Ölpreis schließt zweites Jahr in Folge mit Gewinn

Größere Förderdisziplin und politische Spannungen

Ölpreis schließt zweites Jahr in Folge mit Gewinn

Von Dietegen Müller, FrankfurtDas Jahr 2017 ist das zweite Jahr in Folge, in dem der Ölpreis gestiegen ist. Dafür verantwortlich gemacht werden eine stärkere Förderdisziplin der im Ölkartell Opec zusammengeschlossenen Staaten sowie von Russland und die Entscheidung, die sich auf insgesamt 1,8 Mill. Barrel pro Tag (bpd) summierenden Produktionskürzungen bis Ende 2018 zu verlängern. Ebenfalls trug ein stärkerer Vorratsabbau in den USA zu den Preissteigerungen bei. Auch würden geopolitische Spannungen in der Region um den Persischen Golf die Preise stützen, heißt es in Einschätzungen von Marktbeobachtern, sowie eine größere Kapitaldisziplin der US-Schieferölproduzenten, die angesichts der hohen Preiselastizität ihres Angebots als Zünglein an der Waage in der Preisbildung gelten.Allerdings beurteilen viele Analysten den derzeitigen Anstieg des Ölpreises skeptisch. Die Analysten von Credit Sights haben im Ölpreis eine geopolitische Risikoprämie von ungefähr 15 % identifiziert. In Anbetracht der derzeitigen Fundamentaldaten im Markt sei ein Ölpreis von um 60 Dollar je Fass nicht lang aufrechtzuerhalten. Credit Sights hält es aber für möglich, dass die geopolitische Risikoprämie auch im kommenden Jahr eine bestimmende Eigenschaft des Ölmarktes bleiben könnte. Auch dürfte die US-Schieferölproduktion ein wichtiger Marktfaktor bleiben. Sie fiel im Jahr 2017 deutlich höher aus als prognostiziert und sank nie unter die Schwelle von 8 Mill. Barrel pro Tag (bpd), wie dies laut Credit Sights erwartet worden ist. Durch Effizienzgewinne in der Förderung von Schieferöl und erhebliche Investitionen in den Ausbau der Produktionskapazitäten dürfte auch im kommenden Jahr die US-Schiefergasproduktion sich deutlich ausweiten, ohne dass dabei aber noch hohe Investitionen getätigt werden müssen. Trendwende im JuniDabei hat sich der Ölpreis im zurückliegenden Jahr zunächst deutlich schwächer entwickelt. Mit ein Grund war eine enttäuschende Förderdisziplin von Opec-Ländern sowie die fehlende Produktionsdeckelung von wichtigen Produzenten wie Nigeria, Libyen und Iran. Bis Juni rutschten die Notierungen um rund ein Fünftel ab, bevor im Juni dann die Trendwende einsetzte. Seither befindet sich der Markt in einer stetigen Aufwärtsbewegung, allerdings bewegen sich die Notierungen damit nur auf dem im Frühjahr 2015 erreichten Niveau. Inzwischen haben sich auch Libyen und Nigeria zu einer Deckelung der Produktion bereit erklärt.Womöglich wiederholt sich dieses Muster im nächsten Jahr. Die Prognosen für die Ölnachfrage laufen dabei zwischen den drei bedeutenden Marktprognostikern Opec, Internationale Energieagentur (IEA) und der US Energy Information Administration EIA) auseinander. Die Opec erwartet ein Verschwinden des Produktionsüberschusses. Zu einer anderen Einschätzung kommt die IEA, was ihre Einschätzung für einen ausgeglichenen Markt anbelangt. Die Behörde geht für das erste Halbjahr 2018 von einem Produktionsüberschuss von 0,2 Mill. bpd aus, bis im zweiten Halbjahr dann die Nachfrage um etwa die gleiche Menge überwiegen dürfte. Alle drei Prognostiker gehen dabei für 2018 von einer deutlichen Ausweitung der Produktion von Nicht-Opec-Mitgliedern aus, namentlich der Schieferölproduktion in den USA.