Nordex bereitet Analysten Sorgen
Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtVor kurzem hat der Windanlagenbauer Nordex die Anleger ziemlich aufgeschreckt. Das Unternehmen sah sich gezwungen, seine kurz- und mittelfristigen Ziele nach unten zu korrigieren. An der Börse reagierten die im TecDax notierten Aktien mit zwei Kursstürzen von fast 16 % und tags darauf 19 %. Zeitweise sank der Kurs auf den niedrigsten Stand seit Herbst 2014. Inzwischen hat sich der Kurs wieder auf 13,98 Euro erholt. Von dem Hoch vom Jahresende 2015 von 33,30 Euro ist die Aktie damit aber weit entfernt.Als Reaktion auf die Warnung hat es eine Reihe von Abstufungen der Aktie durch Analysten gegeben. Mittlerweile plädiert nur noch eine Minderheit von drei der insgesamt 17 Analysten, die die Aktie laut Bloomberg auf ihrem Radarschirm haben, für einen Kauf des Titels. Vier Häuser raten dazu, Nordex zu verkaufen, und zehn haben die Aktie auf “Hold” gesetzt. Aber es ist nicht alles verloren: Der von Bloomberg berechnete Durchschnittswert der Zwölf-Monats-Kursziele der Analysten liegt bei 15,99 Euro. Bezogen auf den aktuellen Kurs entspricht dies einem Potenzial von 14 %. Die Aktie könnte somit durchaus etwas für Anleger mit starken Nerven und einer gesunden Risikobereitschaft sein. Gewinnwarnung gegebenDie Botschaft, auf die die Anleger so stark reagierten, beinhaltet, dass der Umsatz des Unternehmens im laufenden Jahr voraussichtlich bei 3,1 bis 3,3 Mrd. Euro liegen soll. Gegenüber den 2016 erzielten 3,4 Mrd. Euro würde das auf einen Rückgang hinauslaufen. Grund für die Korrektur der Erwartungen seien gesunkene Erwartungen an das Geschäft in einigen Kernmärkten, hieß es. Das Unternehmen verrät in der Mitteilung nicht, um welche Märkte es sich handelt. Die Analysten der Nord/LB gehen davon aus, dass es sich um Brasilien, Indien und Südafrika handelt. Independent Research tippt auf Preisdruck im Heimatmarkt Deutschland.Die Gewinnmarge auf Basis des Ergebnisses vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) wird 2017 nun bei lediglich 7,8 % bis 8,2 % vermutet, nach 8,4 % für das abgelaufene Jahr. Für 2018 geht das Management von Erlösen von 3,4 bis 3,6 Mrd. Euro aus, bislang hatte man 4,2 bis 4,5 Mrd. Euro avisiert. Die Ebitda-Marge für 2018 wird auf einem im Vorjahresvergleich konstanten Niveau erwartet, bisher hatte man auf eine Marge von mindestens 10 % gesetzt.Einige Analysten reagierten prompt. So hat die britische Barclays Bank ihr Kursziel von 24 Euro auf 11 Euro mehr als halbiert. Den Titel stufte sie von “Overweight” auf “Underweight” zurück. Nordex scheine, so merken die Analysten an, vor großen Herausforderungen zu stehen. Und laut der Großbank HSBC hat das Unternehmen ein Glaubwürdigkeitsproblem. Seien die Ziele im Herbst vergangenen Jahres noch bekräftigt worden, habe Nordex mittlerweile mit unerwartet starkem Preisdruck sowie operativen Problemen in den Endmärkten der spanischen Tochter Acciona Windpower zu kämpfen. HSBC rät mittlerweile nur noch dazu, den Titel zu halten, und beziffert das Kursziel mit 16 Euro nach zuvor 25 Euro. Die Deutsche Bank hat ihre Einstufung des Titels von “Sell” auf “Hold” angehoben und das Kursziel von 14 Euro bestätigt. Sie verweist dabei auf das mittlerweile begrenzte Rückschlagsrisiko für den Titel. “Desaströser Ausblick”In die Vollen gehen die Analysten von Montega Research. Sie sprechen von einem “desaströsen Ausblick” und einer drastischen Reduzierung der Ziele für 2018. “Das unerwartet drastische Umschwenken des Managements hat dessen Glaubwürdigkeit u. E. stark beschädigt und Investorenvertrauen zerstört. Dementsprechend hat auch die Wachstumsstory einen erheblichen Dämpfer erhalten”, schreiben sie und nehmen das Kursziel von 27 Euro auf 14 Euro zurück. Ihre Kaufempfehlung ziehen sie zurück und plädieren nun dafür, die Aktie im Portfolio zu halten. Auch KaufempfehlungenEs gibt aber auch Analysten, die unbeirrt zum Kauf der Aktie aufrufen. So etwa Warburg Research, mit einem freilich von 31 Euro auf 21 Euro reduzierten Kursziel. Auf Basis der neuen Guidance gebe es nur noch ein sehr begrenztes Risiko einer weiteren Enttäuschung. Die Analysten verweisen zudem darauf, dass es Nordex gelungen sei, im abgelaufenen Jahr Auftragseingänge über 3,3 Mrd. Euro zu akquirieren. Die Book-to-Bill-Ratio unter Ausklammerung des Servicegeschäfts liege damit bei 1,07. Die Analysten gehen davon aus, dass selbst im Fall eines rückläufigen Volumens eine Ebitda-Marge von 8 % erreichbar ist. Auch für 2018 gehen sie nicht von einer nennenswerten Verschlechterung der Margen aus – trotz des drohenden Preisdrucks. Dies führen sie auf einen potenziellen Volumeneffekt sowie auf Synergieeffekte der Übernahme von Acciona Windpower zurück.Und bei Independent Research weist man – bei einem “Halten”-Votum und einem von 17 Euro auf 15,70 Euro reduzierten Kursziel – darauf hin, dass die Eckdaten für 2016 besser ausgefallen seien als erwartet. Das Nettoergebnis habe über den Erwartungen und den im November 2016 gesetzten Zielen gelegen. Zudem wird auf den “starken freien Cash-flow” hingewiesen. Auf die Zahlen hatte der Markt mit einem Kursanstieg von 4,7 % reagiert.Mit Acciona Windpower hatte sich Nordex mit bilanzieller Wirkung per 1. April 2016 verstärkt, wodurch der spanische Mischkonzern Acciona mit 29,9 % der Aktien Großaktionärin ist, gefolgt von der Skion/Momentum Capital Beteiligungsgesellschaft, die der Quandt-Erbin Susanne Klatten zuzurechnen ist. 55,8 % der Aktien befinden sich im Streubesitz. Acciona Windpower ist stärker in den wachstumsträchtigen Schwellenländern vertreten als die “alte” Nordex, die vor allem auf Europa ausgerichtet war. Mit der Übernahme hatten sich große Hoffnungen verbunden, da die Aktivitäten gut zusammenpassten.