GastbeitragAnlagethema im Brennpunkt (293)

Regelmäßige Einkommen aus Kapitalanlage – ein Trend auch für Europa

Das Erzielen regelmäßiger Einkommen aus Kapitalanlage ist in Asien stark als Anlagemotiv verankert. Das könnte auch in Europa zum Trend werden.

Regelmäßige Einkommen aus Kapitalanlage – ein Trend auch für Europa

Gastbeitrag: Anlagethema im Brennpunkt (293)

Regelmäßige Einkommen
aus Kapitalanlage

101,4 Mrd. Euro – das ist laut Statistischem Bundesamt die Gesamtsumme der Vermögen, die 2022 in Deutschland per Erbschaft oder Schenkung übertragen wurden. Der Betrag liegt zwar unter den Höchstständen der Jahre 2021 und 2009, beziffert aber etwas, das bereits seit längerem bekannt ist: Die späteren Baby Boomer – also die während des Wirtschaftswunders in den 1950er bis etwa Mitte der 1960er Jahre Geborenen – sowie die Generation X (zwischen 1965 und 1979 Geborene) sind die ersten Alterskohorten in Deutschland, denen in der Breite Erbschaften hinterlassen werden. Sie sind hierzulande die erste Erbengeneration überhaupt.

Rente reicht nicht

Dieselbe Generation ist allerdings zunehmend mit der Herausforderung konfrontiert, dass die gesetzliche Rente zur Finanzierung eines sorgenfreien Lebensabends immer weniger ausreicht. Entsprach die sogenannte Standardrente Ende der 1970 Jahre noch fast 60% des durchschnittlichen Arbeitnehmereinkommens, könnte sie laut Modellrechnungen der Rentenversicherung Bund bis 2035 auf gut 45% sinken. Konsequenterweise wird in der Rentendiskussion zunehmend auf eine Stärkung der zweiten und dritten Säule der Alterssicherung – betriebliche und private Altersvorsorge – gedrungen.

Ein Aspekt, der in diesem Zusammenhang in Deutschland noch vergleichsweise wenig beachtet wird, künftig aber an Bedeutung gewinnen dürfte, ist die Generierung regelmäßiger Einkommen aus Kapitalanlage. Typischerweise stehen bei Investment-Entscheidungen Fragen zum Renditepotenzial und zu den Risiken im Vordergrund, und diese Themen sind auch zweifelsfrei sehr wichtig. Höhe und Frequenz laufender Ausschüttungen – sei es in Form von Zinsen, sei es per Dividendenzahlungen – rangieren hingegen zumeist eher hinten auf der Prioritätenliste. Ausnahmen hierbei bilden vor allem Stiftungen oder Family Offices, denen vielfach daran gelegen ist, unter der Mindestanforderung des Kapitalerhalts auskömmliche Ausschüttungen zu generieren, etwa zur Finanzierung des Stiftungszwecks.

Nach vorne schauend dürften derartige Überlegungen vom Grundsatz her aber auch für mehr und mehr Privatanleger relevant werden. Dies gilt etwa für Erben sowie Anleger, die finanzielle Vorsorge betrieben haben. Nicht zuletzt aus dem altruistischen Grund, den eigenen Nachfahren gegebenenfalls selbst etwas vererben zu wollen, dürften Viele das aufgebaute Vermögen nicht „verfrühstücken“, sondern vielmehr davon nachhaltig ernten wollen. Sprich, das monatlich zur Verfügung stehende Einkommen soll aufgebessert, die Vermögenssubstanz dabei aber so weit wie möglich geschont werden. Regelmäßige Kapitaleinkommen dürften aber auch für jüngere Generationen interessant sein, deren Lebenseinstellung sich vielfach von der ihrer Eltern unterscheidet – Stichwort Work-Life-Balance. Bei einer bewussten Entscheidung für Teilzeit-Arbeit können laufend auf das Konto fließende Kapitaleinkünfte den Verzicht auf Arbeitseinkommen zumindest teilweise kompensieren.

Interessanterweise ist ein derartiges Erzielen regelmäßiger Einkommen aus Kapitalanlage in Asien stark als Anlagemotiv verankert. Hier entscheiden sich schon fast traditionell viele Anleger dazu, den Kapitalmarkt „für sich arbeiten zu lassen“. Sprich, das Arbeitseinkommen wird durch laufende Kapitaleinkommen aufgebessert. Dieser Trend spiegelt sich auch im Geschäft von AllianzGI in Asien wider: So werden von der fast 40 Mrd. Euro schweren Strategie „Allianz Income and Growth“, die sich nicht nur hierzulande, sondern insbesondere auch in Asien einer großen Beliebtheit erfreut, dort vor allem Anteilklassen mit monatlichen Ausschüttungen nachgefragt.

Trend kommt aus Asien

Angesichts der skizzierten soziodemografischen Entwicklungen spricht einiges dafür, dass ein derartiger Trend von Asien auch nach Europa übergreifen kann. Mit Blick auf Anlagespektrum und Diversifikation bieten sich zur Generierung regelmäßiger Kapitaleinkommen vor allem Fonds als Investment-Vehikel an. Denn diese können weltweit nach Dividendentiteln Ausschau halten und regelmäßig attraktive Kupons vereinnahmen und dann beides laufend ausschütten.

Thomas Linker ist Head of Distribution Germany & Austria bei Allianz Global Investors.

Thomas Linker

Head of Distribution Germany & Austria bei Allianz Global Investors