Euro) Worldpay zu schlucken. Worldpay ist ein 2010 von Royal Bank of Scotland abgespaltener Zahlungsverkehrsdienstleister. Angestoßen hatte die Konsolidierung der Verkauf des Zahlungsgeschäfts der Schweizer Börse Six an Worldline im Mai 2018 für umgerechnet 2,3 Mrd. Euro.Weitere Börsengänge sollen folgen: So will Nexi aus Italien am 16. April an die Börse gehen, das Unternehmen wird mit über 6 Mrd. Euro bewertet. Die aus den Vereinigten Arabischen Emiraten stammende Finablr will zudem mit einem Börsengang in London umgerechnet rund 180 Mill. Euro einsammeln.