Reflation Trade treibt Renditen an
kjo Frankfurt
Am Staatsanleihemarkt der Eurozone, aber auch an anderen Staatstitelmärkten setzen die Anleger auf eine sogenannte Reflationierung der Wirtschaft und damit auf den Reflation Trade. Sie stellen sich darauf ein, dass die umfangreichen Maßnahmen der Regierungen im Zusammenhang mit der Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie sowie die flankierenden Programme der Zentralbanken zu höheren Inflationsraten führen werden. Das würde zu einem strafferen Kurs in der Geldpolitik und damit höheren Leitzinsen führen. Für den Staatsanleihemarkt bedeutete dies ebenfalls höhere Anleiherenditen.
Am Markt wird mittlerweile aber auch schon darauf hingewiesen, dass die Bewegung bei den Anleiherenditen bereits eine gewisse Eigendynamik erreicht hat, d.h., höhere Anleiherenditen führen selbst wieder zu höheren Anleiherenditen. Mehr und mehr Anleger springen auf den Zug auf mit der gleichen Positionierung, was den Renditeauftrieb und auch den Trend zu einer steileren Bundkurve weiter begünstigt. Nach –0,35% am Dienstag ging die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe gestern bis auf –0,33% herauf. Dann kam es am Markt aber zu Gewinnmitnahmen, so dass die Renditen später wieder den Rückwärtsgang einlegten. Im späten europäischen Handel lag die zehnjährige Bundrendite dann wieder bei –0,37%.
Der Bund war gestern am Primärmarkt aktiv. Er ging an das lange Marktende, d.h. in den 30-jährigen Laufzeitenbereich. Die bis 2048 laufende Bundesanleihe stockte die Deutsche Finanzagentur, die für das Bund-Schuldenmanagement zuständig ist, um 1,5 auf nun 27 Mrd. Euro auf. Seitens der Banken kamen Bietungen im Umfang von 1,616 Mrd. Euro. Davon entfielen 644 Mill. Euro auf Kursgebote und 972 Mill. Euro auf Gebote ohne Kursangabe. In die Zuteilung gingen Papiere für 1,2324 Mrd. Euro ab einem Kurs von 130,96%. Der gewogene Durchschnittskurs lag bei 131,08%. Die Anleger bekamen das Papier zur durchschnittlichen Rendite von 0,10%. Titel für 267,6 Mill Euro gingen in die Marktpflegequote.
Die Hamburger Hochbahn emittierte einen Green Bond über 500 Mill. Euro. Der bis Februar 2031 laufende Titel ging zum Spread von 27 Basispunkten an die Anleger. Es gab Orders von mehr als 3 Mrd. Euro.