Politischer Zank mit den USA belastet die Lira
sts Frankfurt – Am Tag vor dem heutigen Zinsentscheid der türkischen Notenbank hat die Lira unter Druck gestanden. Dafür wurden insbesondere politische Gründe angeführt. Für einen Dollar wurde am Mittwoch mit 5,8906 Lira so viel wie zuletzt im Oktober gezahlt. Der Euro verteuerte sich auf 6,5980 Lira und handelte im späten europäischen Geschäft 0,5 % höher bei 6,5803 Lira.”Die türkische Lira wird zum Spielball der politischen Beziehungen zwischen den USA und der Türkei”, sagte Analyst Salah-Eddine Bouhmidi vom Brokerhaus DailyFX. “Präsident Erdogan goss weiteres Öl ins Feuer, indem er unmissverständlich klarmachte, dass die Türkei in Sachen iranische Ölimporte nicht den USA gehorchen werde.” Die USA wollen Ölexporte Irans komplett verhindern und streichen bisherige Ausnahmeregelungen. Für Verwunderung sorgte zudem Erdogans Rechtfertigung des vor 100 Jahren durch das Osmanische Reich begonnenen Völkermordes an den Armeniern.In dem Streit um das Öl verliere die Türkei doppelt, sagte Commerzbank-Analyst Tatha Ghose. Schließlich heize der Ölpreisanstieg die Inflation an. Diese könnte die Schwelle von 20 % bald wieder überschreiten. Dennoch gilt unter Marktakteuren als ausgemacht, dass die türkische Zentralbank den Leitzins heute bei 24 % belassen wird. Sollte jedoch die Inflationsrate wieder anziehen und der Leitzins nicht steigen, so würden die sinkenden Realzinsen wohl zu Abflüssen aus der Lira führen.Mit Spannung erwarten Marktakteure zudem Aufklärung zu einer mutmaßlich 20 Mrd. Dollar großen Lücke in der Statistik zu den ausländischen Dollar-Beständen. Die Notenbank will dazu bis nächsten Dienstag eine Erklärung abgeben. Diese Lücke hatte im März J.P. Morgan zu einer negativen Einschätzung hinsichtlich der Lira bewogen, was wiederum verbale Attacken Erdogans gegen die Bank und daraufhin einen Lira-Absturz auslöste.