Norwegen-Fonds gegen Alternative Investments
Bloomberg Oslo – Für den größten Staatsfonds der Welt ist das Vordringen in neue Anlageklassen jetzt kaum noch der Mühe wert. Die Chancen für Ertragssteigerungen, die Norwegens Staatsfonds einst bei Infrastruktur und Private Equity sah, sind laut CEO Yngve Slyngstad nicht mehr länger existent. Dabei hatte der Fonds viele Jahre damit zugebracht, sich das politische Okay für eine mögliche neue Anlagestrategie einzuholen. Nur kleiner Anteil”Ob wir in Infrastruktur, Private Equity oder dergleichen investieren sollten, das ist für den Fonds realistisch gesehen keine sehr wichtige Frage”, sagt Slyngstad. “Es wäre ein so kleiner Anteil und die Umsetzung wäre so langwierig, dass, wenn es einen Einfluss auf die Erträge haben soll, dies nur geschehen würde, wenn die Größe des Fonds abnimmt.”Die Aussagen stellen eine überraschende Kehrtwende in einem Prozess dar, in dem die norwegische Regierung prüfte, welche Vorteile es hätte, dem Fonds zu erlauben, auch über Aktien, Anleihen und Immobilien hinaus zu investieren. Ursprünglich war von dem Fonds nach Jahren niedriger Zinsen argumentiert worden, dass das Hinzufügen neuer Anlageklassen ein Weg zu höheren Erträgen sei. Doch inzwischen hat Slyngstad zufolge die schiere Größe des Fonds die Logik dieses Ansatzes untergraben. Problem mit ZielgrößeNachdem der Fonds im Jahr 2010 die Erlaubnis erhielt, in Immobilien zu investieren, hatte er damit zu kämpfen, das ihm vorgegebene Fünf-Prozent-Renditeziel zu erreichen – obwohl mehr Mitarbeiter eingestellt wurden, um den Prozess zu begleiten. “Selbst bei Immobilien, die eine sehr große Anlageklasse sind, müssen Sie viele Jahre damit zubringen, einen bedeutenden Anteil aufzubauen”, erläutert Slyngstad. “Bei Infrastruktur und Private Equity wäre es ähnlich.”Mittlerweile haben mehrere Denkfabriken und Nichtregierungsorganisationen den Fonds aufgefordert, in Infrastruktur zu investieren. Die norwegische Regierung ist bislang dagegen. Ihrer Meinung nach könnten solche Anlagen den Fonds in politisch sensibles Territorium führen, denn viele solcher Projekte sind Vorhaben der öffentlichen Hand.In einem Bericht, der Anfang des Jahres norwegischen Abgeordneten vorgestellt wurde, argumentierte das Institute for Energy Economics and Financial Analysis, dass es dem Fonds erlaubt werden sollte, 5 % Prozent seines Anlagekapitals in nicht börsennotierte Infrastruktur und vor allem in erneuerbare Energien zu investieren. “Nicht gelistete Infrastruktur bietet attraktive Erträge für das Risiko, das in einem wachsenden Markt eingegangen wird”, erklärte Tom Sanzillo, der Autor des Berichts. “Die Erhöhung der Aktien-Investments lässt das Risiko mit nur bescheidenen Ergebnissen für die weltweiten Erträge steigen.” Verweis auf RegierungSlyngstad sagt, der Fonds würde Infrastruktur nicht ablehnen, falls die Regierung ihre Meinung ändern sollte. Aber die Anlageklasse werde jetzt wahrscheinlich keine großen Auswirkungen auf die Erträge haben. Die Attraktivität von Infrastruktur habe sich zudem auch dadurch verringert, dass dem Fonds stattdessen erlaubt wurde, die Aktienbestände von 60 % auf 70 % des Anlagevolumens zu erhöhen. “Damit die künftigen Generationen ihren Anteil am Ölzeitalter erhalten, werden unsere Anlagen in börsennotierte Wertpapiere der Haupttreiber für die Erträge und damit auch für das Einkommen des Fonds sein”, betont Slyngstad. “Dieser Fonds wird zunehmend durch Erträge am Aktienmarkt getrieben, nicht so sehr von dem, was mit den Zinsen passiert, es sei denn, sie beeinflussen den Aktienmarkt.”