Oddo BHF sieht Chancen bei riskanteren Bonds
kjo Frankfurt
Die erhöhten Inflationserwartungen führen Oddo BHF Asset Management zufolge aktuell zu Chancen in risikoreicheren Anleihesegmenten. „Die höheren Inflationserwartungen wurden von einem Anstieg der Renditen von Staatsanleihen begleitet, was sich auch in den Gesamtrenditen von Investment-Grade-Unternehmensanleihen niederschlug“, sagt Bastian Gries, Leiter Investment Grade & Geldmarkt und Fondsmanager im Bereich Sustainable Credit bei dem Assetmanager Oddo BHF. „Risikoreichere Segmente wie Hochzinsanleihen und AT1-Anleihen profitierten hingegen im gleichen Zeitraum vom höheren ̈ laufenden Ertrag und stark sinkenden Spreads“, ergänzt er. Langfristig erwartet der Vermögensverwalter keinen Inflationsanstieg.
Befürchtungen sind zu früh
Die Furcht vieler Anleger, dass die US-Notenbank Fed ihre Anleihekäufe bald drosseln könnte, ist nach Ansicht des Experten verfrüht. Zwar führten Diskussionen über Tapering und zusätzliche Konjunkturprogramme unter Präsident Joe Biden zu einem starken Momentum bei Reflation Trades. „Das langfristige Inflationsziel der US-Notenbank, also eine durchschnittliche Teuerung von mehr als 2% über einen längeren Zeitraum, scheint jedoch weiterhin nicht nachhaltig erreichbar zu sein.“ Zudem sollten laut Gries die Leitzinsen gemäß der Forward Guidance der Fed für die nächsten zwei bis drei Jahre unverändert bleiben.
In der Eurozone sei der Anstieg der Inflation hauptsächlich von einer Reihe technischer und einmaliger Faktoren wie der Wiederanhebung der Mehrwertsteuer in Deutschland auf 19% oder Änderungen im Korb für Waren und Dienstleistungen getrieben. Zudem hätten sich die Rohstoffpreise seit März 2020 kräftig nach oben bewegt und stützten den Anstieg der Gesamtinflation in den nächsten Monaten. „Diese Änderungen könnten die Preisentwicklung auch im Jahresverlauf beeinflussen, dürften aber größtenteils eher vorübergehender Natur sein“, sagt Gries.
Aus Sicht des Assetmanagers bleibt auch deshalb fraglich, ob der Inflationsanstieg auf längere Sicht nachhaltig sein wird, da strukturelle Faktoren wie die demografische Entwicklung und technologische Disruptionen anhalten werden. Auch den alternativen makroökonomischen Szenarien der Europäischen Zentralbank (EZB) zufolge dürfte die Gesamtinflation selbst in einem Best-Case-Szenario deutlich unter der von der Zentralbank angestrebten Zielmarke von knapp unter 2% bleiben.
Trotz dieser langfristigen Aussichten könnte die Diskussion um die weitere Preisentwicklung unter Marktteilnehmern vorerst anhalten. „Die weitreichenden geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen als Reaktion auf die durch Covid-19 ausgelöste schwere Rezession, haben ein Umfeld erhöhter Unsicherheit geschaffen“, sagt der Fondsmanager. Neben einer reduzierten Portfolioduration spreche das aktuelle Marktumfeld für ein stärkeres Engagement in nachrangigen und hochverzinslichen Bonds. „Die risikoreicheren Segmente des Rentenmarktes profitieren angesichts sich aufhellender Wirtschaftsaussichten kontinuierlich von stetig sinkenden Risikoprämien.“