Ölminister-Sitzung

Opec plus mischt den Ölmarkt auf

Die angekündigten Förderkürzungen der Opec plus haben am Montag zumindest zeitweise für einen Preisschub am Ölmarkt gesorgt.

Opec plus mischt den Ölmarkt auf

Die Sitzung der Ölminister des Kartells Opec plus am Wochenende in Wien war am Ölmarkt mit Spannung erwartet worden und das Ergebnis hat für kräftige Preisbewegungen gesorgt. Die Notierung der wichtigsten Nordsee-Sorte Brent Crude verzeichnete am Montag zeitweilig einen kräftigen Preisanstieg um mehr als 2% auf über 78 Dollar je Barrel. Am Abend wurde die Sorte zu 76,91 Dollar gehandelt, ein Anstieg um 1%.

Opec mischt Ölmarkt auf

Saudi-Arabien kürzt Produktion – Brent klettert zeitweilig um 2 Prozent

Die Entscheidung des Kartells Opec plus und von Saudi-Arabien, die Ölförderung weiter zu kürzen, hat zeitweilig zu einem kräftigen Preisanstieg am Ölmarkt geführt. Viele Analysten rechnen ab der Jahresmitte mit einem Brent-Preis von 90 Dollar oder noch darüber. Die Energieagentur warnt vor dem Preisanstieg.

ku Frankfurt

Von Seiten der Opec plus und ihrer Mitglieder gab es gleich zwei Paukenschläge. Zum einen will die Opec plus auch 2024 die Produktion knapp halten. Mit den gesamten Quoten von 40,46 Mill. Barrel pro Tag (bpd) würde es auf eine zusätzliche Produktionskürzung von 1,4 Mill. bpd hinauslaufen. Allerdings könnte die Reduzierung in der Realität kleiner ausfallen, weil einige Mitglieder des Kartells wie Russland, Nigeria und Angola unterhalb ihrer offiziellen Höchstgrenzen fördern. Dies ist jedoch auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass die Opec plus bereits Kürzungen um 3,66 Mill. bpd aktiviert hat.

Zum anderen hat Saudi-Arabien als das Schwergewicht der klassischen Opec bekannt gegeben, seine Förderung im Juli um zusätzliche 1 Mill. bpd zu reduzieren, mit der Option, diese Maßnahme noch zu verlängern. Der saudi-arabische Energieminister Abdulaziz bin-Salman bezeichnete dies als einen zusätzlichen „Lollipop“, um den Ölpreis zu stützen. Dieser Schritt war es letztlich, der den Ölpreis am Montag nach oben getrieben hat, da die Reduzierung des Angebots zu Beginn der Urlaubssaison auf der nördlichen Erdhalbkugel wirksam wird, wenn der Treibstoffverbrauch besonders hoch ist.

Die Opec plus hat mit den Entscheidungen deutlich gemacht, dass sie ein deutliches Abrutschen des Ölpreises nicht akzeptieren wird. Daher hat Fatih Birol, Chef der Internationalen Energieagentur IEA, in seiner Reaktion auch angemerkt, dass mit einem deutlichen Anstieg des Ölpreises zu rechnen sei. Ähnlich äußerten sich auch die Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs. Sie sind der Überzeugung, dass der Ölpreis um 6 Dollar je Barrel steigen könnte, als Reaktion auf die Ankündigung der Saudis. Aktuell steht die Prognose von Goldman Sachs für den Brent-Ölpreis im Dezember bei 95 Dollar. Das Ergebnis des Opec-plus-Treffens sei mit Blick auf diese Prognose als „moderat bullish“ zu beurteilen, es gleiche damit einige preisdrückende Effekte aus wie beispielsweise die höher als erwartet ausfallenden Exporte aus Ländern wie Russland, dem Iran und Venezuela, die mit US-Sanktionen belegt seien, sowie die schwächere Nachfrage aus China.

Die Rohstoffexperten der australischen Großbank ANZ haben trotz der sich eintrübenden Konjunkturaussichten ihre Prognose für den Brent-Ölpreis per Ende des Jahres von 100 Dollar je Barrel bestätigt. Die Commonwealth Bank of Australia erachtet für das vierte Quartal immerhin noch 85 Dollar für realistisch. Ehsan Khoman, Leiter des Rohstoff-Research der japanischen Großbank MUFG, geht von einem durchschnittlichen Brent-Preis von 92 Dollar in der zweiten Jahreshälfte aus. Die freiwilligen Kürzungen der Saudis betrachtet auch er als „mild bullish“. Sie würden mit Blick auf die Fundamentaldaten des Marktes einen Preisaufschlag von 5 Dollar pro Barrel rechtfertigen, was aber durch ein höheres Angebot aus den sanktionierten Ländern ausgeglichen werde. Khoman spricht von einem „Put“ der Opec plus: Die im historischen Vergleich derzeit hohe Preissetzungskraft der Opec plus werde verhindern, dass der Brent-Preis unter 75 Dollar fällt.

Wieder einmal hat sich dabei die von Saudi-Arabien und Russland angeführte Opec plus als arbeits- und kompromissfähig erwiesen. Einige Länder wie beispielsweise Russland oder Nationen aus Afrika haben ihre Quoten leicht gekürzt, um sie mit den tatsächlichen Produktionsmengen in Einklang zu bringen, während den Vereinigten Arabischen Emiraten zusätzliche 200.000 bpd zugestanden wurden. Damit haben sich die Mitglieder des Kartells nach längerem Feilschen auf einen für alle tragbaren Kompromiss geeinigt. Vor allem aber ist die enge Zusammenarbeit zwischen Saudi-Arabien und Russland intakt, mit der freiwilligen zusätzlichen Kürzung stützt Saudi-Arabien den Ölpreis und hält damit Russland den Rücken frei.

Vor allem aber widersetzt sich die saudische Führung damit erneut offen den Wünschen der USA, die mit Blick auf die hohe Inflation und die durch die Sanktionen schweren Belastungen für die mit den USA verbündeten Länder auf einen deutlich niedrigeren Ölpreis Wert legen. Im Zusammenhang mit den Kürzungen der jüngeren Vergangenheit hatte es bereits stets Kritik aus Washington gegeben, wo sich das sogenannte Nopec-Gesetz im parlamentarischen Prozess befindet, mit dem effektiv Sanktionen gegen die Opec und Saudi-Arabien verhängt würden. Dem saudischen Ölminister geht es offensichtlich aber auch darum, den Shortsellern auf dem Ölmarkt empfindliche Verluste beizubringen. Prinz Abdulaziz bin-Salman hatte bereits im Jahr 2020 Warnungen gegen diese Gruppe von Marktteilnehmern ausgesprochen und sich kurz vor dem jüngsten Treffen ähnlich geäußert.

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