Run auf Staatsanleihen sollte anhalten
Von Kai Johannsen, FrankfurtDie Renditen der Staatsanleihen der Eurozone fallen immer tiefer in den Negativbereich. Am Freitag der abgelaufenen Woche sackte – zumindest vorübergehend – die Rendite der 30-jährigen Bundesanleihe ebenfalls ins Minus. Damit war die komplette Zinsstrukturkurve gebildet aus den Bundesanleihen mit Restlaufzeiten von unter einem Jahr bis hin zu 30 Jahren Fälligkeit in den negativen Bereich abgetaucht. Bei den niederländischen Papieren wurde eine komplette Kurve im Minus knapp verfehlt, denn die Rendite der 30-jährigen Papiere blieb noch leicht im positiven Bereich. In den kommenden Tagen könnte also durchaus ein neuer Anlauf unternommen werden, so dass mit den Niederlanden dann vier Länder – Dänemark, Schweiz und Deutschland – mit ihrer Zinskurve komplett im Minus liegen.Denn an Unsicherheit mangelt es den Märkten nicht. US-Präsident Donald Trump hatte am Freitag der abgelaufenen Woche zum 1. September Sonderzölle auf bisher davon verschonte chinesische Waren im Volumen von 300 Mrd. Dollar angekündigt. Die Hoffnungen auf eine Einigung in dem andauernden Zollstreit beider Länder wurden damit wieder geringer. Damit bleibt die Nachfrage nach Sicherheit hoch. Die Anleger werden weiterhin die sicheren Häfen wie die Bundesanleihen ansteuern. Sie suchen aber auch verstärkt nach Rendite. Das treibt die Bondrenditen derjenigen Emittenten nach unten, die auf bestimmten Teilen ihrer Kurve noch eine positive Rendite ausweisen können. So profitieren etwa Staaten aus Eurozonenperipherieländern bei langen Laufzeiten von diesem Trend. In der neuen Woche dürften sich weite Anlegerkreise dann auch weiterhin bei den High-Yieldern von Corporates bedienen. Diese Sätze gehen dann auch weiter zurück.Am Primärmarkt dürfte es in den kommenden Handelstagen in den Reihen der Staaten eher ruhig zugehen. Die meisten Länder gehen derzeit wegen der Sommerpause nicht an den Markt. Die Emissionsaktivität ist auch in den vergangenen Tagen zum Beispiel bei den Corporates fast völlig zum Erliegen gekommen. Nur Deutschland stockt in der neuen Handelswoche die fünfjährigen Papiere um 4 Mrd. Euro auf. – Leitartikel Seite 6